Kapitel 31 - Königlicher Dorftrottel

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„Ja, davon habe ich auch schon einmal gehört, aber nur von einem, der einen kannte, der einen kannte, dessen Schwester und deren Cousin ist das auch schon einmal passiert. Wie das halt immer so ist. Viele Spekulationen und Gerüchte, wenig Wahrheit über diese Lebensschuld.“, sage ich und schiele zu Keira rüber, deren Lippen noch immer ziemlich blau aussehen, aber wenigstens nicht mehr  gänzlich so aussieht wie zum Eiszapfen erstarrt. Wer weiß, was sie alles erleiden musste. Sie war ziemlich lang weg. Fast 90 Minuten. Irgendwie habe ich mir Sorgen um sie gemacht, hatte ein echt schlechtes Gefühl bei der Sache, dass sie  nicht wieder kommt. Ich sollte mir eigentlich keine Sorgen um eine Sitien machen. Immerhin ist es sehr wahrscheinlich, dass sie die nächsten Tage gar nicht überlebt. Ich habe schon genug Menschen in meinem Leben verloren… Schnell richte ich meine Gedanken wieder auf Keira. Was wollen die Asperitas nur von ihr? Aus welchem Grund haben sie sie so lang gefoltert? Ist schon irgendwie komisch. Vor allem, weil ich es immer nur zehn Minuten ausgehalten habe und dann in Ohnmacht gefallen bin und nicht mehr aufgewacht bin. Sie scheint ganz schön zäh zu sein. Vielleicht wird sie es ja doch schaffen, das ganze zu überleben. Aber an ihrer Stelle… würde ich mein Leben auch beenden. Nichts ist schlimmer als das Schicksal das sie erwartet, wenn sie sich verwandelt. Wenn es denn stimmt, was sie sagt, dass sie noch keinen umgebracht hat. Immerhin ist sie Ärztin…

„Ich habe auch nur davon gehört. Niemand konnte mir genaueres sagen. Das scheint nicht allzu oft vorzukommen. Kann ich mir gar nicht richtig vorstellen.“, sagt dieser Typ, der mit Keira im Schlepptau ins Zimmer gestolpert kam. Haha, gestolpert ist gut. Wäre ich nicht da gewesen und hätte sie aufgefangen, dann wäre sie mit dem Gesicht voran auf den Boden gescheppert. Gott sei Dank waren auch meine Ketten lang genug gewesen, um das zuzulassen. Gott sei Dank. Ich wüsste nicht, ob mich diese Ketten dann noch an Ort und Stelle halten würden. Ich will nicht schon wieder jemanden umbringen, wegen diesem verdammten Blutrausch. Noch ein paar Leichen mehr und die Asperitas pflastern ihren Boden mit mir. Kopfwunden bluten auch noch immer so verdammt heftig…

„Hey, Typ. Von welchem Stern kommst du eigentlich? Vampire sind pure Egoisten. Mir kommt das total logisch vor, dass es nicht oft vorkommt. Und wie ich das sehe, sind wir nicht sonderlich beliebt. Wer würde uns also retten wollen? Welche Mensch kennen wir schon lang genug, dass er uns retten kann?“, patze ich den Typ voll. Der hat ja so was von keine Ahnung. „Erstens: ich heiße Sebastian Stein und nicht Typ. Und was meinst du mit: wir kennen keine Menschen lang genug, dass sie uns das Leben retten. Heißt das, uns können nur Menschen retten?“, fragt er mich mit harter Stimme. „Hey-warte mal. Stein? - Uups, bist du nicht der Sohn vom Schwertmeister des Königs, Johannes Stein?“ „Ja, wieso?“, fragt er mich misstrauisch. „Ach nichts, jetzt wird mir einiges klar.“, sage ich unverblümt. Wohlbehütete Kindheit, gute Herkunft, bekam alles in den Arsch gesteckt, was er wollte… Kein Wunder, dass er nichts weiß. Woher auch, er musste sie ja nicht durch Leben kämpfen, wo eine gute Information ein gutes Essen sein kann oder sogar ein weiches Bett mit einer anschmiegsamen Frau darin…

„Wieso, wird dir jetzt einiges klar? Nur weil ich ein Vampir mit Abstammung bin heißt das noch lange nicht, dass ich es in meinem Leben einfach hatte. Und jetzt sag mir, ob das mit den Menschen stimmt. Niemand konnte mir eine richtige Antwort geben, über dieses Band.“, sagte er barsch. Ja klar, er und kein leichtes Leben. Was er wohl für kein leichtes Leben hält? Wenn er seine Diener darüber aufklären muss, dass er kein samtenes Klopapier mehr auf seiner vergoldeten Toilette hat? „Ja, Prinzesschen, es ist wie ich es sagte. Nur Menschen können uns retten. Kann ich sonst noch etwas für euch tun, euer Gnaden?“, antworte ich. Ich kann gar nicht so schnell schauen, da habe ich auch schon ein Messer an meiner Kehle. Huups, ich hab ganz vergessen, dass er ja nicht angekettet ist! Verdammt ist der schnell! „Sag noch ein Mal Prinzesschen zu mir und du hast mein Messer in deiner Kehle stecken. Aber glaub mir, das wird kein schneller Tod sein. Wie du schon erwähntest ist mein Vater der Schwertmeister des Königs und ich wurde von ihm in meiner Kindheit sehr gut ausgebildet. Ich weiß also ganz genau wo ich zustechen muss, dass du sehr lang leidest.“, sagte er kühl und ein Blick in seine Augen sagte mir, dass er nicht scherzt. „Mann, verstehst du keinen Spaß? Tut mir Leid, das sollte echt nur ein Witz sein.“, versuche ich mich herauszureden. Der kühle Stahl an meinem Hals schneidet durch die Haut und ich fühle, wie ein Blutstropfen meinen Hals herunter läuft. Doch es scheint ihn keineswegs zu stören. Er verschwendet nicht einmal einen Blick darauf. Gegen meinen Willen muss ich ihm Respekt zollen. Wie schafft er es nur so beherrscht zu sein?

The HospitalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt