Kapitel 13 - Jordan

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Am nächsten Morgen war ich extra früh wach, damit ich Cole nicht über den Weg laufen würde. Ich konnte diesem Arschloch jetzt auf keinen Fall in die Augen sehen. Ich machte mich ganz schnell fertig und zog mich an. Eine blaue Jean mit Rissen an den Knien und ein weißes Shirt mit der Aufschrift not a morning person in rot.

Beim Frühstück saß ich alleine, da Dad und Rachel noch schliefen, Cole ebenfalls und Ali würde heute sowieso nicht in die Schule gehen, weil es ihr immer noch nicht gut ging, wegen Tyler. Ich war sehr früh dran, es war gerade mal 6:30 Uhr. Schnell machte ich mir eine Tasse Milch warm und aß ein Stück Toast mit Ei.

„Ich fahre mit dem Bus, schönen Tag!" rief ich, als Rachel die Treppe im Pyjama runter kam. Sie sah mich kurz verwirrt an, dann wünschte sie mir auch einen schönen Tag. Ich lief die Tür hinaus und ein Felsen Erleichterung fiel von meinen Schultern. Ich hatte ihn nicht gesehen. Jetzt war nur noch die Frage, was ich die halbe Stunde tun würde, bis mein Bus kam.

Ich stand also an der Haltestelle und wartete auf diesen verdammten Bus. Ich zitterte bereits, da ich Bus fahren hasste. Seit diesem Unfall als Kind, war ich nie wieder in einen gestiegen. Es war wie eine Phobie, eine panische Angst. Fast die Angst, zu sterben. Aber ich wollte um jeden Preis einem Gespräch mit Cole aus dem Weg gehen.

In diesem Moment fuhr ein schwarzer BMW an der Haltestelle vorbei. Ganz langsam, im Schritttempo. Das Fenster wurde runtergekurbelt und ich sah ein Gesicht, das ich bei Gott nicht sehen wollte. „Babe, du hasst Busfahren. Steig ein." Forderte der braunhaarige Typ mit seiner Pilotenbrille.

„Vergiss es." Gab ich kalt zurück. „Hailee, ich weiß, dass sich in deinem Kopf gerade die schlimmsten Szenarien abspielen, auf welche verschiedenen Arten du vor den Bus laufen könntest oder der Bus einen Unfall haben könnte. Also mach keine Szene und steig ein." Er sah mich erwartungsvoll an.

Er hatte Recht, ich hatte Angst, in diesen dummen Bus zu steigen. Aber nach seiner Aktion gestern Abend hatte ich wirklich überhaupt keine Lust, mit ihm in einem Auto zu fahren. „Trotzdem. Nach deiner Aktion gestern steige ich bestimmt nicht in dein Auto." Schlug ich zurück und verschränkte trotzig die Arme.

„Meine Aktion? Dank dir redet heute wahrscheinlich die halbe Schule darüber, dass ich Chlamydien habe. Schönen Dank auch, Babe." Ein kleines Schmunzeln fand sich auf seinem Gesicht wieder.

„Du hattest es verdient!" antwortete ich und grinste ein bisschen, ich hatte ihn wirklich blamiert. Aber wie gesagt, da war ich eher stolz drauf. „Warum? Weil ich es gewagt habe, eine andere aufzureißen, nachdem du mich abblitzen lassen hast?" fragte er da. Ich musste nach Luft schnappen. Hatte er Recht? Hatte ich ihn abblitzen lassen? Ich antwortete nicht, sondern wich seinem triumphierenden Blick aus.

„Hör auf mir dem Kindergarten und steig ins Auto." Lachte er und setzte seine Brille ab. Den Arm hatte er lässig auf die Tür gelegt. „Ich steig nicht in dein Auto, vergiss es. Fahr einfach!" rief ich und drehte mich um. Und tatsächlich – er fuhr.

Ich stand zwar 100 Prozent hinter meiner Entscheidung, nicht ins Auto zu steigen, aber ich hatte panische Angst vor diesem Bus. Die Ereignisse von damals spielten sich wieder vor meinem inneren Auge ab.

Plötzlich stand jemand neben mir auf der Haltestelle. Cole. Schonwieder. Gerade wollte ich ihn anschnauzen, was er hier mache, doch ich bekam nicht die Chance. Er kam auf mich zu und hob mich in einer schnellen Bewegung hoch. Er warf mich über seine Schulter, sodass mein Oberkörper seinen Rücken hinab hing.

„Was soll das?!" beschwerte ich mich und schlug genervt gegen seinen Rücken. „Du hast gesagt, du steigst nicht ins Auto. Aber ich kann nicht zulassen, dass du bei deiner Angst mit dem Bus fährst, das wäre unverantwortlich und wie du weißt, bin ich ein verantwortungsvoller 17-jähriger Mann. Also trage ich dich eben zur Schule." Ich konnte meinen Ohren nicht glauben, es waren drei Kilometer zur Schule. Die würde er nie zu Fuß gehen und schon gar nicht mit mir über der Schulter.

Call me BabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt