Date im Büro mit Pizza

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Diego

"Diego? Könnte ich Morgen eher Schluss machen?" fragt mich Ramiro. Er arbeitet schon seit der Ladeneröffnung hier und ist wie ein kleiner Bruder für mich.
"Na klar. Dürfte ich auch den Grund wissen?" frage ich neugierig und er beginnt zu grinsen.
"Ich hab dir doch schon mal von Ludmila erzählt oder?"
"Ja, klar. Die blonde, die schon öfters hier war" erinnere ich mich.
"Wir wollen Morgen was Essen gehen und ich würde ja vorher auch noch gern nach Hause mich frisch machen"
"Kein Problem Ramiro, du darfst eher gehen"
"Ich danke dir...ich mach mich mal wieder an die Arbeit"

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"Wir haben schon geschlossen" rufe ich, als ich das Windspiel höre, welches ertönt, wenn jemand den Laden betritt.
"Ich bin auch nur hier um dich abzuholen" höre ich dann die Stimme von Ámbar, ehe ich sie sehe.
"Hey, was machst du denn hier?" frage ich grinsend und komme ihr entgegen.
"Dich abholen" erwidert sie und küsst mich.
"Waren wir verabredet"
"Nein, ich komme ganz spontan hier her oder hast du keine Zeit?"
"Doch, klar. Für dich habe ich immer Zeit"
"Diego? Ich mach los" sagt Ramiro und kommt zu uns gelaufen.
"Oh, ich habe Sie gar nicht gesehen" murmelt er, als er Ámbar an meiner Seite erblickt.
"Ámbar, das ist mein Arbeitskollege Ramiro. Ramiro, meine Freundin Ámbar" stelle ich die beiden einander vor und sie schütteln sich die Hände.
"Also dann, wir sehen uns Morgen Diego. War nett dich kennengelernt zu haben Ámbar" verabschiedet Ramiro sich.
"Ebenso" spricht Ámbar und dann ist er auch schon fort. Grinsend dreht Ámbar sich zu mir.
"Ich bin also deine Freundin?"
"Als was hätte ich dich denn sonst vorstellen sollen?"
"Keine Ahnung, aber ich finde 'meine Freundin' klingt gut"
"Das finde ich allerdings auch" erwidere ich und küsse sie erneut.
"Ich müsste nochmal auf Toilette und dann können wir auch los"
"Einfach hier hinten durch die Tür gehen" sage ich und zeige da hin.
"Bis gleich"
Während Ámbar auf Toilette geht, gehe ich an die Eingangstür, um zu zuschließen, als ich meinen Vater sehe. Mit schnellen Schritten kommt er zur Tür gelaufen und geht an mir vorbei in den Laden.
"Dad. Was kann ich diesmal für dich tun? Möchtest du wieder nachsehen, ob ich irgendwo Drogen anbaue oder sie direkt auf dem Ladentisch nehme?" frage ich genervt.
"Du weißt doch Diego, nur ein Routinebesuch" sagt er mit einem selbstgefälligen Grinsen und sieht sich um.
"Es hat sich im letzten Monat nichts geändert" brumme ich und hoffe er verschwindet bald wieder.
"Das werde ich schon noch sehen" sagt er und nimmt alles wieder genau unter die Lupe. Und dann ist Ámbar auch schon zurück.
"Von mir aus können wir- Oh habe ich euch unterbrochen?" fragt sie, als sie meinen Vater sieht.
"Nein, alles gut. Von mir aus können wir gehen, ich denke mal es ist alles geklärt" sage ich und blicke meine Vater böse an.
"Wieso stellst du uns nicht einander vor mein Sohn?" fragt er. Ámbar wirkt sichtlich schockiert und ich würde ihn am liebsten jetzt in diesem Moment rauswerfen.
"Aber natürlich" antworte ich überfreundlich, "Papa, das ist meine Freundin Ámbar. Ámbar, das ist Luis, mein Dad" stelle ich sie vor und sie geben sich die Hand. 
"Wieso habe ich noch nichts von deinem Liebesglück gehört?" fragt er weiter. Er macht das nur um mich zu provozieren, aber vor Ámbar werde ich ganz bestimmt nicht ausflippen.
"Es ist noch ziemlich frisch, außerdem sehe ich dich ja nicht jeden Tag" antworte ich ihm.
"Ich würde euch gern zum Essen einladen, wie wäre es mit jetzt gleich? Dann erfahre ich gleich noch ein bisschen was"
Ámbar, die mittlerweile neben mir steht und ich tauschen Blicke aus.
"Vielen Dank für die Einladung, aber wir sind leider schon verplant, heute passt es wirklich ganz schlecht" sage ich ab.
"Ganz sicher?" 
"Ja, das können wir nicht verschieben, tut mir leid"
"Aber nächste Woche habt ihr bestimmt mal einen Abend Zeit für mich"
"Aber sicher doch. Ich will dich ja nicht rauswerfen, aber wir wollen dann auch los" 
"Ich habe schon verstanden. Es hat mich gefreut, wir sehen uns dann nächste Woche" verabschiedet er sich. Erleichtert schließe ich die Tür hinter ihm zu.
"Ich glaube wir müssen reden" sagt Ámbar ernst.
"Soll ich uns Pizza hier herbestellen? Ich glaube das wird länger" frage ich unsicher.
"Salami bitte" antwortet sie. Ich nicke und gehe hinter die Theke wo das Telefon steht. Ich bestelle uns Pizza und dann gehen wir in mein kleines provisorisches Büro.
"Zu aller erst möchte ich mich entschuldigen" bitte ich sie um Verzeihung. Während ich sitze, lehnt sie am Schreibtisch und sieht mich sauer an.
"Du hast mich angelogen..und das an unserem ersten Abend"
"Ich weiß und es tut mir wahnsinnig leid"
"Wieso hast du das gemacht?"
"Weil ich ihn hasse und er für mich im Leben keine Rolle spielt" schmettere ich ihr die Wahrheit ins Gesicht.
"Und warum? Was hat er gemacht?"
"Er hat meine Mutter und mich allein gelassen, als wir ihn gebraucht haben"
"Willst du dir jetzt alles aus der Nase ziehen lassen?"
"Das ist nicht so einfach über sowas zu reden, okay?"
"Es tut mir leid, ich will dich nicht drängen, aber ich versteh es einfach nicht" sagt sie und streicht mir kurz durch die Haare. Ich schließe genüsslich die Augen und atme durch.
"Vertraust du mir?" fragt sie und ich nicke.
"Wir haben damals in Barcelona nicht das beste Leben gehabt. Wir waren zwar nicht arm, aber es gab Familien die waren gefühlt 100 Schichten über uns. Und eines Tages ist mein Vater dann abgehauen. Sie hatten schon die ganze Zeit Eheprobleme, aber einfach abzuhauen, das hat ihm keiner zugetraut. Dementsprechend war das erstmal ein totaler Schock. Mein Papa hatte uns ernährt und als er weg war musste meine Mutter sich schnell einen Job suchen und versuchen uns über dem Wasser zu halten. Ich hab dann auch am Wochenende Zeitung ausgetragen um ihr zu helfen. Meine Großeltern haben auch geholfen, wo sie nur konnten, aber es war schwer. Und dann hat meine Mutter mit Glücksspiel angefangen. Ich war erst total dagegen, aber das hatte ja nichts gebracht, ich mein ich war damals 13, was soll ich schon ausrichten?...und dann, nach Jahren haben wir gewonnen. Der Jackpot lag bei einem Zweistelligen Millionenbetrag und nur zwei andere haben auch gewonnen. Von jetzt auf gleich waren wir reich. Wir haben uns ein Haus gekauft und das Geld zurückgezahlt, was meine Großeltern uns gegeben haben. Wir waren wieder glücklich. Als ich 17 war ist meine Mutter krank geworden. Lungenkrebs, im Endstadium. Die Ärzte haben jahrelang nichts gemerkt. Jahrelang. Ist das vorstellbar? Die Ärzte haben doch den Job sowas festzustellen und wann stellen sie das fest? Dann, wenn es zu spät ist!"
"Hey, beruhige dich" unterbricht Ámbar mich, da ich mich schon wieder in Rage geredet habe. Es klopft an der Hintertür, die in mein Büro führt. Ich stehe auf und öffne sie.
"Hey" sagt Andres zur Begrüßung. Er ist ein guter Freund von mir, den ich schon seit Jahren kenne. Ich bestelle öfters bei ihm, da ich ja nicht allzu begabt bin, was das kochen angeht.
"So spät noch am arbeiten?" fragt er freundlich.
"Nein, ein Date im Büro mit Pizza" mischt Ámbar sich mit einem Lächeln ein. Ihre anfängliche Wut scheint verflogen.
"Oh, na dann will ich nicht weiter stören" schmunzelt mein Kumpel und drückt mir die Pizzen, sowie die Weinflasche in die Hand. ich stelle sie auf dem Tisch ab und bezahle ihn.
"Da ist aber heute jemand spendabel" witzelt er.
"Hab auch meine guten Tage, also wir sehen uns"
"Machts gut"
"Ciao"
"Du kennst auch alles und jeden oder?" fragt sie und ich öffne die Weinflasche.
"Hab da so meine Kontakte" erwidere ich und hole noch zwei Gläser.
"Und wer fährt dann heute?"
"Ich trink nur ein Glas, da passiert nicht viel"
"Wenn wir dann angehalten werden und du deinen Führerschein verlierst, fahre ich dich nicht überall hin"
Der Wein ist eingeschenkt und jetzt sitzen wir beide in meinem Büro und essen Pizza.
"Da du dich wieder beruhigt hast..willst du weiterreden?"
"Ich kürze das jetzt einfach mal alles ab, sonst sitze ich am Ende mit aufgeplatzter Hand hier, weil ich gegen die Wand geschlagen habe oder total verheult..okay...also lange da war meine Mutter eben nicht mehr und ich sollte alles erben. Haus, Geld, alles was sie besitzt hat. Ich war noch minderjährig, deswegen haben meine Großeltern erstmal alles verwaltet. Und dann ist mein Papa aufgetaucht, mit seinen teuersten Anwälten. Frag mich nicht wo das Geld herkam, aber er hat sich durchgesetzt irgendwie. Keine Ahnung was er illegales veranstaltet hat, aber naja. Kurz gesagt, er hatte die Gewalt über das Geld und das bis heute. Ich komme einfach nicht daran und alles was ich mir aufgebaut habe nur durch Papis 'Ja'. Wenn er dagegen war, dann durfte ich das nicht machen"
"Aber es funktioniert doch oder? Du hast einen Laden, eine riesen Bude"
"Er sucht nur nach einem Fehler von mir. Er kommt zufällig mal vorbei und sucht nach Fehlern. Ein Fehler von mir und das Geld gehört nur ihm. Er ist krank. Er hat Drogendealer zu mir geschickt, die mir was andrehen wollten. Er war kurz davor mich verprügeln zu lassen. Ich kann ihm nichts nachweisen, aber es sind seine Ideen. Er ist ein Wichser und wenn ich könnte, dann würde ich ihn unter die Erde bringen"
"Was meinst du mit kurz davor verprügeln zu lassen?"
"Er hatte Leute auf mich angesetzt. Wäre ich Invalide, dann würde er alles bekommen..aber so viel Anstand hat er noch besessen und es nicht getan"
"Und das mit den Drogen?"
"Ich hab ein einziges Mal in meinem Leben Drogen genommen und das hat er gesehen. Es war kurz nach dem Tod meiner Mutter, ich war fertig mit der Welt, es war eine dumme Teenagersünde"
"Aber dann hätte er dich doch verpfeifen können"
"Er ist ein Schwein, er will das ich langsam zu Grunde gehe, deshalb hat er versucht das ich abhängig werde, mich selbst zerstöre..aber das hat nicht funktioniert und das wird auch nicht funktionieren. Ich habe mein Leben im Griff, ich weiß was ich will und ich bin stark genug mich gegen ihn zu wehren"
"Und wie willst du dich wehren?"
"Matteos Bruder ist Anwalt. Er hat in Yale studiert, kennt sich in dem Gebiet super aus, exzellenter Abschluss. Wir grübeln seit Monaten was wir tun könnten"
"Hat deine Mutter nichts hinterlassen?"
"Nein. Wir hätten niemals gedacht das er zurückkommt"
"Hast du versucht gegen ihn vorzugehen?"
"Ja, aber es gibt kein Schlupfloch. Ich hoffe nur wir kommen bald zu einer Lösung"
"Das wird schon, du bist doch hartnäckig und intelligent, dir fällt sicherlich was ein"
"Ich hoffe es"
"Ich danke dir für dein Vertrauen, ich denke mal es wissen nicht viele davon?"
"Matteo, sein Bruder und du. Aber ich konnte dich ja schlecht weiter anlügen"
"Ich kann dich jetzt sogar verstehen, wieso du nichts gesagt hast"
"Ich hab das auch nur gemacht um dich nicht unnötig zu belasten"
Ámbar legt ihren leeren Karton auf meinen und stellt die beiden weg, ehe sie auf meinem Schoß platznimmt.
"Aus dir ist ein ganz toller Mann geworden" sagt sie und wuschelt mir durch die Haare.
"Das ist aber süß von dir, so kenne ich dich ja gar nicht"
"Auch ich kann romantisch sein, aber eins musst du mir noch verraten. Wieso ein Blumenladen?"
Lachend drücke ich ihr einen Kuss auf die Lippen.
"Ich mochte früher schon Pflanzen. Biologie war mein Lieblingsfach und Zuhause habe ich immer den kleinen Garten auf Vordermann gebracht und mich gekümmert"
"Und warum hast du es nie studiert?"
"Keine Lust, ich wollte selbstständig werden und mein Dad war einverstanden. Außerdem habe ich auch in andere Unternehmen investiert. Der Club, in dem wir uns kennengelernt haben..der gehört zur Hälfte mir. Es ist sicher sein Geld in Immobilien anzulegen"
"Aber damit vergrößerst du doch nur das Vermögen deines Vaters"
"Ich wiege ihn in Sicherheit, bis wir einen Weg finden ihn fertig zu machen"
"Ich werde dir helfen, wo ich nur kann"
"Dankeschön"
"Dafür ist eine Freundin ja schließlich da"
"Freundin, das klingt so neu für mich...aber ich finde jetzt schon großen gefallen daran" sage ich mit einem Lächeln im Gesicht und küsse sie wieder.

Uff, das war wieder viel Hintergrundstory, aber immerhin hat einer von beiden jetzt mal ausgepackt😅🤗

1:34 Uhr, gute Zeit um upzudaten😂👌



Her SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt