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Alessio :

Sie war hier...sie war es wirklich.
Ich konnte es nicht fassen.
War das wahr? War das die Realität?
Unmöglich...sie brach das Band entzwei und verschwand, warum sollte sie wiederkommen, wenn sie sowas tat?
Würde man das machen? Ich war mir nicht sicher, doch das kam sowieso selten vor.
Oder war sie einfach hier, weil sie sich nun selbst akzeptierte?
Sie gab sicherlich dem Alpha-Weibchen eine Chance.
Sie gab sich die Chance, die gebraucht wurde.
Nur deshalb war sie hier...nicht wegen mir.
Nicht mehr..

Ich ließ sie nicht aus den Augen und stellte fest, dass sie Mina und Tay nur berührte, diese Berührung sorgte dafür, dass beide direkt aufsprangen, so als hätten sie eben nicht um ihr Leben gekämpft.
Unweigerlich musste ich schlucken.
Nun würde es nicht leichter werden, sondern schwerer.
Sie akzeptierte sich.
Sie hatte gelernt wer sie war und wie sie damit umgehen musste. Nun, nun erlangte sie ihre vollständige Macht.
Die Macht, die uns den Untergang bringen könnte, oder uns retten würde.
Doch sie entschied das.
Sie würde für Leben, oder für Tod sorgen.
Allerdings würden diese Entscheidungen ebenfalls ihren Preis mit sich bringen.
Mina und Tay lebten noch, sie half ihnen dabei wieder zu sich zu kommen, doch jemanden, der bereits tot war, wieder auferstehen zu lassen, könnte ihr eigenes Leben kosten.
Diese Erkenntnis brachte mich zum Erschaudern.
Sie könnte sterben, wenn sie das tat, was sie für richtig hielt...
Zwar wurde unser Band zerstört, doch ich könnte niemals ihren Tod durchgehen lassen.
Immerhin war sie weiterhin meine Mate, mein Mädchen.

Mit diesem Gedanken musste ich sie einfach spüren, ich musste sie berühren und so drückte ich meinen Kopf leicht gegen ihren.
Ein überraschtes Blinzeln entstand.
Das Kribbeln, es war noch da.
Doch es war nicht nur da, es war umso stärker, so als wäre das Band nie gekappt worden, sondern lediglich verstärkt.
Sie, die weiße Wölfin begann zu Brummen und ein Lächeln bildete sich auf meiner Wolfschnauze, ehe ich ein Wort hörte, welches die Stimmung vollständig zerstörte.
'Untergang.'

Blake waren Verwirrung, Angst, Sorge und Unsicherheit anzusehen.
Diese Gefühle waren normal, zumindest würde man das denken, doch Mina schnappte sich Tay und verschwand.
Sie hatte Angst.
Angst vor dem, was kommen konnte und so starrte die weiße Wölfin unsicher zu mir.
Blake wirkte hilflos und ihrer Außenwelt ausgeliefert.
Was sie wohl in den letzten Monaten durchmachen musste...?
Untergang...?
Die weißen Ohren legten sich an und sie machte sich kleiner.
Auch in mir machte sich Verzweiflung und Hilflosigkeit breit.
Shhhh...
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich sie hören konnte und zwar nur ich, sie kommunizierte mit mir auf die Weise, in der keiner außer mir ihre Gedanken zu hören bekam.
Das Band, es war tatsächlich noch da.
Mit geweiteten Augen blickte ich zu ihr und auch sie schüttelte ungläubig.
Wie war das möglich?
Ich beschloss bei Gelegenheit meinen Vater zu fragen, auch wenn die nächste Zeit ruhiger verlaufen würde, würde eine der härtesten Zeiten auf uns zu kommen.
Meine Schnauze traf das Fell von Blake.
Es gab so vieles, was ich über sie erfahren, wollte.
Wo war sie, mit wem hatte sie verkehrt?
Existierte unsere Liebe noch...?
Die Wölfin nickte und so machten wir und auf dem Weg zum Rudelhaus.
Nach meiner Verwandlung trat ich in mein Zimmer und starrte an die Decke.
Es hat seine Zeit gedauert, bis ich mit mir selbst einstimmte, dass ich ihr Zeit geben werde und sie nicht bedränge.
Zu oft hatte ich das Falsche getan, zu oft hatte ich sie verloren.
Sie war zurück und nur das zählte.
Nach einiger Zeit fielen mir die Augen zu und ich glitt ins Land der Träume, als Blake mein Zimmer betreten haben musste.
Ohne es zu bemerken trat sie an mein Bett und strich mir meine, mittlerweilen, langen Haare aus dem Gesicht, als meine Augen sich öffneten.
Mein Blick traf auf ihr bezauberndes Lächeln, es existierte tatsächlich noch.
Schüchtern und unsicher strich sich mein Mädchen eine Strähne hinters Ohr.
„Ich...äh...ich...", stammelte sie, woraufhin ich einfach stumm sitzen blieb.
Reden konnte ich nicht..
Zugegebenermaßen ich traute mich nicht, sie war zwar zurück, doch würde es so sein wie damals, wie vor einigen Monaten?
Mein Blick senkte sich, auch wenn ich sie lieben mochte, konnte ich ihr verzeihen..?,
Waren ihre Taten verzeihlich?
Sie nickte, als würde sie verstehen und nahm meine Hand in ihre, während ich den Augenkontakt mied.
„Ich weiß....ich habe Mist gebaut..
Naja...das ist nicht das richtige Wort, aber du weißt, was ich meine..
Das einzige, was ich konnte war zu lügen.
Immer und immer wieder, ohne überhaupt nachzudenken...", ihre Stimme brach weg und sie begann zu schluchzen. „..ich habe alles zerstört...
Dir und dem Rudel weh getan...aber ich...ich bin wieder da."
Ohne es wirklich zu wollen, lachte ich auf.
'Wieder da', als würde diese Aussagen das einzige sein, was überhaupt zählte.
Unbewusst hatte ich eine Entscheidung getroffen.
Vertrauen und Verzeihen waren mit den gegebenen Umständen unmöglich.
Schweren Herzens stand ich auf.
„Sebastian, weg mit ihr und nimm die Kleine mi...-"
„NEIN!", schreiend unterbrach sie mich, doch ich knurrte nur und formte meine Augen zu schlitzen.
„Und nimm die Kleine mit.", beendete ich meinen Satz, keine Minute später stand er im Raum und führte Blake ab.
Sie hätte nicht wieder kommen sollen.
Es war ein Fehler.
Und so langsam sah ich ein, dass sie ein Fehler war, niemals hätte ich mich in sie verlieben dürfen.
Das Schicksal ist ein mieser Verräter, immer mehr verstand ich diese Aussage.
Immer mehr traf sie zu.
Blake war mein Schicksal, oder sollte es einst werden, doch sie war schon lange nicht mehr vertrauenswürdig.
Wohlmöglich sogar eine Verräterin.
Sie würde das Tageslicht nicht mehr wieder sehen.
Ihr Wissen musste sicher gestellt werden und anhand der Prophezeiung schien es sicherer zu sein sie zum schweigen zu bringen.
Doch...konnte ich ihren Tod verantworten oder gar durchführen?
Würde ihr Ende die Rettung unserer Spezies sein, oder würde mit ihrem Ende die Auslöschung schneller heranschreiten?
Ich kratzte mich am Kopf und schmiss meine Nachttischlampe gegen die Tür, nachdem Sebastian Blake abgeführt und den Raum hinter sich gelassen hatte.
Wie sollte es nun weiter gehen...?

Das Letzte Alpha-WeibchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt