5 . Mir geht es gut

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K I L L I A N

Was ein scheiß Wetter, dachte ich, als ich von meinem Motorrad stieg.

Es war einfach verdammt kalt und da ich vom Sport noch leicht verschwitzt war, stach die Kälte noch mehr auf meiner Haut.

Mit schnellen Schritten ging ich zur Tür und seufzte - ich hatte meinen Schlüssel vergessen.

Wenn ich das Xavier erzählte würde er mit Sicherheits sowas sagen wie "Ich hab's dir ja gesagt", weil er schon die ganze Zeit meinte, dass ich meine Motorrad- und Hausschlüssel an den gleichen Bund machen sollte.

Ich wusste selbst nicht, warum ich die beiden überhaupt immer getrennt hielt, aber ich hatte mir das irgendwann mal aus irgendeinem Grund so angewöhnt und jetzt bereute ich es.

Ich stellte mich schon darauf ein wieder zu meinem Motorrad zurück zu gehen und irgendwo hin zu fahren - auch wenn ich mir noch nicht sicher war wohin -, doch auf gut Glück klingelte ich trotzdem mal.

Tatsächlich ertönte kurz darauf der Summer und ich hastete nach oben ins Warme.

Oben im Türrahmen stand Lilly, die mir entgegen lächelte.

"Na? Hat da jemand den Schlüssel vergessen?", fragte sie, als ich durch die Tür kam.

"Ja", antwortete ich und begann Schuhe und Jacke auszuziehen.

"Ich kann mich da an ein Gespräch erinnern, was du letztens mit Xavier hattest", sagte sie und legte sich gespielt nachdenklich die Hand ans Kinn.

"Jaja, ich weiß", lachte ich.

"Hättest du besser mal auf ihn gehört", trällerte sie während sie die Tür schloss.

Ich warf ihr einen gespielt wütenden Blick zu und ging dann mit offenen Armen auf sie zu: "Na komm, begrüß mich doch erstmal richtig."

Sie riss die Augen auf und quiekte schrill: "Iiihh nein, geh weg von mir, du bist voller Schweiß."

Ich lachte und ging dann zur Küche. Sie folgte mir hastig.

Im Laufen drehte ich mich zu ihr um und fragte: "Ich dachte du wolltest mit Xavier ins Kino gehen?"

"Er wurde auf der Arbeit aufgehalten", erklärte Lilly.

Sie sah irgendwie leicht nervös aus, doch ich ignorierte es fürs erste, nickte nur und ging schnurstracks zum Kühlschrank und entschied mich für den frischen O-Saft.

Ich trank einen ausgibigen Schluck und drehte mich gleichzeitig vom Kühlschrank weg zum Esstisch.

Beinah hätte ich den Saft wieder ausgespuckt.

An den Tisch gelehnt, und sich sichtlich unwohl fühlend, stand Grace.

Was tat sie hier?

Zuerst wusste ich nicht wie ich reagieren sollte. Schließlich stellte ich meine Flasche auf die Ablage und musterte sie nachdenklich.

Ich konnte mir keinen Reim auf ihre Anwesenheit machen, also stellte ich ihr die Frage, die mir als erstes in den Sinn kam: "Hast du es dir doch anders überlegt?"

Selten hatte ich so auf ein "Ja" als Antwort gehofft, wie in diesem Moment.

"Was anders überlegt?", antwortete Lilly noch vor Grace.

Diese warf ihrer besten Freundin einen wütenden Blick zu, welche entschuldigend die Schultern hoch zog.

Ich hatte kein Plan, was hier ablief, aber eigentlich interessierte ich mich auch nur für Grace's Antwort.

Second Chance || Still can't get enoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt