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Blake:

Nun verstand ich gar nichts mehr.
Wir kamen uns doch gerade wieder näher und nun das..?
Ich seufzte, als mich Sebastian abführte.
Mein Arm schien zu pochen, als er diesen unsanft festhielt um mich hinter sich herziehen zu können.
Vivi ging es vermutlich nicht anders...und ich war schuld.
Wann würde endlich wieder etwas klappen?
Klappen und nicht schief gehen?
Sebastian zog uns immer tiefer in den Keller des Rudelhauses, ehe er uns in einen eisernen Käfig schubste.
Groß war was anderes, doch immerhin hatten wir etwas Platz.
Vivi drückte sich direkt ängstlich an mich, sie vertraute auf mich, dass sah ich ihr an.
Doch was sollte ich tun, hatte ich nicht schon genug getan, immerhin war ich der Grund, wieso sie nun hier war.
Hier an diesem Ort.
Als mir dann eine Idee in den Sinn kam, hätte ich gleich wissen müssen, dass mein altes Rudel nicht ganz so dumm war, ich wollte mich in meine Wölfin verwandeln, doch irgendwas blockierte diesen Vorgang.
Das bekannte Kribbeln war zwar anwesend, doch es klappte nicht.
Und schon waren wir wieder beim Klappen.
Wann und vor allem wo sollte mal etwas klappen oder funktionieren?
Sebastian schenkte mir ein entschuldigendes Lächeln.
Lächeln, dass war das letzte, was ich gerade tun konnte.
Am liebsten hätte ich irgend jemanden umgebracht, doch es gab nur mich und Vivi in diesem Käfig.
Ihr etwas anzutun kam nicht für mich in Frage.
“Es tut mir leid..“, hauchte ich und strich ihr über den Rücken, “Hab keine Angst, ja? Ich lass mir schon noch was einfallen.“
Leichter gesagt als getan, was sollte ich mir auch einfallen lassen?
Wir saßen fest und schuld daran war ich, ich alleine, sowie meine dämlichen Entscheidungen.

Die...die lassen uns schon wieder raus.
Meinte Vivi blauäugig, sie traute sich nicht ihre menschliche Gestalt zu zeigen, doch sie zitterte, so als versuche der Käfig sie zu dieser zu zwingen.
Sie hatte keine Ahnung, genauso wenig wie ich bis zu diesem Zeitpunkt, doch wir bemerkten recht schnell, dass sie uns nicht so früh herauslassen werden, falls sie das überhaupt wollen.

Wie viel Zeit war vergangen? Wochen?
Monate?
Ich wusste es nicht, Vivi hatte ihren Kampf gegen den Käfig recht schnell verloren und war gezwungen ihre menschliche Gestalt einzunehmen. Seitdem war ich in Gesellschaft eines Kindes mit braunen Haaren, Augen und niedliche Sommersprossen.
Sie war entblößt, deshalb ich ihr mein Oberteil gab.
Meine Blöße war mir egal, sowie meine Rippen die hervorstanden.
Ich ass wenig, sehr wenig und überließ der Kleinen den Rest.
Doch wie lange würde ich das noch durchstehen?
Meine Kräfte ließen nach, ließen mich im Stich, jede verstrichene Minute mehr.
Ich hielt es schon gar nicht mehr für möglich, doch nach gefühlten Monaten, welche sich als 4 Wochen herausstellten, trat eine, mir bekannte, Gestalt an den Käfig. Alessio.
Sofort zog ich scharf die Luft ein. Sah er nicht, dass ich ihn brauchte?
“Alessio.“, erklang meine Stimme heiser, während Vivi ängstlich meine Hand drückte.
Er reagierte nicht, sondern musterte mich.
War...zeichnete sich Trauer in seinen Blick?
Irritiert sah ich in seine Augen und schien in seine Seele sehen zu können und zum ersten mal seit Wochen schienen meine Kräfte wieder zu mir finden zu können.
Mit einem heiseren und kehligen Knurren trat meine menschliche Gestalt beiseite und meine Wölfin nahm jenen Platz ein.
Der Käfig hatte den Anschein, als wäre er kleiner geworden, was nun an meiner Größe lag.
Alessios Augen geweitet vor Staunen. Hoffnung machte sich in mir breit.
Hoffnung, die ich sogleich nutzen  wollte.
Doch anstatt meine Kräfte gegenüber dem Käfig anzuwenden legte ich die Ohren an und  ließ mich auf meine Vorderpfoten fallen.
Unterwerfung.
Bitte lass es funktionieren..
Aus meinen großen Augen blickte ich in die seine und sofort seufzte er und öffnete den Käfig.
“Ich kann das nicht..“, flüsterte er und stürzte sich auf mich, wo er sofort seine Arme um meinen Hals schlang.
Irritiert ließ ich es zu.
Woher hatte er plötzlich diese Stimmungsschwankungen?
Kaum hatten sich seine Hände um meinen Hals geschlossen konnte ich nicht anders als wohlig zu Brummen.
Absurd wenn man bedenkt, dass aus Liebe Hass wurde und aus Hass wiederum Liebe.
Ich kicherte und drückte mich eng an ihn.
Alles was ich brauchte schien er zu sein, war er es schon immer?
“Ich war dumm..mehr als dumm. Ich hätte dich unterstützen sollen, dir Mut zureden sollen... dir zu hören sollen.“, schluchzte er.
Wenn er jetzt anfangen würde zu weinen...
Ich schüttelte mich.
Blake, denk nicht mal dran, doch auch dieser 'Befehl' meinerseits wurde missachtet und ich fand mich nackt, in menschen Gestalt in seinen Armen, während mit Träne um Träne die Wangen herunterliefen.
“Nicht...“, hauchte er unfähig mit der Lage umgehen zu können.
Sanfte Küsse fingen an meine Haut zu bedecken.
Meinen Haaransatz, meine Stirn, meine Nase, meine Lippen.
Überall landeten zärtliche, drängende und gierige Küsse.
Leidenschaft, Trauer, Bedauern, Wut und Hass zeichneten sich unter diesen Berührungen ab, aber vor allem Liebe.
Meine Hand suchte nach seiner, ehe sie jene feste drückte.
Ich krallte mich förmlich an ihm, hoffte, dass ich ihn nicht mehr loslassen müsste, doch ich musste als der Drang entstand über seine Lippe zu streichen.
Niemals hätte ich gedacht, dass meine Gefühle mich so kontrollieren würde.
Jede Faser meines Körpers wollte sich an ihn drücken, ihn begrüßen, ihn festhalten.
War das Liebe?
Konnte man das noch dazu ordnen?
Vermutlich, schließlich war es das, was ich empfand.
Liebe.
Liebe, die ich nie zugeben wollte.
Liebe, die ich mir erst selbst eingestehen musste.
Ich liebte diesen Mann, er war mein Wolf und zusammen würden wir alles schaffen können.
Dass ich das mal glauben würde, ich erkenne die Blake nicht mehr wieder, welche ich jetzt war.
Sie war so anders als jene, die nach Forks gezogen war und einen Jungen kennen lernte.
3 Jahre, waren das tatsächlich drei Jahre?
Unglaublich.
Ich lächelte und war glücklich.
Vivi war längst wieder in der Gestalt des Wolfes, als mich Alessio auf Händen hinauf ins Haus trug.
Würde nun alles wie zuvor werden?
Voller Harmonie, ohne Sorgen?
Sorgen...
Ich schloss die Augen und schüttelte meinen Kopf, Sorgen würden immer da bleiben, das wusste ich.
Doch ich schien wieder eine gemeinsame Zukunft mit Alessio zu haben.
Eine, sie stärker als alles andere sein würde.
Das Kribbeln und Knistern zwischen uns nahm zu, als er mich aufs Bett legte.
Alles würde sich ändern, mal wieder.
Doch diesmal freute ich mich mehr denn je.
“Ich liebe dich..“, hörte ich in weiter ferne.
Es war seine Stimme, doch ich konnte nicht antworten, das Bett und seine Arme waren ein Ort mit Geborgenheit, etwas was ich lange nicht mehr zu spüren bekommen habe.
Und so glitt ich ins Reich der Träume...gespannt was auf uns zu kommen mochte.

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