Kapitel 87 - Walnusseis mit Schokostreuseln

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Die Gäste jubelten, die Band sang All of me von John Legend, ein weiteres Lied, das so gut zu uns passte. Wir lösten uns, sahen uns einen Moment atemlos in die Augen, bis sie sich beide mit Tränen füllten.

Ich konnte es nicht fassen. Alles in mir kribbelte, es war, als wäre mein Leben zum ersten Mal hundert prozentig richtig. Cole drückte mich an sich, vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge und ich küsste seine Wange. „Du bist alles, Babe." Hauchte ich ihm ins Ohr.

Wir drehten uns zu den Gästen, die begeistert jubelten. Rachels Gesicht war komplett nass von den vielen Tränen, Dad hatte auch feuchte Augen. Ali nickte uns lächelnd zu, so als würde sie uns sagen, dass alles gut sei. Wir gingen durch den Weg, den die Gäste schufen, zu dem kleinen Pavillon, der auf der großen Wiese aufgebaut war. Die Gäste folgten uns.

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Es war kurz nach Mitternacht, die meisten Gäste waren nach Hause gegangen. Wir hatten Kuchen gegessen, danach Dinner vom Buffet und am Ende hatten Dad, Rachel und die Gang noch ihre Reden gehalten.

Dads war am längsten gewesen, er hatte die gesamte Geschichte erzählt, wie wir nach Chicago gezogen waren und Cole und ich uns anfangs gehasst hatten. Wie wir zusammengekommen und es anfangs geheim gehalten hatten, und was wir alles zusammen durchgestanden hatten.

Danach hatte er mich abgefangen und sich dafür entschuldigt, wie er in den ersten Monaten hier gewesen war. Ich hatte mich auch nochmals für meine Vorwürfe ein halbes Jahr zuvor entschuldigt, als ich gesagt hatte, er kenne mich nicht und würde sich nicht interessieren. Es endete in einer langen, innigen Umarmung und einem stolzen Stirnkuss seinerseits, der mich lächeln ließ.

Cole und ich waren fast nicht zum Essen gekommen, da ständig jemand an unserem Tisch gestanden und mit uns gesprochen hatte. Doch wir hatten uns riesig gefreut, dass so viele Leute gekommen waren. Wir hatten viel getanzt, außerdem hatte es eine Fotoshow mit Fotos aus jedem einzelnen unserer Lebensjahre gegeben, die Ali vorbereitet hatte. Im Großen und Ganzen war es genau so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Nun standen Ali, Rachel mit Elle im Arm, Dad, Tammy, Alex, Nick, Adam und Tony mit uns im Kreis. „Danke, dass ihr alle gekommen seid", lächelte ich und legte meinen Kopf an Coles Brust. „Ja, Leute. Danke, dass ihr alle da wart, obwohl der heutige Tag für einige von euch vielleicht zu schnulzig war." Er lachte seine Freunde an, die schmunzelten.

Eine halbe Stunde später hatten wir uns von allen verabschiedet, nur noch Tammy und ich standen uns gegenüber und sie lächelte mich stolz an. „Weißt du, jetzt kann ich dich ja gar nicht mehr Bitch nennen, du bist jetzt verheiratet." Ich musste auflachen. „Du kannst mich nennen, wie du willst."

„Ich bin so stolz auf uns. Sieh uns an. Hättest du vor einem Jahr gedacht, dass du heiraten würdest und Adam und ich zusammen sein würden?" Ihre Augen glitzerten vor Tränen. „Tamara Myers, vor einem Jahr hätte ich gedacht, dass wir beide die Schule schmeißen und Stripperinnen werden würden", lachte ich. Und das stimmte auch.

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Cole und ich waren soeben in unserem Hotelzimmer angekommen, das wir uns für die erste Nacht als Ehepaar gemietet hatten. Er kickte die Tür mit dem Fuß zu und öffnete seine Fliege. „Du wirst mich nie wieder in diesen Schuhen sehen, ich hab jetzt schon die ganzen Fersen voller Blasen.", fluchte er und schlüpfte aus den Lackschuhen raus, die er danach in die Ecke schmiss.

Ich ging grinsend auf ihn zu, immer noch in meinem weißen Kleid. „Du wirst mich auch nie wieder in diesem Kleid sehen, Mr. O'Neill. Also genieß die Aussicht." Ich legte die Arme um seinen Hals und sah in diese intensiven, grünen Augen.

„Oh glaub mir, das mache ich schon den ganzen Tag, Mrs. O'Neill." Er sah auf mich herunter, strich meinen Rücken entlang. Ich musste lächeln, als er meinen neuen Namen sagte. „Ich liebe uns" flüsterte ich und küsste seine Wange sanft.

„Ich uns auch. Wir sind die besten, ganz einfach. Das waren wir schon damals, als wir uns noch darüber gestritten haben, dass ich mich nicht anschnallen wollte." Er grisnte mich schief an, wie er es immer getan hatte. Ich dachte an die alten Zeiten zurück und musste über unsere kleinen Zickereien lachen.

Cole zog sich bis auf die Boxershorts aus, ich ging duschen und warf mir eins seiner Shirts über. Dann ließ ich mich im Bett neben ihm nieder, betrachtete den mächtigen Ring an meinem linken Ringfinger.

„Was sollen wir tun? Ich weiß gar nicht, was man in der Hochzeitsnacht macht." Überfordert schmunzelnd sah ich meinen Mann an. Dieser zog mich an den Handgelenken zu sich, bis ich auf seinem Becken saß und er zu mir aufschauen konnte.

„Was man macht, ist egal. Wir tun sowieso das, was wir wollen. Und wenn du mich fragst, hab ich verdammte Lust auf Walnusseis mit Schokostreuseln."

Er spielte darauf an, als ich ihn mitten in der Nacht durch die halbe Stadt hatte fahren lassen, da ich meine Tage gehabt hatte und unbedingt dieses Eis essen hatte wollen. Wir waren doch wirklich nicht ganz normal.

„Diesmal hole ich es", bestimmte ich lachend und griff nach dem Hörer, mit dem man den Zimmerservice anrufen konnte. Er grinste mich währenddessen an und massierte meinen Oberschenkel, was mich ganz wahnsinnig werden ließ.

„Zimmerservice, hallo. Was dürfen wir Ihnen bringen?", fragte ein junger Mann mit indischem Akzent in den Hörer. „Hätten sie Wallnusseis?" ich kniff ein Auge zusammen, da ich davon ausging, dass er auflegen würde, doch er antwortete nach einer kurzen Pause schon wieder.

„Ja, möchten Sie eine Waffel oder Schokosauce dazu?" - Ich sah Cole triumphierend an, boxte ihn spielerisch in die Seite, weil ich mich so freute. „Gingen Schokostreusel auch? Das wäre perfekt."

Eine halbe Stunde später klopfte es an der Tür, ich öffnete dem netten Mann und dieser rollte einen kleinen Tisch ins Zimmer, auf dem eine riesen Schüssel stand. „Haben Sie eine schöne Nacht", verabschiedete er sich, was Cole mit einem leichten Winken erwiderte. „Danke nochmal", rief ich ihm hinterher.

Mein Mann rieb sich lachend die Hände aneinander, hob die Abdeckung der Schüssel hoch. Einige, gigantische Kugeln beiges Eis erstreckten sich uns, mit einer Fülle von Streuseln obendrauf. „Na komm", Cole klopfte aufs Bett neben sich, wo er das Eis mittlerweile hin verfrachtet hatte.

Call me BabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt