Gut gelaunt betrete ich am Morgen mein Büro, wo Gastón schon ist. Heute geht es endlich weiter mit der Planung für einen neuen Club. Momentan läuft es einfach, sowohl mit dem beruflichen, als auch mit dem privaten. Wenn es morgen noch mit dem Haus klappt, dann habe ich eine regelrechte Glückssträhne.
"Morgen" begrüße ich meinen Kumpel und stelle meine Sachen bei mir auf dem Tisch ab.
"Morgen" erwidert er und ich setze mich auf meinen Tisch, ihm gegenüber.
"Ich habe super Neuigkeiten was das Grundstück betrifft, ich hab mit dem-"
"Diego warte, lass mich zuerst reden" unterbricht er mich, als ich ihm gerade die guten Nachrichten mitteilen will.
"Okay, was ist los?" frage ich verwundert.
"Ich weiß nicht wie ich dir das sagen soll, aber ich steig aus dem Projekt aus"
"Du tust was?"
"Es tut mir leid Diego, aber ich möchte mein eigenes Ding aufbauen"
"Willst du mich verarschen?" rufe ich aufgebracht und springe vom Tisch auf.
"Seit wann hast du schon die Idee?"
"Seit ein paar Monaten"
"Und das sagst du mir jetzt? Noch vor ein paar Wochen warst du so begeistert von einem neuen Club und jetzt lässt du mich im Stich?!"
Ich fasse es nicht! Aufgebracht gehe ich im Büro hin und her und versuche mich zu beherrschen.
"Ich lass dich nicht im Stich! Ich will nur mein eigenes Ding durchziehen"
"Versuchst du gerade irgendwas zu finden um dich zu rechtfertigen?"
"Nein, ich will das du mich verstehst"
"Wie soll ich dich verstehen? Denkst du ich habe vor mit irgendeinem fremden Typen hier zu arbeiten? Wir beide haben einen Vertrag und den hast du zu erfüllen, Punkt aus"
Ohne ihn wäre ich aufgeschmissen. Wir arbeiten jahrelang schon zusammen, warum plötzlich alles beenden?
"Ich dachte du würdest dich freuen und mich unterstützen" schnaubt Gastón und steht nun ebenfalls auf.
"Nicht wenn du sowas hinter meinem Rücken einfach abziehst. Du kannst vergessen das hier jemand fremdes deine Anteile kauft"
"Ich brauche das Geld aber. Entweder du zahlst mich aus oder ich werde jemand anderes finden"
"Denkst du bei mir wächst das Geld auf Bäumen? Wie soll ich dich bitte auszahlen?"
"Frag deinen Dad"
Okay, jetzt reichts.
"Verpiss dich!" brumme ich sauer.
"Ich dachte wir reden jetzt darüber"
"Verpiss dich aus meinem Büro!" knurre ich lauter.
"Diego-"
"Halt die Fresse und verschwinde!" schreie ich, sodass Gastón seine Sachen nimmt und verschwindet. Kaum das die Tür zugefallen ist nehme ich mein halbes Büro auseinander. Meine komplette Existenz steht auf dem Spiel. Ich bin absolut am Arsch. Ich kann das Haus vergessen, ich kann einen weiteren Club vergessen, den Blumenladen erst Recht. Wie soll ich in Zukunft für meine Familie sorgen? Vor lauter Wut schlage ich gegen die Wand, sodass meine Hand anfängt zu bluten, ehe ich anfange das Büro auseinander zu nehmen. In den Trümmern meines Büros setze ich mich einfach auf dem Boden und schließe die Augen. Das ist alles nur ein böser Traum. Gastón hat sich einen blöden Scherz erlaubt, mehr nicht. Er weiß gar nicht was das hier alles für mich bedeutet und wie er gerade meine Zukunft zerstört.---
Verzweifelt suche ich nach einer Lösung. Mir fällt keine ein. Stundenlang sitze ich auf dem Boden. Es ist eine Sackgasse. Eine Sackgasse die mich zerstören wird. Ich brauche dringend jemanden zum reden. Ich nehme mein Handy in die unversehrte Hand und rufe meine beste Freundin an.
"Diego, was kann ich für dich tun?" fragt sie freundlich.
"Hast du Lust zu mir zu kommen?"
"Ist was passiert?"
"Erzähl ich dir später. Also wie sieht es aus?"
"Na klar, ich mach mich auf den Weg. Soll ich was mitbringen?"
"Nein, bis später"
Und dann hab ich auch schon aufgelegt. Ich hoffe Jazmín kann mich auf andere Gedanken bringen, oder mir wenigstens einen Rat geben was ich machen soll. Bevor ich mein Büro verlasse rufe ich noch Ámbar an.
"Hat da etwa jemand Sehnsucht nach mir?" fragt sie und meine Mundwinkel zucken kurz vor Belustigung. Ich habe jede Sekunde, die sie nicht bei mir ist Sehnsucht.
"Hey, ich machs kurz. Ich komm heute nicht zu dir, weil es ziemlich spät wird. Ich will dich dann einfach nicht wecken. Ich schreib dir nochmal, wann ich euch hole wegen der Hausbesichtigung, okay?" bleibe ich dennoch sachlich und ernst.
"Ist alles in Ordnung?" fragt sie verwundert.
"Es ist alles super. Ich muss jetzt auch Schluss machen. Bis Morgen"
"Okay, Ich lie-"
Bevor sie mir antworten kann habe ich schon aufgelegt. Ich will meine Wut nicht an ihr auslassen, weswegen es wirklich besser ist, wenn wir uns heute nicht mehr sehen. Nachdem ich meine Telefonate geklärt habe, nehme ich meine Sachen, und verlasse den Club. Ich steige ins Auto und nach nicht mal zehn Minuten Fahrzeit erreiche ich meine Wohnung. Es ist ungewohnt hier zu sein. Die letzten Wochen und Monate war ich immer bei Ámbar. Ich war nur hier um mal Klamotten zu holen oder Unterlagen die ich brauchte, aber an sich ist es mir fremd geworden. In meiner Wohnung angekommen lege ich die Sachen einfach aufs Sofa, ziehe mein Jacket aus, kremple die Ärmel meines Hemdes nach oben und desinfiziere meine Hand. Anschließend mache ich noch einen Verband dran und schaffe noch etwas Ordnung. Die hat durch meinen seltenen Besuch auch ziemlich gelitten. Ich zwar nicht oft hier, aber bei jedem mal habe ich alles nur noch unübersichtlich irgendwohin geschmissen. Auf der Terrasse nehme ich Platz und warte bis meine beste Freundin endlich klingelt. Ich lasse sie rein und wenig später sitzen wir zusammen draußen und ich erzähle ihr von meinen Problemen. Ich bin froh das ich Jazmín habe. Sie hört mir immer zu und versucht mir gute Ratschläge zu geben.
"Jetzt mal, mal nicht den Teufel an die Wand. Vielleicht findest du ja noch jemanden als Ersatz für Gastón"
"Und wen? Selbst wenn..ich dachte wir wären Freunde. Und dann zieht er hinter meinem Rücken so eine scheiße ab. Er war so begeistert von der Idee und jetzt will er sein eigenes Ding machen"
"Du weißt doch selbst wie es ist, wenn man etwas ganz allein aufbaut. Es ist ein anderes Gefühl. Ich befürworte sein Verhalten nicht, aber kannst du ihn nicht wenigstens ein bisschen verstehen?"
Sie meint es nur gut, sie will keinen Streit und sie will sie auch nicht entscheiden müssen, aber ich kann das nicht auf die leichte Schulter nehmen.
"Ich kann ihn kein bisschen verstehen. Würde ihm was an unserer Freundschaft liegen, dann hätte er das nicht gemacht. Aber so leicht kommt er mir eh nicht davon. Wir haben einen Vertrag und den kann er nicht einfach so auflösen"
Es tut mir ja irgendwie leid, aber dann muss ich rechtliche Schritte einleiten.
"Willst du ihm wirklich im Weg stehen, er will doch nur seinen Traum verwirklichen?"
"Und ich muss um meine Existenz kämpfen. Ich hab eine Familie, die auf mich zählt"
"Diego, du dramatisierst gerade aber wirklich. Nur weil Gastón aussteigt lebst du dann noch lange nicht an der Armutsgrenze. In der Not hilft dir dein Vater, das weißt du"
"Mein Vater, mein Vater, mein Vater" seufze ich genervt und stehe auf.
"Ich will nicht mehr von ihm abhängig sein. Ich versuche alles um mich loszulösen und kaum bin ich dabei falle ich wieder zurück. Es kotzt mich an, dass ich vermutlich nie auf eigenen Beinen stehen werde" motze ich sauer.
"Es fühlt sich an, als würde von der einen auf die andere Sekunde einfach alles in sich zusammenfallen. Heute morgen wache ich noch auf und male mir meine Zukunft in Gedanken aus und jetzt habe ich von Stunde zu Stunde mehr Schiss"
Jazmín steht ebenfalls auf und umarmt mich.
"Du musst dich beruhigen. Wir finden eine Lösung. Es gibt für alles eine Lösung also denk nicht immer so negativ" redet sie auf mich ein und ich versuche wieder in Ruhe zu atmen. Ich muss aufhören mich so aufzuregen, davon bekomm ich nur Herzrasen.
"Wie soll ich das Ámbar erklären?"
Die Verzweiflung steht mir ins Gesicht geschrieben und ich bin ratlos.
"Erzähl ihr einfach was passiert ist und gut?"
"Das kann ich nicht, sie bekommt die Krise. Sie hatte am Anfang schon Schiss, das ihr durch die Schwangerschaft Geld fehlen würde, da musste ich noch klar machen, dass ich für sie sorge"
"Ich hab dir doch aber schon gesagt das du mit der Wahrheit am besten fährst. Ihr könnt das sicherlich in Ruhe klären und so wie ich Ámbar einschätze wird sie das auch verstehen und dir nicht übel nehmen. Du kannst ja nichts dafür, also bitte setz dich nicht so unter Druck"
Das ist leichter gesagt als getan. Ich könnte immer noch durchdrehen. Allein Jazmín hält mich gerade noch so zurück, sodass ich nicht komplett freidrehe. Ich brauche einen Plan! Einen verdammt guten und das am besten sofort!BamBamBam, ein Drama nach dem anderen. :D :/
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Her Secret
FanfictionIn einem Club lernt Ámbar den attraktiven Diego kennen. Die beiden kommen sich schnell näher und genießen ihr Liebesglück..bis Ámbars Geheimnis ans Licht kommt und Diego die Beziehung beendet. Welches Geheimnis hat Ámbar und wieso beendet Diego glei...