17 . Eine nette Geste

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Gegenwart.

Es war schlimm, es war verdammt schlimm.

Mein Vater hatte Liam eigentlich von Anfang an gemocht, denke ich.

Wie auch nicht?

Er half den Tisch abzuräumen, er sagte höflich "hallo" und "auf Wiedersehen", wenn er mich besuchte, er hielt dem peinlichem Eltern-Smalltalk stand.

Ich denke mein Vater mochte Adam immer ein kleines Bisschen lieber, aber dennoch hatte er nichts gegen Liam gehabt - bis jetzt.

Und natürlich war ihm wohl auch klar gewesen, dass wir Sex hatten. Aber es wissen und dabei sein, war wohl immer noch ein großer Unterschied.

"Ach komm, das wird schon wieder", lachte Teresa, die meinen gedankenverlorenen, trübseligen Blick wohl bemerkt hatte.

"Hoffentlich", murmelte ich und folgte danach weiter dem Unterricht.

Der Rest des Tages zog sich hin, wie Kaugummi.

Ich wollte nicht in der Schule sein - wer will das schon? - und ich wollte, beim besten Willen, auch nicht nach Hause.

"Ich würde dich ja zu mir einladen, aber ich treff mich heute mit Xavier", meinte Lilly, als wir an der Haltestelle standen.

"Ja, ja. Geh du nur zu deinem Freund und lebt eure ach so perfekte Beziehung aus", erwiderte ich leicht genervt, auch wenn sie wusste, dass es nicht so gemeint war.

"Komm schon, das wird wieder", sagte sie und lächelte mich aufmunternd an.

Das wird wieder, ja ja..

"Egal. Ich muss heute eh noch arbeiten und so, dadurch bin ich nicht so viel zu Hause."

"Siehst du."

Es ging mir ein wenig auf die Nerven, dass niemand irgendetwas hilfreiches anzubieten hatte.

Ich wusste zwar selber auch nicht, was man sagen sollte, aber maaan es nervte mich.

Wir stiegen in den Bus ein und Lilly stieg nach wenigen Haltestellen aus, da sie noch umsteigen musste, um zu Xavier's und Killian's Wohnung zu kommen.

Noch ehe ich an meiner Haltestelle ankam vibrierte mein Handy.

Killian: Hast du Lust was zu machen? Lilly kommt gleich und ich hab heute keine Lust auf Pärchen.
Ich: Klar. Holst du mich so in einer Stunde ab?
Killian: Okay.

Noch weniger Zeit zu Hause - dem Himmel sei Dank.

Nach einigen weiteren Haltestellen, während denen ich mir die Zeit mit Musik hören vertrieb, stieg ich aus.

Bitte lass meinen Vater noch nicht zu Hause sein, dachte ich, bevor ich die Tür zur Wohnung aufschloss.

"Ich bin zu Hause", rief ich.

"Hallo", kam es als Antwort von Hannah.

Ich wartete noch einen Moment, bevor ich ins Wohnzimmer ging, in dem ich mich fragte, ob mein Vater nicht da war, oder mir nur nicht antworten wollte.

Doch auf der Couch saß nur Hannah, die scheinbar ihre Arbeit grade auf dem Wohnzimmertisch verteilte.

"Ich hatte keine Lust mehr auf die Leute im Büro, also hab ich das Zeug mit nach Hause genommen", erklärte sie sich.

"Ach kein Problem, das würde ich in Schule auch gerne mal machen", lachte ich und ging in die Küche, um nach was zu Essen zu suchen.

"Es ist noch Auflauf von gestern da", rief Hannah mir zu.

Second Chance || Still can't get enoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt