Keine Zweisamkeit

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Ámbar

"Endlich hab ich dich für mich" grinst Diego und fährt seinen Sitz etwas nach hinten, ehe ich mich auf seinem Schoß platziere. Keine Ahnung wo wir uns genau befinden, aber hier ist keine Menschenseele. Okay, um diese Uhrzeit würde ich hier normalerweise auch nicht sein. 
"Du hast mich jetzt das ganze Wochenende" erwidere ich und fahre mit meinen Händen durch seine Haare, als er sich nach vorne beugt und seine Lippen auf meine legt. Genüsslich erwidere ich den Kuss und drücke mich noch mehr an ihn. Ich öffne meinen Mund und lasse Diegos Zunge in meinen Mund gleiten, sodass unsere Zungen anfangen miteinander zu spielen, während ich mich an seinem Gürtel zu schaffen mache. Das gestaltet sich komplizierter als gedacht. Ich löse mich von seinen Lippen und schaffe es mit Körpereinsatz endlich den Gürtel, samt Hosenknopf und Reißverschluss zu öffnen.
"Gott sei Dank trägst du ein Kleid" knurrt mein Freund und beißt mir spielerisch in den Hals, als mein Handy klingelt.
"Du gehst da jetzt nicht ran" 
"Und wenn es wichtig ist?"
"Es ist halb vier in der Nacht, was wird denn da so wichtiges sein?"
"Punkt für dich...trotzdem will ich wenigstens wissen wer anruft" erwidere ich und fische mein Handy aus der Tasche. 
"Nico" sage ich verwirrt und nehme den Anruf entgegen, woraufhin Diego mir einen genervten Blick zuwirft. 
"Mami" höre ich die Stimme meiner Tochter.
"Süße. Was ist los, warum ruft du an? Wo ist Daddy?" 
"Ich will nach Hause" schnieft sie, "Ich will zu Diego und dir"
"Pass auf mein Schatz, wir reden gleich nochmal, okay? Gibst du mir ganz schnell Papá?"
"Was ist los?" fragt Diego leise nach. Ich zucke nur unwissend mit den Schultern.
"Ámbar" erklingt dann Nicos Stimme.
"Was ist los Nicolás? Warum ruft Vicky mich an und will nach Hause?"
"Keine Ahnung. Den Tag über war alles gut. Ich hab sie später ins Bett gebracht und vor ein paar Minuten ist sie aufgewacht und seitdem spricht sie nur davon, dass sie zu dir will" schildert er mir die Situation.
"Wir kommen sie abholen" treffe ich eine schnelle Entscheidung und lege dann auf.
"Klär mich auf?" fordert Diego mich dann auf, während ich mich wieder auf dem Beifahrersitz platznehme.
"Vicky will zu uns, sie will nicht bei Nico bleiben. Wir müssen sie abholen" erkläre ich die Kurzfassung, während mein Freund sich untenrum wieder anzieht. 
"Bei dem würde ich auch nicht freiwillig bleiben" erwidert Diego darauf und rückt seinen Sitz wieder zurecht.
"Das ist gerade nicht hilfreich" beschwere ich mich.
"Sollte es auch nicht" 
"Bist du jetzt sauer auf mich?"
"Nein. Ich bin sauer auf den Idioten. Wenn er sich nicht mal um eure Tochter kümmern kann, wie läuft das dann mit dem zweiten Kind ab? Egal ob Junge oder Mädchen, es tut mir jetzt schon leid" 
Mittlerweile sind wir schon auf den Weg zum Haus von Francesca und Nicolás.
"Mich freut das auch nicht, das wir mitten in der Nacht Vicky holen müssen. Hoffentlich war das jetzt eine einmalige Sache" seufze ich.
"Garantiert nicht. Der Typ nimmt die Sache doch eh nicht ernst. Du hast ihm von den Albträumen erzählt. Wenn er unfähig ist Vic zu erklären das sich nicht ändert, dann ist das sein Problem. Sie wendet sich von ihm ab, nicht von dir"
"Und was passiert, wenn wir ihr von unserem Baby erzählen?" 
Wenn ich schon daran denke wird mir übel. Ich will nicht das sie genauso reagiert.
"Dann erklären wir ihr, dass das nichts an der Beziehung zwischen euch ändert. Sie bleibt deine Tochter und du wirst sie immer noch genauso lieben und ihr genug Aufmerksamkeit schenken. Alles bleibt wie vorher, nur das ein kleines Geschwisterchen bekommt" 
Ich weiß das Diego nur versucht mich zu beruhigen und aufzuheitern, aber die Sorge um meine Tochter überwiegt gerade einfach.

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Diego parkt in der Einfahrt des Hauses und gemeinsam begeben wir uns zur Tür. Kurz nachdem ich geklingelt habe wird die Tür aufgerissen und meine Kleine fällt mir in die Arme.
"Hey Süße" begrüße ich sie und gehe in die Hocke. Zärtlich streiche ich ihr über den Rücken und hebe sie dann auf meine Arme. Daraufhin kassiere ich wieder einen bösen Blick von Diego. Ich soll nicht so schwer heben. Trotzdem ist sie meine Tochter und wenn sie getröstet werden muss, dann würde ich sie auch zehn Kilometer weit tragen.
"Danke fürs kommen" begrüßt uns dann Nico und übergibt Diego Vickys Rucksack.
"Wir werden uns darüber nochmal unterhalten, das versprech ich dir!" schnauzt Diego ihn an. Zum Glück nicht jetzt. Ich bin während der Fahrt wirklich müde geworden und habe absolut keinen Nerv für so ein Theater jetzt.
"Wir sehen uns" verabschiede ich mich und trage meine Tochter zum Auto. Glücklicherweise haben wir einen zweiten Kindersitz gekauft, damit Diego immer einen im Auto hat. Meine Tochter will mich gar nicht loslassen, weswegen ich mich mit ihr auf die Rückbank setze. Ihre kleine Hand hält meine die ganze Zeit fest, als hätte sie Angst ich könnte einfach so gehen.
"Möchtest du mir erzählen was passiert ist?" frage ich während der Fahrt, doch Victoria schüttelt nur ihren Kopf. 
"Wir müssen aber darüber reden, sonst kann ich dir doch nicht helfen" probiere ich es erneut. Wieder schüttel sie nur ihren Kopf.
"Lass sie erstmal schlafen, wir klären das morgen" schaltet sich Diego von vorne ein. Vermutlich hat er recht, aus ihr bekomme ich jetzt eh nichts mehr heraus. Die restliche Fahrt verbringen wir drei schweigend. Worüber sollten wir jetzt auch reden? Als wir endlich da sind trägt Diego meine Tochter in die Wohnung, während ich ihre Sachen nehme. 
"Darf ich mit bei euch im Bett schlafen?" fragt sie, als Diego schon mit ihr, in ihrem Zimmer steht. Eigentlich bin ich dagegen, weil sie schon alt genug ist, aber sie würde nicht einfach so fragen, das weiß ich. Sie will bestimmt nur sicherstellen das wir nicht gehen.
"Na klar" sage ich deswegen zu und Diego trägt sie ins Schlafzimmer.
"Ich mache dir einen Vorschlag. Mummy und ich gehen uns jetzt bettfertig machen, okay? Wenn du bis wir wieder hier sind schon schläfst, dann gehen wir morgen in einen Freizeitpark. Wie wäre das?" bietet Diego ihr einen Deal an.
"Und du fährst alles mit mir?" 
"Alles was du willst" versichert mein Freund ihr augenzwinkernd.
"Okay" grinst sie fröhlich und wir umarmen sie beide. Ich hole uns Klamotten aus dem Schrank und dann wünschen wir ihr noch eine gute Nacht. Im Badezimmer setze ich mich erstmal auf den Toilettendeckel. Diego hockt sich vor mich und legt seine Hände auf meine Oberschenkel.
"Mach dich nicht verrückt, sie konnte sogar schon wieder lächeln"
"Ich mach mich aber verrückt. Ich will nicht das sie weiterhin diese Albträume hat..und das alles nur weil Nico sie nicht mehr so wertschätzt wie er sollte" 
"Schau mich mal an" fordert Diego mich dann auf und ich gehorche.
"Was Nico macht ist seine Sache. Ja, sie ist eure Tochter, aber wir können auch allein für sie sorgen. Versteh mich nicht falsch, jedes Kind braucht einen Vater, aber du bist jetzt schon mehr Vater für Vic, als Nico es je sein wird. Mach dich nicht fertig. Wir verbringen morgen einen schönen Tag zusammen mit ihr und dann sieht die Welt auch schon wieder ganz anders aus"
Sanft streichelt er meine Wange und drückt mir dann einen Kuss auf die Stirn.
"Dir macht es nichts aus, das wir das Wochenende wieder nicht für uns haben?" 
"Niemals, ich liebe die Kleine" beteuert er und küsst mich diesmal auf die Lippen.
"Und ich liebe dich" erwidere ich.
"Ich liebe dich auch" grinst er und zieht mich in eine Umarmung. Eine Umarmung die ich jetzt absolut gebrauchen kann.

Und wieder kein Dieámbar- Wochenende für die beiden. Stattdessen ein Familientag im Freizeitpark :D

Her SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt