Ersatz für Gastón

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Diego

Immer noch etwas schwach auf den Beinen gehe ich zur Tür und öffne sie.
"Gastón" murmle ich verwirrt und lasse ihn rein.
"Ich dachte dir sei was passiert. Ámbar konnte dich nicht erreichen und da bin ich sofort los" erzählt er mir und schließt die Tür hinter sich.
"Mir geht es absolut super, auch ohne dich" erwidere ich kühl und gehe Richtung Wohnzimmer.
"Diego, ist es immer noch deswegen? Ich dachte immer wir trennen privates und berufliches...oh Hey Ámbar" begrüßt er noch meine Freundin und setzt sich mit zu uns. Sie winkt ihm und küsst mich dann.
"Ich geh auf die Terrasse, dann könnt ihr in Ruhe reden"
Sie lächelt mich noch mal fordernd an und geht danach.
"Es tut mir leid, wirklich. Das war nicht fair von mir und ja, ich hätte vorher mit dir reden sollen. Trotzdem kannst du mir das nicht vorhalten. Pedro und ich wollen unseren kleinen Traum verwirklichen. Das ist ja nichts gegen dich, aber ich brauch das Geld einfach"
"Du stellst dir das so leicht vor. Ich brauche einen neuen Geschäftspartner. Am Ende fuscht mir dieser nur ständig rein und ich habe gar keine Wahl mehr als meine Anteile zu verkaufen, weil ich keinen Bock mehr habe"
"Ich hätte da jemanden, der investieren würde"
"Achja?"
"Ja, du hast mich heute ja nicht mehr reden lassen. ich habe schon vor ein paar Wochen mit ihr darüber geredet und sie wäre dabei"
"Ihr? Eine Frau? Das kann ich nicht machen. Durch den Bau vom zweiten Club muss ich viel Zeit mit ihr verbringen und ich will nicht das Ámbar eifersüchtig wird" lehne ich sofort ab. Ámbar würde es niemals zugeben, aber ich weiß wie sehr sie das stören würde.
"Keine Sorge, sie kennt sie. Vermutlich besser als du Ámbar kennst"
"Ahja? Und wer soll das sein?"
"Delfina"
"Bitte? Delfi will in den Club investieren?"
"Ja, sie findet er ist das Geld wert. Sie hat genug Geld dafür und würde sich freuen deine Partnerin zu werden"
"Wow, das ist mal eine Nachricht" sage ich überfordert. Ich weiß gar nicht was ich davon halten soll. Auf der einen Seite ist das super. Ich kenne Delfi und hab somit auch kein Problem mit ihr. Auf der anderen Seite könnte das auch schiefgehen. Frauen können Zicken sein und ich weiß nicht wie das wird, wenn wir uns mal in die Haare bekommen. Dann droht sie bestimmt gleich damit wieder auszusteigen. 
"Ich weiß nicht Gastón" antworte ich dann unentschlossen.
"Du bist einfach nicht zu ersetzen. Wir kennen uns seit Ewigkeiten und waren bisher ein super Team" 
Ich will die Zusammenarbeit mit ihm nicht beenden.
"Ich weiß, das wir ein super Team waren, aber warum sollte es scheitern? In der Not habt ihr doch noch Ámbar die dann den Schiedsrichter und Streitschlichter spielt. Gib ihr doch wenigsten eine Chance" bittet er mich.
"Ich denke darüber nach" verkünde ich meine Entscheidung, woraufhin Gastón wieder aufsteht.
"Mehr hab ich nicht verlangt" sagt er und klopft mir auf die Schulter.
"Wir sehen uns Ámbar!" ruft er dann noch Richtung Terrasse und die Blondine winkt ihm. Während mein ehemaliger Geschäftspartner die Wohnung verlässt, kommt Ámbar wieder zu mir gelaufen.
"Und? Was ist los?"
Sie setzt sich neben mich und streicht mir durchs Haar.
"Er hat sich Sorgen gemacht, weil du mich nicht erreichen konntest"
"Er ist ein guter Freund, immerhin ist er gleich los zu dir" 
Ich weiß genau was sie vorhat. Sie will ihn gut darstellen. Und irgendwie hat sie ja auch Recht.
"Er hat Delfi als Geschäftspartnerin vorgeschlagen...er meinte, er hat mit ihr schon geredet und sie würde investieren" erzähle ich ihr dann die Neuigkeiten.
"Das ist doch großartig. Du kennst Delfi und ihr werdet sicherlich auch gut klar kommen" 
"Ich weiß nicht. Nichts gegen Delfi, aber ich hab mir einfach jemand anderes vorgestellt"
"Du willst mit Gastón weiterarbeiten, ich weiß, aber das geht ja nicht mehr. Sei doch froh, das du so schnell eine neue Lösung gefunden hast"
So langsam wird sie schnippisch und ist genervt von mir. Ich würde an ihrer Stelle vermutlich auch nicht anders reagieren. Ich benehme mich kindisch, aber mir liegt einfach sau viel daran. 
"Wie gehts dir? Alles in Ordnung?" wechsle ich das Thema und lege eine Hand auf ihren Bauch.
"Alles super. Allerdings weiß Camila jetzt Bescheid"
"Warum hast du es ihr erzählt? Ich dachte du willst es erst Vicky erzählen, bevor der Rest was erfährt"
"Es ließ sich nicht mehr vermeiden" sagt sie und weckt damit mein Interesse.
"Wie, es ließ sich nicht mehr vermeiden?" 
"Camila wollte mich zum Unterwäsche shoppen überreden, aber ich hatte keine Lust. Ich musste ihr ja dann erklären warum nicht und dann hab ich halt gesagt das ich immer dicker werde und das mir das eh nicht lange passen wird und dann hat sie gefragt warum. Ich konnte ja schlecht irgendwas vorlügen und dann hab ich es ihr eben gesagt" 
"Und? Hast du dann doch was gekauft?" frage ich und lege meinen Kopf schief.
"Diego!" fährt sie mich sauer an.
"Ich erzähl dir hier was wichtiges und du denkst nur an sowas!"
"Ist das nicht auch wichtig?" witzel ich, wofür sie mich schlägt.
"Schon gut, war doch nur ein Scherz" versuche ich sie zu besänftigen. 
"Ich will es Vicky morgen sagen"
"Was? Glaubst du das ist der richtige Zeitpunkt?"
"Den wird es nie geben. Ich halte das nicht mehr aus, ich muss es ihr einfach sagen"
"Okay, ich bin dabei. Wir können es ihr ja gemeinsam sagen, nach der Hausbesichtigung"
"Ich glaube das mache ich lieber allein, aber danke"
"Wir werden eine Familie. Findest du nicht ich sollte dabei sein?" 
"Vicky ist meine Tochter und ich halte es für richtig, wenn ich das mit ihr alleine bespreche"
"Ach jetzt spielst du wieder die 'Das ist meine Tochter'- Karte?" 
"Willst du mich verarschen?"
Sie steht von der Couch auf und schnappt sich ihre Tasche vom Tisch.
"Ich werde mich bestimmt nicht für etwas rechtfertigen, was dich eigentlich gar nichts angeht" 
"Ámbar!" rufe ich als sie schon Richtung Ausgang läuft.
"Lass mich!" schreit sie zurück und geht weiter. Ich stehe vom Sofa auf und folge ihr. Diese Stimmungsschwankungen von ihr bringen mich noch ins Grab.
"Bitte bleib stehen" versuche ich es ruhig und halte sie am Handgelenk fest.
"Warum? Damit ich mir weiter Vorwürfe anhören kann?" erwidert sie sarkastisch und reißt sich von meiner Hand los.
"Es tut mir leid, hörst du?" entschuldige ich mich und greife erneut nach ihren Händen.
"Es war nicht fair von mir, ich weiß, aber-"

"Bring mich ins Krankenhaus" unterbricht sie meinen Entschuldigungsversuch.
"Was?" frage ich nochmal ungläubig nach.
"Bitte fahr ins Krankenhaus, irgendwas stimmt nicht" sagt sie und hält sich ihre Babykugel. So schnell es geht nehme ich meine Schlüssel und wir verlassen die Wohnung. Das ich noch Restalkohol im Blut habe ist mir während der Fahrt egal. Es geht um mein Baby, da ist mir alles andere egal. Wenn ihm etwas passiert, dann ist das meine Schuld. Ich habe Ámbar gestresst. Durch das angespannte Verhältnis zu Nicolás hat sie sowieso immer Stress und dann mache ich ihr noch solche kindischen Vorwürfe! 


Ohoh, ob das jetzt was ernstes ist? :/



Her SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt