Kapitel 74

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~ Lena's Sicht ~
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•3 Wochen später•
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Ich war wieder gesund. Noch nicht ganz, ich hatte noch eine leichte Erkältung, aber mir ging es wieder viel besser. Ich saß auf meiner Fensterbank und sah nach draußen. Es regnete. Ich zählte die Regentropfen an meinem Fenster um mich abzulenken. Abzulenken von der schrecklichen Wahrheit. Von meiner Vergangenheit. Immer in der alten Heimat erinnerte ich mich alles. Besonders wie ich mich bei meinen Eltern verabschiedete. Sie sagten ich würde ein paar Wochen weg sein. Ein paar Wochen? Ich war 4 Jahre dort. 4 verdammte Jahre. Die heißen Tränen liefen über meine kalte Wange. Es fühlte sich so an als würden die Tränen sich in meine Haut brennen. Weg wischen brachte nichts. Es kamen wieder neue. Ich war vorhin schon bei meinen Eltern gewesen. Ich wollte nur dass sie mich ablenken oder trösten. Nichts davon haben sie gemacht. Sie haben nur gesagt, dass ich lernen muss damit umzugehen. Ich will doch nur Eltern die mich trösten wenn ich heule. Als ich klein war haben sie das noch gemacht. Jetzt nicht mehr. Sie meinen immer sie müssten sich drangewöhnen dass ich so groß geworden bin. Meien Brüder sind älter als ich und sie kommen blendend mit ihnen klar. Ich sah auf mein Handy und lächelte. Andre hatte geschrieben dass er in 1 Stunde bei mir wäre. Die 2 ½ Wochen ohne ihn waren schrecklich. Ich lag den ganzen Tag nur im Bett und heulte. Heulte, weil meine Vergangenheit mich verfolgte. Ich dachte ich hätte damit abgeschlossen, doch das hatte ich nicht. Noch lange nicht. Ich lief zu meinem Bett und holte das Messer. Ich hatte ein Messer unter meinem Kopfkissen liegen. Für den Notfall. Ich setzte mich wieder auf meine Fensterbank und zog mein Pulli hoch. Das Messer war kalt und spitz. Ich dachte an meine Eltern und legte das Messer an meinen Bauch. Ich dachte an Andre und legte es neben mich. Ich wollte für ihn aufhören. Ich würde es schaffen. Mit ihm. Mit meinen Freunden. Mit meiner Community. Ich brauchte nur Unterstützung und dann würde ich es schaffen. Bloß wann? Wie lange brauchte ich dafür? Wie lange musste ich noch stark sein? Selbst das stärkste Mädchen ist irgendwann schwach. Ich wischte die Tränen von meiner Wange und lächelte leicht. Ich dachte an Andre. Er unterstützte mich immer noch, dabei war ich ein riesen Problemfall. Ich merkte wie ich anfing zu zittern. Mir war kalt, doch ich wollte die Heizung nicht anmachen. Ich hörte wie meine Tür sich leicht öffnete. Ich dachte es sei meine Mutter und beachtete es nicht. Plötzlich räusperte jemand. Ich drehte mich um und sah Andre. Ich lächelte und wischte mir die Tränen weg. Er kam zu mir und ich hüpfte von der Fensterbank. Endlich konnte mich jemand trösten. Ich unarmte ihn und wollte ihn gar nicht mehr los lassen. Ich löste mich von ihm und er wischte mit seinen Daumen meine Tränen weg. Ich lächelte. Endlich hatte ich ihn wieder. Er beugte sich zu mir runter und küsste mich. Als er sich wieder von mir löste lächelte er mit mir um die Wette. Er sah auf dir Fensterbank und sah das Messer. Er fragte vorsichtig: "Hast du dich wieder geritzt?" Er schluckte und sah mich auffordernd an. Ich sagte stolz: "Nein." und zog mein Pulli hoch um ihm meine Narben zu zeigen. Er lächelte stolz und nahm das Messer. Er legte es auf einen Schrank auf den ich ohne Stuhl nicht dran kam. Er tat viel dafür dass ich aufhörte. Ich wollte immer mehr aufhöten. Einfach um ihn stolz zu machen. Um ihm alles wieder zurück zu geben.
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