Nachdem wir Ali bei ihrer Schule rausgelassen hatten, waren wir also zu zweit. Ich hasste diese Stimmung zwischen uns, keiner redete und es war irgendwie eine erdrückende Stille.
Doch gerade, als wir bei der Schule ankamen und den Parkplatz erreichten, sah Cole irgendwas, das ihn echt verärgerte. Er krallte sich am Lenkrad fest und sein Blick wurde eiskalt und finsterer als die Nacht. Ich folgte seinem Blick und erkannte einige Jungs, die vor dem Eingang der Schule standen. Sie schienen eine Gang oder so was in der Art zu sein. Um die fünf Typen mit Lederjacke und aggressiven Blicken standen dort. Sie machten mir fast ein wenig Angst, zumindest sah ich sofort, dass man Respekt vor ihnen haben sollte.
„Wer ist das?" fragte ich Cole, der immer noch gebannt seinen Blick auf ihnen ruhen ließ. „Cole?" ich stieß ihn leicht mit dem Ellbogen an, da er nicht antwortete. Er sah kurz zu mir, sein Blick war irgendwie besorgt und nervös.
Ohne ein weiteres Wort stieg er aus und ging mit sicherem Schritt zu ihnen. Ich folgte ihm, da es noch ziemlich früh war und Tammy noch nirgends zu sehen war. „O'Neill" stellte der eine Typ, der der Anführer zu sein schien, fest. O'Neill war Coles Nachname.
„Was willst du hier Chris?" fragte Cole mit gefährlicher Stimme, sie klang, wie wenn er gleich explodieren würde. Dieser Chris lachte dreckig auf und steckte sich eine Zigarette an. „Wer ist das?" er deutete mit dem Kopf auf mich. Ich stand direkt hinter Cole und sah den Typ finster an. Er trat einen Schritt näher und zupfte an meinem Shirt. „Ist das die Neue?" fragte er und strich amüsiert über meine Wange.
„Finger weg" warnte ich und schlug seine Hand weg. In meinem Bauch breitete sich ein unwohles Gefühl aus. „Hey, hey, hey, Prinzesschen, pass auf, was du sagst" gab dieser Chris zurück und trat wieder zu mir. Doch in diesem Moment schubste Cole ihn weg. Mit viel Kraft, denn Chris landete zwei Meter weiter auf dem Boden. Dann drehte Cole sich schnell zu mir. „Fahr nach Hause" sagte er mit ernster Stimme und drückte mir die Autoschlüssel in die Hand.
„Spinnst du? Ich muss zur Schule" wiedersprach ich bissig. Nur weil er irgendwie Probleme mit diesen Typen hatte, musste ich doch nicht nach Hause fahren?! „Hailee, vertrau mir nur einmal! Nur einmal, bitte! Fahr nach Hause und warte, bis ich komme, okay?" er sah mir fest in die Augen und so nahm ich ohne noch ein Wort die Schlüssel und lief zum Auto.
Im Augenwinkel sah ich, wie Cole einen Anderen der Typen ebenso zu Boden schubste und daraufhin auch zu Boden gerissen wurde. Als ich wegfuhr, lag Cole am Boden und ein Weiterer Typ in Lederjacke saß auf ihm und schlug ihm direkt ins Gesicht. Ich hätte ihm natürlich geholfen aber diese Typen waren aggressiv und zu allem bereit, wie es schien. Und was konnte ein zartes Mädchen wie ich da schon tun? Als ich sah, wie er zusammen geschlagen wurde, zog mein Bauch sich zusammen, auch wenn er ein Arschloch war, hatte er das doch nicht verdient.
Ohne weiteres nachdenken wählte ich während der Fahrt nach Hause Tammys Nummer. „Bitch, wo bist du?" fragt sie. Wir nannten uns immer so, das war unser Ding. Seitdem mich einmal vor einigen Jahren ein Typ mit „Bitch, du gehst ja sowieso mit jedem ins Bett" beschimpft hatte, machten wir uns über ihn lustig und nannten uns gegenseitig so.
„Cole hat gemeint, ich soll nach Hause fahren, irgendwelche Typen sind bei der Schule und er hat anscheinend ein Problem mit denen. Als der eine mich angegrapscht hat, bin ich in sein Auto gestiegen und nach Hause gefahren. Hast du irgendwas gesehen?" meine Stimme war irgendwie anders als sonst. Irgendwie heiser.
„Was? Doch nicht Chris und seine Jungs oder? Ne, ich bin noch nicht da aber ich werde dir sagen, wenn ich was sehe." Tammy kannte diese Typen also? „Tammy, woher kennst du diese Typen?" fragte ich überrascht. „Chris Rivers und seine Jungs kennt jeder hier. Du nicht, weil du neu bist aber... Cole hat schon seit einigen Jahren Probleme mit denen. Seit er mit Chris' Ex im Bett war, haben die beiden Probleme miteinander. Und irgendwann kam Chris dann auf die glorreiche Idee, eine Wette zu machen. Jede Neue, die in die Stadt kommt, wird flachgelegt. Und wer sie als erster ins Bett kriegt, bekommt von dem anderen einen ausgegeben. Deshalb hat Cole dich nach Hause geschickt, du bist die Neue und Chris will dich flachlegen und so die Wette gewinnen" erklärte meine Freundin mir. Ich schnappte nach Luft. Wow, das hieß Cole hatte mich irgendwie beschützt...
„Heißt das, Cole hat vor, mich ins Bett zu kriegen?!" fiel es mir dann aber ein. Vielleicht wollte er einfach nur selber die Wette gewinnen und hat deshalb verhindert, dass Chris mit mir redet und mich anfasst. „Nein, so ist er nicht. zumindest nicht zu dir. Wenn er das wollen würde, hätte er es längst getan. Er will es sich bei dir nicht kaputt machen, er weiß dass du ihm das Leben zur Hölle machen würdest." Tammy lachte auf.
Als ich zu Hause angekommen war, fand ich einen Zettel auf dem Tisch.
Hey, Kinder.
Wir sind spontan auf einen kurzen Wellnesstag gefahren. Kommen heute Abend wieder zurück.
Essen steht im Kühlschrank.
Wir lieben euch,
Aaron und Rachel.
Dad und Rachel waren beide spontan, das wusste ich. Ihre Jobs jedoch ließen es nur gemäßigt zu, Rachel führte ihr eigenes Hotel und Dad arbeitete als Vorstandsvorsitzender bei der Chicago National Bank. Und so nutzten sie jede Möglichkeit, spontan zu sein, was ich eigentlich ziemlich süß fand.
Ich jedoch hatte meinen Kopf voll mit den Gedanken über Cole, Chris und ihre Wette. Waren diese ganzen Anspielungen von Cole, wie das in-den-Hintern-kneifen nur um mich ins Bett zu kriegen? Ihm musste doch klar sein, dass ich nie mit ihm schlafen würde. Gut, mit Chris hätte ich es erst recht nicht getan, er sah schon so gefährlich aus, da hätte ich ja Angst, dass er mich im Bett geschlagen hätte oder so. Aber Cole war mein Stiefbruder und ich mochte sein Macho-Gehabe überhaupt nicht. Nein, er musste doch wissen, dass ich mich nie darauf einlassen würde.
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Call me Babe
Teen FictionHailee (16) und Cole (17). Sie sind Stiefgeschwister, müssen zusammen leben. Sie verstehen sich eine Sekunde und zicken sich in der nächsten an, bis sie sich gegenseitig beinahe hassen. Doch was, wenn etwas Unvorhersehbares passiert und sie herausfi...