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Blake/Diana:

Das durfte nicht sein...
Dieses strahlende Braun. Es kam mir so vor, als würde ich direkt in ihre Seele sehen. Als würde ich durch diese Augen alles sehen. Diese Augen schienen meine Sichtweise und mein Weltbild zu verändern. Dieses Gefühl hatte ich bisher noch nie, weder bei Alessio, noch bei Sebastian.
Was hatte das nun zu bedeuten? Ich verstand wirklich gar nichts mehr.
Musste alles so kompliziert sein?

Ich wollte doch nur ein normales, einfaches Leben.
Naja, mein Leben war alles, nur nicht normal.
Ich meine, ich bin ein Werwolf. Aber dennoch musste es doch eine Möglichkeit geben, einigermaßen normal leben zu können.

Dieses ständige Wegrennen.
Dieses ständige Verstecken.
Dieses ständige Fürchten...

Auf all das würde ich gerne verzichten. Ich wollte nicht dauernd um das Leben meiner Familie bangen...
Apropos Familie...konnten sie Mum und Dad retten..?

Ich schüttelte mich mal wieder. Wann würde ich aufhören an das Rudel zu denken?
An ihn zu denken...?
Es musste doch möglich sein, dieses Leben hinter sich lassen zu können.

Ehm... Diana, langsam mach' ich mir echt Sorgen. Du schüttelst dich ständig. Das ist nicht normal...

Er wollte noch etwas sagen, doch in dem Moment kam schon Vincent mit der kleinen weißen Wölfin. Sie sah so atemberaubend schön aus. Dieses weiße lange Fell und diese schokobraunen, fast schwarzen Augen.

Keine Ahnung wieso, oder warum, aber ich mochte sie auf Anhieb. Diese freundliche Aura, dieses Erscheinungsbild. Sie war einfach zum Knuddeln.
Vorsichtig schleppte ich mich in ihre Richtung, dass meine Wunden noch immer etwas bluteten, ignorierte ich.
Als wir uns dann schlussendlich gegenüber standen, sah ich wie ihre Augen vor Faszination strahlten.

DU bist EINE. DU bist wie ICH. Eine WEIßE WÖLFIN!

Ich lächelte sie an.
Wie sie sich gerade fühlen musste, sich freute, konnte ich ziemlich nachvollziehen. Ich war immer alleine und dachte bis vor kurzem auch noch, ich würde es immer noch seien.
Ok, ich sollte wirklich NICHT mehr zurück schauen.

Ja, das bin ich. Ich wusste es würde noch weiße Wölfe geben. Es ist unmöglich, eine ganze Art auszulöschen und es ist unglaublich, dich jetzt kennenzulernen.

Ja...das ist es. Ich bin nicht alleine.

Aus irgendeinem Grund wurde ich plötzlich umgeschmissen. Darauf war ich nicht vorbereitet, denn sie kuschelte sich an mich.
Das Gefühl war atemberaubend. Sie kannte mich nicht und empfand so. Wären meine Schmerzen nur nicht gewesen, denn diese brachten mich dazu, in diesem außergewöhnlichen Augenblick, aufzujaulen.
Sie sprang sofort zur Seite, senkte den Kopf und sah mich nicht an. Ich wollte direkt zu ihr, nur konnte ich mich gerade nicht wirklich bewegen, weshalb ich nur weiter wimmernd daliegen bleiben konnte.

Vivi, es ist alles ok. Ihr tun bloß ihre Wunden weh. Du hast keine Schuld, dass hätte jedem in diesem Moment passieren können.

Aber ist es nicht. Es ist mir passiert..

Vivien, es ist wirklich alles gut, du kannst Pascal ruhig glauben. Er mag zwar mein kleiner Bruder sein und ziemlich oft falsch liegen, aber in diesem Fall liegt er richtig. Das hätte jedem passieren können, also Kopf hoch, Kleines.

Sie redeten noch ein wenig, da die Kleine sich die Schuld gab, was sie aber wirklich nicht musste. Nachdem ich einpaar Mal durchgeatmet hatte, stand ich, mit zusammengebissenen Zähnen, wieder auf und sah die junge Wölfin an.

Du hast wirklich...keine Schuld. Ich bin verletzt, ja. Aber ich bin verletzt zu euch gekommen, also denk' nicht drüber nach.

Ich sagte ihr das in einem ruhigen Ton und stupste sie an. Sie sollte sich wirklich keine Schuld geben. Ich hatte endlich jemanden gefunden, der vielleicht wie ich sein könnte.
Auf jeden Fall wollte ich die Kleine besser kennenlernen. Also hatte ich für meinen Aufenthalt hier schon eine Aufgabe und mal sehen, wie lange ich vorhatte zu bleiben. Normalerweise müsste ich direkt wieder verschwinden, denn ich war mir ziemlich sicher, dass Pascal nun auch mein Mate war.

Vermutlich habe ich überall Probleme, wo auch immer ich hingehe...kann ich nicht einfach wie eine normale Wölfin leben...?

Immer noch so viele ungelöste Fragen und Probleme, ob die jemals gelöst werden können, steht wahrscheinlich ebenfalls in Frage.
Die Kleine blickte mich vorsichtig an und bekam direkt wieder leuchtende Augen. Ich liebte es jetzt schon, in diese schokobraunen Wolfsaugen zu sehen.
Sie faszinierten mich.

Wenn du verletzt bist, solltest du so schnell wie möglich zum Rudelarzt. Komm ich bring dich hin und begleite dich. Worauf wartest du noch? Ich bin übrigens Vivien, aber du kannst mich ruhig Vivi nennen. Wer bist du eigentlich? Woher kommst du? Kannst du gut Geschichten erzählen?

Ich musste lachen, sie war so voller Energie und überglücklich und wollte anscheinend alles von mir wissen. Nur wo sollte ich anfangen und wie viel konnte und durfte ich ihr erzählen, ohne dass man herauszufindet, wer ich wirklich bin?
Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich sie nicht wirklich anlügen konnte..
Ich mochte sie.
Ich hatte das Bedürfnis sie beschützen zu müssen.

Vermutlich werde ich wirklich nicht so schnell abhauen, denn ich konnte sie nicht einfach alleine lassen. Nicht wenn sie jetzt schon so überglücklich war. So gefühllos war ich nicht und würde es nie sein. Auch wenn ich vorhatte, mein altes Leben hinter mir zu lassen, war und würde ich dennoch irgendwie Blake Summer sein und somit auch das letzte Alpha-Weibchen.

Es musste doch auch einen anderen Weg geben, als wegzulaufen.

Vielleicht finde ich hier als Diana Black ein paar Informationen, die mir helfen könnten zu verstehen, was es heißt ein Alpha-Weibchen zu sein, was auf mich zu kommt, oder ob ich irgendwas beachten musste.
Schließlich war doch jedes Chaos zu lösen, ich musste also nur den richtigen Weg finden und die richtige Möglichkeit.

Vivi, mach mal halblang, es ist verständlich dass du viele Fragen an Diana hast, nur lass sie doch erst einmal ankommen.

Das wäre eine gute Idee, ich hatte eh vor ihr zu zeigen, wo alles ist und wo sie schlafen kann. Vivi, möchtest du mir dabei helfen?

Ja, ich bleibe bei ihr, aber erst gehen wir zum Rudelarzt.

Sie klang richtig bestimmend, was mich wieder zum Schmunzeln brachte, somit nickte ich zustimmend.

So machen wir das.

Pascal und Vivien gingen vor und ich humpelte hinterher, mal sehen wie es wird, hier zu bleiben und ob ich Fragen auf meine Herkunft und auf meine "Bestimmung" finden würde.

Das Letzte Alpha-WeibchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt