--- Achtung, sehr emotional ;-) ---
Ich atmete tief durch, hielt die Tränen zurück, die bereits in meinen Augen standen. Coles Dad machte den ersten Schritt hinter die Mauer. Ich folgte ihm, meine linke Hand in seinem rechten Arm eingehakt.
Sobald wir durch den ersten Bogen mit weißen Rosen gingen, sah ich ihn. Meinen zukünftigen Mann. Er trug ein weißes Hemd, ein schwarzes Sakko darüber. Die Lackschuhe, die ich ihm eingeredet hatte und die Fliege, die Ali ihm wohl gebunden hatte. Seine Haare waren mit den Fingern zurechtgerichtet und sein Kiefer angespannt.
Sobald er seinen Dad erblickte, ließ alle Anspannung ab. Seine Augen wurden groß, sein Gebiss entspannte sich und seine Finger begannen zu zittern. Kurz blieb Ethan stehen, als er ihn sah. Er schluckte, lächelte und zwinkerte ihm zu.
Ich sah wieder zu Cole, welcher nun meinen Blick erwiderte. Er sah an mir herunter, dann in meine Augen. Er biss sich auf die Lippe, seine Augen wurden wässrig.
Ethan und ich schritten den Weg zum Altar in langsamem Schritt entlang. Von beiden Seiten sahen meine und Coles Verwandten und Freunde uns an. Sie lächelten, manche weinten. Ich wandte den Blick wieder auf Cole, der seine Hände nun ineinander verschränkt hatte und mich mit nassen Augen ansah. Eine Träne rann seine Wange runter, als er wieder zu seinem Dad sah.
Wir gingen an Rachel, Ali, Elle und Dad vorbei. Rachel heulte bereits, wurde von Dad umarmt, welcher mich stolz anlächelte. Ali hatte ein zufriedenes Grinsen aufgesetzt, sie hielt Elle im Arm. Mein Herz raste, ich konnte beinahe nicht atmen.
Wir kamen am Altar an, ich nahm meine Hand von Coles Vater. Er stand Cole genau gegenüber, hatte ebenfalls Tränen in den Augen. „Du machst das, ich bin stolz auf dich." Hauchte er, zog ihn dann an sich. Cole krallte sich am Hemd seines Dads fest, versteckte seinen Kopf darin.
Die beiden lösten sich, Cole sah seinen Dad ein letztes Mal an, welcher ihm zulächelte. Dann drehte Ethan sich zu mir, nahm vorsichtig meine linke Hand. Ich schluckte die Tränen runter, sah auf den Verlobungsring an meinem Finger. Ethan nahm den Ring und zog ihn von meinem Finger. Er ließ meine Hand wieder sinken und ergriff meine rechte. Er sah mir in die Augen, ging dann einen Schritt zurück, sodass ich Cole gegenüberstand. Dieser sah mich mit glänzenden, nassen Augen an. Er hatte nur mich im Blick, als würde er nichts anderes sehen können.
Ethan nahm Coles rechte Hand und legte dann langsam meine in seine. Cole drückte sofort leicht zu, verschränkte unsere Finger. „Ich wünsche euch das Beste von allem, was diese Welt zu bieten hat." mit diesen Worten drehte Ethan sich um und setzte sich auf seinen Platz neben meinem Dad.
Cole zog mich sanft an sich, drückte einen Kuss auf meine Wange. „Du bist alles, was ich je wollen werde. Ich liebe dich. Und ich bin dir dankbarer als ich es je zeigen können werde" hauchte er an mein Ohr. Ich drückte seine Hand so fest es ging.
Der Pfarrer begrüßte die Gäste, hielt eine kurze Rede, während der Cole und ich so dicht aneinander standen, wie es ging. Sein Geruch beruhigte mich, alles an mir kribbelte, fühlte sich gut an. Ich war richtig, wo ich war.
„Ich bitte Sie nun, Ihre Eheversprechen vorzutragen." Der Priester lächelte uns zu. Wir nickten gleichzeitig, drehten uns gegenüber und gingen einen Schritt auseinander. Cole nahm wieder meine rechte Hand in seine und hielt sie zwischen uns. Er holte einen kleinen Zettel aus seiner Sakkotasche und räusperte sich. Seine Augen trafen auf meine, er lächelte leicht.
„Hailee O'Donell. Erstmal, dieser Nachname ist schrecklich und O'Neill wird sich viel besser anhören." Die Gäste lachten, genau wie ich.
„Ich habe mir lange überlegt, was ich dir versprechen könnte. Was ich dir sagen könnte, um dir zu zeigen, wie sehr ich dich liebe. Aber wo soll ich anfangen? Ich möchte gleich am Anfang meiner kleinen Schwester Ali danken, dass sie mich gezwungen hat, High School Musical zu gucken und ich so heute Troy Bolton zitieren kann." Wieder lachten alle auf, auf seinen Augen lag ein Schimmern.
„Troy sagte, dass manchmal ein einziger Mensch alles verändern kann. Ich dachte mir, dieser Typ wäre nicht mehr als eine erfundene Filmfigur. Aber dann kam Hailee in mein Leben. Sie hat alles auf den Kopf gestellt. Sie hat mich dazu gebracht, zu vertrauen. Meiner Mum, meiner Schwester und zuletzt auch mir selbst. Mir selbst zu vertrauen, dass ich gut genug bin um von ihr geliebt zu werden. Sie hat mich zum Lachen gebracht, mit ihren vielen Eigenheiten. Mit den vielen Dingen, die ich noch nie bei einem Menschen zuvor gesehen hatte."
"Ich fing an, alles an ihr zu lieben. Wie sich ihre Stimme ändert, wenn sie wütend ist. Den Blick, den sie mir zuwirft, wenn sie weiß, dass wir das gleiche denken. Das Augenverdrehen, wenn sie weiß, dass ich Recht habe, sie es aber nicht zugeben will. Kurz gesagt habe ich angefangen, alles an ihr zu beobachten, jedes Detail ihrer Bewegungen zu sehen. Ich habe gelernt, dass sie sich anders bewegt, wenn es ihr nicht gut geht. Ich habe gelernt, ihren Augen zu entnehmen, wie es ihr wirklich geht. Ich habe gelernt, dass sie manchmal nicht einfach zu verstehen ist und man sich Zeit nehmen muss, um dieses Rätsel namens meinem Babe zu lösen."
Eine Träne schaffte den Weg über meine Wange. Mein Magen kribbelte, ich liebte ihn so sehr.
„Was früher für mich nur ein normaler Blick eines Mädchens gewesen war, hat mir bei Hailee auf einmal ihre Stimmung verraten, mir die Hoffnung zurückgegeben. Ich musste sie nur ansehen und wusste, wofür ich das hier mache, wofür ich kämpfe. Ich hab angefangen, Hailee zu lieben. Ich war nie wirklich verliebt, ich habe sie geliebt. Für alles, was sie war. Für das, was sie aus mir machte. Ich wollte auf einmal gut für jemanden sein, hab mich auf einmal um jemanden gesorgt. Hab auf einmal bei jeder klitzekleinen Entscheidung an sie denken müssen. Was würde Hailee davon halten?"
Die nächste Träne tropfte auf den Brustteil meines Kleides. Er sah mir in die Augen, mit der totalen Liebe in seinem Blick. Mein Herz schlug mir bis zur Brust.
„Babe, du bist die einzige Person dieser Erde, der ich vertraue. Auf die ich mich verlasse und der ich es überhaupt erlaube, mich aufzufangen. Ich verspreche dir, dich immer an mich ranzulassen, dir immer zu erzählen, was los ist. Ich verspreche, ehrlich zu sein und dich nicht zu belügen. Ich verspreche dir, dich jeden Tag anzusehen und dankbar zu sein, dass ich dich hab. Ich verspreche dir, niemals zu kitschig zu sein, weil wir das beide hassen. Ich verspreche dir, dich immer aufzufangen und immer die richtigen Entscheidungen zu treffen, wenn du es mal nicht kannst. Ich verspreche dir, allen von deiner unglaublichen Stärke zu erzählen, wenn du mal nur vor meinen Augen schwach bist. Ich verspreche dir, hinter dir zu stehen, deine Hand zu halten und dir genau die Wort zu sagen, die du hören musst. Ich verspreche dir, dich nicht gehen zu lassen, für dich zu kämpfen. Ich verspreche dir, dich mit allem was ich habe zu lieben."
Ich schluckte, als ich die Träne sah, die seine Wange runter lief. Ich lächelte unter meinen Tränen und drückte seine Hand fester.
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Call me Babe
JugendliteraturHailee (16) und Cole (17). Sie sind Stiefgeschwister, müssen zusammen leben. Sie verstehen sich eine Sekunde und zicken sich in der nächsten an, bis sie sich gegenseitig beinahe hassen. Doch was, wenn etwas Unvorhersehbares passiert und sie herausfi...