Ich saß resigniert auf meinem Sitz, in meinem Kopf tausende von Gedanken, tausende von Fragen, tausende von Dingen, die ich tun wollte. „Ach du Scheiße" war alles, was ich herausbrachte. Ein Schmunzeln strich über Coles Lippen. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll..." flüsterte ich, fast ehrfürchtig vor dem Geheimnis, dass er mir gerade offenbart hatte.
Ich wusste, dass er nicht darüber reden wollte; er wollte keine Fragen beantworten, keine Ratschläge hören, nichts. Zumindest nicht jetzt. Nicht, wenn sein Freund im Koma lag. Also war alles, was ich sagte: „Es tut mir so leid."
Coles Hand wanderte auf meinen Oberschenkel, wo er sie ablegte und aber trotzdem keinen Blick zu mir warf. Ich legte meine Hand auf seine und strich vorsichtig darüber. „Chris darf nicht erfahren, dass du davon weißt. Sonst zieht er dich da mit rein." Meinte Cole und runzelte die Stirn.
Es fing langsam an zu regnen und genauso fühlte ich mich auch. Ich hätte heulen können. Ich hatte das Gefühl, ich müsste für Cole da sein, ihn lieben. Weil er so viel durchgemacht hatte und so viel in sich drinnen hatte. Er war einsam. Er konnte keine Liebe zeigen, weil sein Leben so dunkel war und sein Herz so viel ertragen musste, dass er es einfach nicht mehr konnte. Und ich hatte das Gefühl, ich wäre ihm schuldig, ihm zu zeigen, was Liebe bedeutet. Zumindest fühlte ich mich in dem Moment so.
Als wir im Krankenhaus ankamen, saß Tammy mit den Jungs im Warteraum. Sie alle sahen erschöpft und besorgt aus. „Hey" stieß ich leise und mit sanftem Ton aus. Nick hob den Kopf und lächelte mich an. Dann stand er auf, um mich zu umarmen. Er drückte mich an sich und auf einmal hörte ich ihn etwas flüstern: „Wieso versucht Cole gerade, mich mit Blicken zu töten?". Ich musste lachen, war er etwa eifersüchtig? Nein, das konnte doch gar nicht sein. Ich löste mich von ihm und grinste. „Frag mich was Leichteres".
Wir gingen in die Cafeteria um was zu essen. Wir konnten erst am nächsten Tag zu Adam aber trotzdem wollten wir Zeit miteinander verbringen. Wir alle hatten uns Burger bestellt, denn es war schon eine Art Tradition geworden, gemeinsam Burger zu essen. Tammy jedoch bestellte immer ihre Extra-Bestellung, Hühner- statt Kalbsfleisch und keine Gurken. Außerdem wollte sie Vogelsalat statt Blattsalat und Sojasauce statt Mayonnaise. Das dauerte natürlich seine Zeit und so musste sie noch an der Kasse warten, während wir anderen schon am Tisch saßen.
„Also Tammy und Adam hatten Sex. Das spricht gegen die kein-Sex-innerhalb-der-Gang-Regel" stellte Nick fest. Diese Regel hatten wir vor ein paar Monaten vereinbart, nachdem Tammy und Tony einen One Night Stand hatten, der in einen Streit ausartete und wir anderen uns dann auf eine der beiden Seiten schlagen mussten. Wir waren eine Gruppe, eine ‚Gang' und es sollte innerhalb dieser Gruppe keine solchen Streitereien geben, weshalb wir uns auf diese Regel geeinigt hatten.
Ich musste mir das Kichern verkneifen, die Regel hatten Cole und ich komplett vergessen. Er saß mir gegenüber und sah mich mit demselben vielsagenden Blick an. Damit das aber nicht auffiel, senkte er den Blick sofort wieder.
„Hailee, was ist das?" fragte Alex mich misstrauisch. Ich wurde schlagartig ernst und sah ihn verwirrt an. „Was ist was?" „Dein Blick" Alex musterte mich. „Mein Blick? Ich schaue doch ganz normal?" ich runzelte meine Stirn und sah ihn verständnislos an. „Nein, nein, nein. Das gerade, das war dein Ich-Hatte-Sex-Und-Will-Es-Nicht-Sagen-Blick." Meinte Alex und alle Blicke in der Runde ruhten auf mir.
Ich prustete los um meine peinliche Berührung zu überspielen. Weder Cole noch ich wollten, dass das von Freitagnacht rauskam und so wollte ich das Thema wechseln. „Mein was?" brachte ich lachend hervor. „Du schaust immer so, wenn du mit jemandem was hattest aber uns nichts erzählen willst. Also, wer war es?" Tony beugte sich zu mir, sodass ich es ihm zuflüstern konnte. Doch das tat ich nicht. Ich lachte stattdessen weiter. „Ihr seid verrückt".
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Call me Babe
Novela JuvenilHailee (16) und Cole (17). Sie sind Stiefgeschwister, müssen zusammen leben. Sie verstehen sich eine Sekunde und zicken sich in der nächsten an, bis sie sich gegenseitig beinahe hassen. Doch was, wenn etwas Unvorhersehbares passiert und sie herausfi...