22 . Wie geht es Ihnen heute?

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K I L L I A N

Oh mein Gott, warum tust du sowas!?

Ich musste verrückt sein - das war die einzige Erklärung.

Ich hatte grade allen ernstes ihr Vertrauen und diese zweite Chance, die sie mir gegeben hatte, aufs Spiel setzen wollen.

Und für was? Für nur einen Kuss?

Aber ich wollte es, Gott, ich wollte es so sehr.

Ich hatte im Gefängnis wochen-, ach was, monatelang an nichts anderes denken können, als an Grace, wie sie damit wohl klar kam, ob sie mich hasste und an unsere gemeinsamen Momente - nicht nur an die köperlichen.

Und seit ich sie in der Schule wiedergesehen hatte waren diese Gedanken, so wie sie, in mein Leben zurückgekehrt.

Ich wünschte, ich könnte sie ansehen, ohne daran zu denken sie zu küssen, sie zu berühren und sie zum stöhnen zu bringen.

Frustriert nahm ich noch einen tiefen Zug von meiner Zigarette und blies den Rauch in die kalte Luft.

Die Balkontür quietschte und ich drehte meinen Kopf nach hinten.

Xavier warf einen missbilligenden Blick auf die Kippe in meiner Hand, sagte aber nichts.

Ich hatte wirklich versucht, es mir abzugewöhnen und ich rauchte bereits weniger, als am Anfang. Aber mein Leben war in letzter Zeit zu abgefuckt, als dass ich das Rauchen auf schlechte Tage beschränken konnte.

Er ging die paar Schritte zu mir zum Geländer und lehnte sich, wie ich, mit den Armen darauf ab.

"Hast du es gesehen?", fragte ich schließlich und ich musste ihn nicht ansehen um zu wissen, dass er nickte.

"Lilly?"
"Glaub nicht."

Ich nahm einen erneuten Zug und der Rauch wurde von dem Wind direkt zu Xavier getragen, der augenblicklich anfing zu husten.

"Sorry", murmelte ich.

"Schon gut", meinte er und wechselte von meiner rechten zu meiner linken Seite.

Eine Weile standen wir nur so schweigend da.

Der Regen hatte aufgehört kurz bevor wir alle wieder zu Hause ankamen.

Die Fahrt wieder hier nach Hause war komisch gewesen. Grace war mir die ganze Zeit ausgewichen.

Deswegen hatte ich mich bei der Verabschiedung auch im Hintergrund halten wollen, doch zu meiner Überraschung, war sie auf mich zu gekommen und hatte mir einen Kuss auf die Wange gegeben.

Darauf waren Lilly und Grace zur Schule gefahren.

Und jetzt war ich noch mehr verwirrt. Wollte sie es nun, oder nicht?

Sie hatte Liam, aber zwischen den beiden schien es nicht sehr gut zu laufen. Ein Teil von mir schrie danach es zu riskieren, doch ich wollte sie nicht verlieren.

"Ich will sie", sprach ich meine Gedanken schließlich laut aus. "Gott, ich will sie unbedingt."

Ernüchtert fuhr ich mir mit der freien Hand übers Gesicht, unsicher ob es schlau war, das überhaupt irgendjemanden zu erzählen.

"Was willst du tun?", fragte Xavier, den Blick in die Ferne gerichtet.

"Wenn ich das wüsste." Ich nahm einen letzten Zug und schnippte die Zigarette dann in den Aschenbecher.

Er erwiderte nichts, also übernahm ich weiter das Reden.

"Ich kann doch nicht- Sie ist mit Liam zusammen. Was wenn sie es eigentlich garnicht will? Ich könnte alles kaputt machen. Aber ich- ich halte es nicht aus in ihre Nähe zu sein ohne.." Ich musste den Satz nicht beenden, damit Xavier wusste, was ich meinte.

Second Chance || Still can't get enoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt