Die Fahrt war leise, kein Wort wurde mehr gesagt. Selbst als Ali bei ihrer Schule ausstieg, fiel zwischen Cole und mir kein Wort mehr.
Ich wartete erst gar nicht auf Tony, Alex, Adam, Nick und Tammy, sondern lief direkt in meine Klasse, ich wollte sie nicht sehen. Sie hatten nichts mit dem ganzen Affentheater zwischen Cole und mir zu tun, aber ich konnte es nicht ertragen ihnen noch irgendwas erzählen zu müssen oder sie über ihn reden zu hören.
Die Stunde begann, Biologie. Cole saß zwei Reihen vor mir neben Ryder, ich neben Nick und Taylor. Nick hatte zwar gefragt, wie es mir ging, ich jedoch antwortete nur, dass ich nicht reden wollte. Er meinte, er verstehe es und dass er stolz auf mich war und unendlich dankbar, für das mit Chris.
Unser Lehrer redete über Zellteilung und Photosynthese, während mein Blick die ganze Zeit über auf Cole verharrte. Er sprach nichts, er saß einfach still da und ich konnte sehen, dass er nicht zuhörte.
Als ich gerade die Zeit in Miami vor meinem inneren Auge durchspielte, wie Cole mich angeschrien hatte und dann im Flugzeug sich nicht auf den Flirt eingelassen hatte, wurde die Klassentür aufgerissen.
Ich erstarrte, mein ganzer Körper wurde zu Eis. Nicht einmal mit der Wimper zucken konnte ich, als ich den großen, braunhaarigen, tätowierten und gefährlich aussehenden Typ in die Klasse treten sah.
Er trug eine schwarze an den Knien zerrissene Jeans und ein graues Shirt darüber, dass seine Muskeln durchblitzen ließ und die Tattoos auf seinen Armen freilegte. Sein Gesicht war ernst wie immer, der Lippenring war immer noch da.
Kyle. Kyle, wie der Kyle, der mich vergewaltigt hatte. Der Kyle, in den ich mich so verliebt hatte, der mich damals besser kannte, als jeder andere. Der Kyle, der auch das mit meiner Mum wusste. Der Kyle, wegen dem ich so froh war, aus Boston wegzukommen.
Ich hatte ihn seit fast einem ganzen Jahr nicht mehr gesehen, das letzte Mal als ich ihn gesehen hatte war, als er mich heulend in seinem Zimmer zurückließ, mit Bändern an das Bettgestell gefesselt. Und jetzt stand er hier, in Chicago, in meiner Klasse. Jeder starrte ihn an, als er mich unter den Schülern suchte und sobald er mich gefunden hatte, wurde sein Blick weich.
„Entschuldigung?" fragte der sichtlich verwirrte Lehrer. „Ich muss mit Hailee O'Donell reden. Jetzt." Sagte er mit seiner tiefen, lauten Stimme. Ein Schauer lief über meinen Rücken und ich konnte mich nicht bewegen.
Ich sah Coles Blick auf mir, er verstand nicht, was hier vor sich ging oder wer der Typ war. Doch an meinem Gesichtsausdruck, so voller Angst und Horror, sah er, dass es jemand sein musste, den ich kannte.
„Na gut, das nächste Mal vielleicht ein wenig freundlicher, Mister...?" meinte der Lehrer und ich zuckte zusammen, das würde er noch bereuen. „Sehe ich aus, als wäre ich freundlich? Hm?!" Kyle ging ein paar Schritte auf den Lehrer zu, welcher sich schnell an der Tischkannte festkrallte.
Ich wollte schlimmeres verhindern und so setzte ich mich, gefolgt von buchstäblich allen Blicken, in Bewegung und ging nach vorne. Kyle verfolgte meinen Weg mit seinem Blick und er war erdrückend auf meiner Haut.
Ich wusste, dass er alles in diesem Raum kaputt machen und Leute verletzten würde, damit er bekam was er wollte und so versuchte ich erst gar nicht, mich zu wehren, als er mich am Arm aus der Klasse zog, wohl darauf bedacht, genug Druck auszuüben, um mich festhalten zu können, mir aber nicht weh zu tun.
Ich blickte noch einmal zurück in die Klasse, allesamt starrten mich an, Cole war aufgesprungen um uns nachzukommen, doch wurde vom Lehrer ermahnt, sich hinzusetzen.
Kyle schlug die Tür zu und biss auf seinem Lippenring herum. „Uhm... Hey." Sagte er leise, so wie man es aus seinem Mund niemals erwarten würde. „Was machst du hier?" fragte ich und war den Tränen nahe, ich hatte Angst.
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Call me Babe
Genç KurguHailee (16) und Cole (17). Sie sind Stiefgeschwister, müssen zusammen leben. Sie verstehen sich eine Sekunde und zicken sich in der nächsten an, bis sie sich gegenseitig beinahe hassen. Doch was, wenn etwas Unvorhersehbares passiert und sie herausfi...