Fehlgeburt

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Diego

Noch eine Woche, dann sehe ich endlich meine Familie wieder. Ich vermisse sie alle jetzt schon schrecklich. Ámbar und ich telefonieren so oft wie möglich, ansonsten schreiben wir. Sie ist in der 27. Schwangerschaftswoche, weswegen ich sie am liebsten mitgenommen hätte, damit ich sichergehen kann, sie übernimmt sich nicht. 

Meine Frau übertreibt es hin und wieder gern. Sie macht das komplette Gegenteil von ausruhen und treibt mich damit in den Wahnsinn. Ich will gar nicht wissen, wie oft sie die Möbel im Haus umdisponiert hat, jetzt wo ich nichts dagegen tun und sagen kann. 

Ich bin in unserem Ferienhaus in Buenos Aires um zu arbeiten. Es geht um einen Club in der Stadt, den ich gerne erwerben will. Dafür muss ich vor Ort sein um alles unter Dach und Fach zu bekommen. Ich versuche wirklich eine Balance zu finden, zwischen Familie und Arbeit, aber es zerrt an mir. Vor Ámbar lasse ich mir das nicht anmerken. Ich bin die Schulter zum anlehnen.

Gerade habe ich ein paar Minuten zum entspannen und ausruhen, weswegen ich es mir auf einem der Liegestühle bequem mache und Richtung Wasser blicke. Die Aussicht ist wunderschön und beruhigend zugleich. Ich schließe meine Augen und versuche etwas ruhig zu werden, als mein Handy klingelt. 

Ich blicke auf mein Smartphone, um zu schauen, wer anruft. 

Victoria. 

"Hey Vic, was gibts?", frage ich meine schwangere Stieftochter gut gelaunt. 

Die Schwangerschaft tut Ámbar und Vicky gut. Das Verhältnis zwischen den beiden ist besser als zuvor. Das macht die Sache auch um einiges erträglicher für Ben und mich. Wir sind ansonsten ziemlich arm dran. 

"Papa, du musst nach Hause kommen", sind die Worte, die mich sofort von der Liege aufschrecken lassen. Sie nennt mich in letzter Zeit wieder öfters Papa, was mich freut. Nico lebt in Italien mit seiner Familie, da habe ich einfach den engeren Bezug zu ihr. 

"Was ist passiert?"

Sie schnieft. Ich hoffe ihrem Kind geht es gut. Ámbar hätte sicherlich schon was erzählt. 

"Das kann ich nicht erklären, aber du musst nach Hause kommen. Sofort", winselt sie weiter und ich sprinte ins Haus zurück, schmeiße schon die Klamotten in meinen Koffer. 

"Okay Vicky, beruhig dich", spreche ich in den Hörer. 

Sie darf sich jetzt nicht aufregen, das schadet dem Kind. 

"Bitte beeil dich", haucht sie, während ich nebenbei den Laptop anmache und mir einen Flug suche. 

"Bitte sagt mir was los ist", bitte ich im Gegenzug, während ich die Internetseiten verzweifelt durchforste. 

"Mama...Mama und euer Baby..sie- sie ist von der Leiter gefallen und dann...und dann hatte sie Blutungen", beginnt Vic zu erzählen und meine Angst wird riesig. Ámbar und dem Kind darf nichts passiert sein, nein.

"Wann war das?", frage ich weiter, da hat sie einfach aufgelegt. 

Ich versuche noch mehrfach sie und dann Ámbar zu erreichen, aber keine von beiden geht ran. Auch Ben reagiert nicht auf meine Anrufe. 

Ich werde wahnsinnig!

Nachdem ich einen überteuerten Flug gefunden und dann gebucht habe, packe ich schnell meine Sachen ein und verschwinde Richtung Flughafen. 

In weniger als drei Stunden geht der Flug, bis dahin muss ich ruhig bleiben und nicht komplett die Nerven verlieren. 

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Ich gebe dem Taxifahrer ein üppiges Trinkgeld dafür, dass er die Verkehrsregeln und Geschwindigkeitsbegrenzungen ignoriert hat, sodass ich schnellstmöglich Zuhause ankomme.

Her SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt