„Wirklich? Ich spüre gar nichts.“, sagt Sebastian und taxiert das Haus, als würde er es mittels Röntgenblick durchleuchten. „Aber das muss nichts heißen. Vater sagte ja, dass die Sitients kurz vor der Verwandlung sehr sensibel ihrer Umwelt gegenüber sind. Am besten gehst du ins Haus und bleibst bei Aurora, während ich mich mit Eric mal in dem Haus umschaue.“ Ich will schon protestieren, da klappt mein Mund auch schon von selbst wieder zu, weil das Band Sebastians Angst ungefiltert auf mich überträgt. „Also gut, ich bleibe von dem gruseligen Haus weg und passe auf Aurora auf. Versprich mir bitte, dass du vorsichtig bist, ja?“, bitte ich ihn nun und fühle, wie ein Teil meiner Angst ähnlich wie bei Sebastian durch das Band fließt. Es ist ein wunderbares Gefühl, unsere Gefühle, auch wenn es keine positiven sind, zu teilen. Es macht uns unendlich stark.
Schnellen Schrittes laufen wir ins Haus hinein. Sebastian erklärt Eric die Lage. Dieser nickt nur knapp und schaut mich warnend an. „Wehe, Aurora passiert etwas, während wir weg sind. Dann schwöre ich dir, wird dich nichts vor meinem Zorn retten. Auch dein Schoßhündchen nicht.“ Mit dem Kopf nickt er in Sebastians Richtung und betitelt ihn somit als das eben benannte kleine Hündchen.
„Ganz ruhig, Eric. Die gefährliche Phase der Verwandlung ist noch einige Stunden hin. Wir haben es jetzt kurz vor sechs. Kein Grund zur Sorge. Die ersten Anzeichen sollten erst morgen Früh auftreten.
Doch das scheint Auroras Vater kein bisschen zu genügen. Sein Gesicht mit der riesigen Narbe kann einem schon ganz schön Angst einjagen, denke ich wieder. Schon als wir uns im Krankenhaus das erste Mal begegnet sind, wollte ich diesem Mann am Besten nicht wieder begegnen. Und schon gar nicht im Dunkeln oder irgendwelchen gruseligen Häusern, auch wenn er auf meiner Seite spielt und nicht auf der Gegnerischen.
„Na gut, da das jetzt geklärt ist, können wir uns ja ausrüsten und mal drüben vorbei schauen, oder?“, erklärt Sebastian ein wenig verärgert.
Mit einem letzten bösen Blick auf mich bedeutet Eric Sebastian ihm zu folgen. Zu zweit verschwinden sie in der oberen Etage. Ich suche derweilen Aurora und schaue mich unauffällig im Haus um. Sauber scheint es hier zu sein, trotz unseres kurzfristig angekündigten Besuchs. Auch eine so hübsche Einrichtung habe ich einem solch ungehobelten Klotz nicht zugetraut. Die Wände sind mit geschmackvollen Bildern behängt, die Möbel sind alle farblich untereinander perfekt abgestimmt.
Ich finde Aurora in einer kleinen, eigens für sie eingerichteten Ecke im Wohnzimmer. Dort sitzt sie auf dem Teppich, hält ihre Puppe im Arm und wurschtelt mit ihren kleinen Fingern am Kleid des Püppchens herum. Es sieht schon ganz zerknauscht aus von ihrer Behandlung. Sie bemerkt nicht, dass ich ins Wohnzimmer gekommen bin und knetet weiter an der Kleidung der Puppe herum.
Erst als ich mich zu ihr auf den Teppich hocke, hebt sie ihren Blick und schaut mich an. „Tante Keira!“, seufzt sie erleichtert und kuschelt sich sogleich in meinen Schoß. „Es ist so schön, dass du da bist.“ Ich lege reflexartig die Hände um den kleinen Körper und atme ihren sauberen, kindlichen Duft ein. Ich kann spüren, wie sehr Aurora gerade diese Kuscheleinheit benötigt. Allzu viel wird sie davon in letzter Zeit nicht von Eric abbekommen haben. Das Bild, wie der narbige, gruselig aussehende Mann mit einem kleinen Mädchen knuddelt, kann in meinem Kopf gar nicht entstehen, so abstrus kommt es mir vor.
Dank meiner guten Ohren höre ich, dass die Männer gleich die Treppe herunter kommen. Sie sprechen leise miteinander. „Danke, dass du mit kommst Eric.“ Erst grummelt er nur etwas unverständliches und antwortet dann: „Ich kann dich zwar nicht besonders leiden, aber ich kann es nicht ändern, dass ich von nun an für immer mit dir zu tun habe. Außerdem vertraue ich deinem Urteil, dass dieses Haus Gefahr ausstrahlt. Wenn das jemand einschätzen kann, dann der Sohn des Schwertmeisters.“, höre ich Eriscs Stimme sagen. „Danke.“, antwortet Sebastian schlicht. „Ich könnte von nun an sowieso nicht mehr in Ruhe leben, bis ich dieses Nest da drüber ausgeräuchert habe. Ich könnte es nicht ertragen, falls Aurora etwas zustieße. Bist du wirklich sicher, dass sie bei dieser... Frau gut aufgehoben ist?“, fragt Eric noch einmal nach. „Ganz sicher. Aber ich denke es ist hundertprozentig sicher, wenn wir uns einfach davon überzeugen, was drüben los ist und dann ganz schnell wieder verschwinden. Das sollte das sicherste sein, wenn wir beide wieder so schnell wie möglich von hier abhauen.“ Die Männer scheinen sich einig zu sein und kommen nun im Stillen Einverständnis die Treppen hinunter.
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The Hospital
FantasiKaum hat Keira ihre Arbeitsstelle angetreten, passen merkwürdige Dinge. Dinge, die sie schon einmal erlebt und verdrängt hat. Dinge, die sie nie wieder zu erleben gehofft hat. Dazu kommt, dass ihr erster Patient sie wie magisch anzieht und sie nich...