55

1.7K 100 18
                                    

Blake/Diana:

Nun war ich schon über eine Woche bei Pascal, Vincent, Vivien und den beiden großen Rudeln.
Eine Woche, in der ich ohne Schwierigkeiten Diana war.
Eine Woche, in der ich nicht einmal an meine Familie dachte. Bis heute.
Ich konnte dieses Versteck-Spiel nicht mehr, es war einfach falsch...
Meine Freunde fehlten mir...
Freunde, die zur Familie wurden...
Freunde, die mir gezeigt haben, was es heißt zu leben.
Ich hab ihnen so viel zu verdanken und was mach ich? Ich schmeiß alle mit einem Ohrzucken weg, ohne irgendwie die Gefühle der anderen zu berücksichtigen.

Diese Gedanken brachten mich seit langer Zeit mal wieder dazu, dass ich meine Ohren hängen ließ und meinen Blick senkte.
Doch diese Bewegung, oder auch mein Stimmungswechsel blieben nicht unbemerkt, da Vivi die ganze Zeit bei mir blieb. Sie stupste mich neugierig und interessiert an, war aber zugleich auch ziemlich besorgt.

Was hast du?

Die Kleine ist mir mittlerweile so ans Herz gewachsen, sie war wie eine Schwester für mich.
Einer Schwester, welcher ich auf gar keinen Fall weh tun mochte, doch das wird wohl oder übel passieren, sollte sie die Wahrheit herausbekommen...
Und da die Wahrheit bekanntlich immer aufgedeckt wird, wird es dazu kommen, dass sie Enttäuschung gegenüber mir verspürt.

Nix, Vivi, es ist alles ok.

Ich versuchte meine Ohren wieder aufzurichten, doch egal wie sehr ich es versuchte, ich schaffte es nicht.
Ich hatte keine Kraft mehr, dass zu Verleugnen, was ich war.
Ich war nicht Diana, ich war Blake.
Ich war auch kein einfacher Wolf, oder weißer Wolf, ich war das letzte Alpha-Weibchen.
Mit diesem erneuten Finden stand ich auf und hörte auf meine Aura und die Kraft meines Wolfes zu unterdrücken, was direkt Folgen mir sich brachte.
Es stürmten etliche Wölfe auf mich zu und um kreisten mich. Sie lauerten und warteten auf einen Befehl, dass wusste ich.
Einem Befehl, der nun mein Leben entscheiden würde. Ich versuchte auszumachen, wie viele Wölfe um mich kreisten, allerdings war dies durch das kreisen der Wölfe nicht möglich.
Vivi knurrte, man sah ihr an, dass sie gar nichts von all dem verstand.

Haut ab! Lasst sie in Ruhe, verschwindet!!

Diese 5-Wörter schrie und knurrte sie immer wieder, doch keiner der Wölfe schenkte ihr auch nur ansatzweise einen Blick, sie waren alle auf mich fixiert.
Vielleicht war es doch nicht so gut gewesen, dass ich meine Deckung von jetzt auf gleich aufgab.
Die Wölfe teilten sich an einer Stelle so auf, dass eine Kluft entstand, diese Kluft gingen die beiden Alphas entlang.
Ich schluckte schwer..
Ein falsches Wort, oder eine falsche Bewegung und sie könnten mich ohne Probleme töten.

Diana, schön, dass wir auch mal erfahren, was du bist. Wie konntest du deine Identität solange geheim halten?

Ich blieb stumm, dies würde zwar ebenfalls nicht der richtige Weg sein, allerdings würde ich so nicht noch mehr durch meine Große Klappe zerstören.
Dass dachte ich zumindest.

Pascal geht das Ganze falsch an. Wir sind froh nun erfahren zu können, wer du genau bist.
Und es ist uns eine Ehre, dass du dich jetzt genau bei uns aufhältst.

Ehre?!? Sie hat uns ausgenutzt. Ausgenutzt und betrogen. Und die Lügen nicht vergessen.

Ganz ruhig, kleiner Bruder. Wie man sieht hatte sie ihre Gründe.

Ja, ich hatte meine Gründe und ich werde auch Gastfreundschaft nicht weiter beanspruchen.

Nun gut,pass auf dich auf.

Ich machte einen Schritt Richtung Wald, doch eine braun-schwarze Wölfin stieß mich um, sie knurrte mich an.
Ich musste mich zwingen tief ein und aus zu atmen, da ich ziemlich leicht reizbar geworden bin, seitdem ich erfahren hatte, was ich war.

Was soll das?

Du bist schuld. Schuld an allem!

Ich knurrte und fletschte kurz reflexartig die Zähne, ich hatte nun keine Lust darauf der Schuldtragende zu werden, also setzte ich zum Sprint an, als ich bemerkte, dass Vivi klammerte.

Was ist hier los? Warum passiert das alles?
Du sagtest du bleibst.

Ich sah sie entschuldigend an und sprach so sanft, wie ich nur konnte mit ihr.

Ich weiß, dass ich das gesagt habe, doch ich kann nicht mehr...
Ich muss zurück nach hause, zu meiner Familie. Zu meinen Freunden, zu meinem Leben.

Du hast es versprochen!! Lass mich nicht alleine....bitte.

Was sollte ich nun machen? Ich konnte sie nicht völlig enttäuscht zurück lassen.
Das wäre nicht ich gewesen.
Ich musste für sie sorgen, zumindest habe ich mir das in meiner Zeit hier zur Aufgabe gemacht.
Schnell überdachte ich mögliche Vor- und Nachteile meiner Idee.

Ich werde dich auch nicht alleine lassen, du wirst mit mir kommen und wir werden direkt aufbrechen.

Ihre Augen strahlten, als ich ihr dies mitteilte. Und jetzt, wo ich kurz vorm Aufbruch war, merkte ich, dass meine Gefühle zu Pascal gar nicht so authentisch waren, wie ich die ganze Zeit gedacht hatte.
Ich freute mich richtig auf Mina, Taylor und Alessio. Wie es Ihnen wohl ergangen ist?
Obwohl, einiges wusste ich ja bereits..
Und an diesem Leiden war nur ich schuld.
Ich weiß noch nicht mal, ob sie mich so einfach wieder aufnehmen, ich meine ich bin freiwillig gegangen und haben ihnen seelische Schmerzen zugefügt..
Irgendwie wäre es doch nicht richtig, nach alldem wieder heimzukären.

Wirklich? Ich darf mit?

Diese Aufregung in ihrer Stimme brachte mich zum Lachen, nur da ich in Wolfsgestalt war, hörte sich dieses Lachen alles andere als angenehm an.

Entschuldige, aber sicher darfst du mit.

Für mich gab es keine andere Alternative, womit ich Pascal und Vincent strenge Blicke zu warf, welchen sie nicht widersprechen konnten.
Da das nun geklärt war, lief ich durch den Wald in Richtung Heimat.
Auf meinem Weg hatte ich dir ganze Zeit eine junge Wölfin, welche aufgeregt neben mir her hüpfte.
Sollte ich ohne Ankündigung ankommen?
Ich schüttelte den Kopf, ich musste Alessio kontaktieren.
Doch dazu konnte ich meinen Mut nicht finden, womit ich es bei Mina versuchte.

Mina?

Statt einer Antwort fühlte ich plötzlich ein Gefühl, welches man nicht freiwillig​ fühlen wollen würde.
Es schmerzte. Solche Schmerzen konnten nichts gutes verheißen. Doch was meine Sorge steigern ließ war die Tatsache, dass der Schmerz plötzlich aufhörte und ein Gefühl der Leere entstand.

Vivien!

Ich schrie die junge Wölfin an und rannte, ich musste zu Mina.
Ich musste wissen, was da vor sich ging und somit rannte ich mit meiner Begleitung so schnell, wie wir konnten.
Doch meine Vorahnung verhieß nichts gutes...

Das Letzte Alpha-WeibchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt