9 . Der Tag

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G R A C E

"Hör zu, du schaffst das, okay? Und du musst mir danach alles erzählen", kam Adam's verzerrte Stimme aus den Lautsprechern meines Computers.

"Nein, ich sollte absagen und mich einfach in mein Bett verkriechen und sterben", erwiderte ich theatralisch und ließ meinen Kopf auf die Tischplatte sinken.

"Oh nein, du gehst da jetzt hin! Und du hast nur noch eine dreiviertel Stunde, also geh dich fertig machen", sagte er streng.

Ich sah wieder auf und warf einen Blick zu meinem Schrank: "Aber was soll ich denn überhaupt anziehen?"

"Hm", er legte eine kurze Denkpause ein, "Nicht gammlig, aber auch nicht zu aufreizend."

"Seeehr hilfreich", sagte ich und er lachte.

Ich stand von meinem Stuhl auf und ging zu meinem Kleiderschrank.

Eine Weile stand ich nur so davor, dann entschied ich mich tatsächlich für eine beige Bluse. Ich wollte irgendwie erwachsen wirken.

Er sollte mich ernst nehmen und nicht als das kleine Mädchen sehen, was ich vielleicht noch war, als wir uns kennen gelernt hatten.

Ich hatte mich verändert. Ich würde nicht mehr ins Wanken geraten, nur weil er mal sein T-Shirt auszog.

Ich war stärker geworden und das sollte er sehen.

So, zu der Bluse ein schwarze Jeans und einen Cardigan.

Ich hielt die Sachen vor die WebCam des Computers: "Geht das?"

"Jap, passt", antwortete er.

"Gut."

Ohne zu zögern zog ich mir meine Gammel-Klamotten, die ich eigentlich immer anhattte, wenn ich längerer Zeit nur zu Hause war, aus.

Es störte mich nicht mich vor Adam umzuziehen.

Zum einen war spätestens nach dem einen Monat, in dem ich bei ihm in Amerika gewesen war, klar gewesen, dass zwischen uns nie wieder mehr als nur Freundschaft sein würde und zum anderen hatte er das ja eh alles schon gesehen.

Ich befreite mich grade aus meiner Hose, als mich etwas stocken ließ.

"Oh my god, that's fucking hot", ertönte eine Stimme aus dem Computer, die definitiv nicht von Adam war.

Ich schrie auf und schnappte mir schnell mein Oberteil und warf dann ein genaueren Blick auf den Bildschirm.

Hinter Adam, der eben so irritiert schien, wie ich, stand Dave und grinste dämlich.

"Dave", sagte Adam schockiert, "you said you'd be back at least this evening."

"Suprise", lachte er.

"So is this a sex-thing?", fragte er, nach einem kurzen Moment der Stille, an Adam gerichtet und deutete auf seinen Bildschirm.

"No it's.. I'm going to explain it later. Could you please leave now?" Adam klang leicht gereitzt.

"Okay, okay", er hob die Arme und drehte sich zur Tür, jedoch nicht ohne mir nocheinmal zu zu zwinkern, mit dem Kommentar "nice body".

Als er die Tür schloss, begann Adam sich so eilig zu entschuldigen, dass er zuerst vergass aufzuhören auf englisch zu reden.

"Hey, ist schon okay", sagte ich schnell.

"Gut, ich- das wird nicht wieder vorkommen", meinte er noch und ich musste lachen, weil ihm das so extrem peinlich war.

Second Chance || Still can't get enoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt