Als mein Wecker am nächsten Morgen um 7:30 Uhr läutete, stand ich gerne auf. Meine Schicht fing erst um 9 Uhr an und so hatte ich genügend Zeit, um Tammy anzurufen und ihr von dem Brief zu erzählen, mit der Zeitverschiebung passte das auch gut.
Als ich zu meinem Handy griff, sah ich zwei verpasste Anrufe von Cole. Als ich also die Kaffeemaschine einschaltete, rief ich ihn zurück. „Babe, wieso hebst du nicht ab? Bist du immer noch sauer?" fragte er mit einer schuldbewussten Stimme. Ich war gut gelaunt und so beschloss ich, ihn zu verarschen.
„Ja, natürlich. Du hast mich zwei Monate lang glauben lassen, dass du mich nicht mehr liebst und mich aufgegeben hast, denkst du, das ist mit einem dummen Brief einfach so vergessen?" fragte ich und versuchte, so aufgebracht wie möglich zu klingen, während ich meinen Kaffee trank. „Es tut mir leid, Hailee. Ich weiß, dass das scheiße war. Und ich werde alles tun, damit du mir verzeihst, wenn du Zeit brauchst, gebe ich sie dir auch." Seine Stimme hörte sich bedrückt an.
Ich prustete los und vom ihm kam ein genervtes Brummen. „Hast du verdient." Lachte ich und er antwortete nicht. „Babe, weißt du, was wir nachholen müssen, wenn du wieder zurück bist?" fragte er. „Den Versöhnungssex." Ich sah sein dreckiges Grinsen förmlich vor mir. „Natürlich denkst du wiedermal nur an Sex." Beschwerte ich mich gespielt, ich vermisste ihn so sehr.
„Hör auf, das stimmt nicht mal." Lachte er. „Ich vermisse dich." Murmelte ich und rührte lustlos in meinem Kaffee. „Ich dich auch, Babe. Und ich liebe dich, das weißt du." Meinte er etwas leiser. „Was sind das denn eigentlich für Dinge, die du die ganze Zeit planst?" fragte ich mit der charmantesten Stimme, die ich hervorbringen konnte, damit er es mir erzählen würde.
„Das wirst du erfahren, wenn du wieder zu Hause bist. Genieß erst mal die Zeit, ich fliege nächste Woche ja auch." Stimmt, seine Geburtstagsreise. „Stimmt, viel Spaß." Lächelte ich. „Ich wünschte, du könntest dabei sein, Babe."
Ich telefonierte noch eine Weile mit Cole und zog mich während des Telefonats an, schminkte mich und frühstückte. Da es schon zu spät war und ich zur Arbeit musste, bat ich Cole, Tammy von dem Brief zu erzählen.
Ich fuhr wie jeden Tag mit dem Taxi zur Arbeit. Ja, ich arbeitete auch samstags. Ich musste nicht, aber da es mir so viel Spaß machte, war das für mich kein Problem. Wir hatten ein neues Projekt, wie mir Frida erklärte. Wir sollten eine Kampagne zum Promoten eines Festivals veranstalten.
Den ganzen Vormittag arbeiteten wir an der Planung und zur Mittagspause rauchte auch schon mein Kopf. Ich saß gerade an meinem Schreibtisch, um noch die letzten Notizen für die Werbeplakate zu machen, als Kim, die an der Rezeption saß, mich am Firmentelefon anrief.
„Hier ist jemand für dich." Meinte sie monoton wie immer. Wahrscheinlich Will, er würde nämlich morgen schon wieder nach Chicago abreisen und wollte sich bestimmt verabschieden. „Kannst ihn reinlassen." Antwortete ich und legte auf. Ich strich mir die Strähnen aus dem Gesicht und legte die Notizzettel in meine Mappe, als ich erstarrte.
Cole stand vor mir, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Was zum..." ich traute meinen Augen nicht. „Guten Mittag, Babe." Grinste er und ging rund um den Tisch, um zu mir zu gelangen. Ich war einerseits erfreut, andererseits verwirrt, ich hatte doch heute Früh noch mit ihm telefoniert...?
Cole zog mich am Handgelenk hoch und ich fiel ihm in die Arme. Ich schlang meine Arme um seinen Oberkörper und er seine um meine Schultern, so zog er mich an sich. „Wie...?" ich sah ihn verwirrt an. „Freu dich doch einfach, dass ich hier bin." Grinste er und nahm mein Gesicht in seine Hände. Er sah mir tief in die Augen und küsste mich dann. Seine Lippen nach so langer Zeit wieder auf meinen zu spüren, war unglaublich. Ich krallte mich an seinem Shirt fest, damit er sich nicht lösen konnte, bevor ich es wollte.
Der Kuss war voll mit reiner Liebe und wir lächelten beide glücklich hinein. „Ich bin so froh, dass du da bist." Murmelte ich und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Mir fiel nicht mehr auf, dass wir immer noch im Büro standen, bis Louis auf einmal meinte: „Du bist also Cole, was?".
Cole und ich drehten unsere Köpfe synchron zu ihm und er grinste. „Schön, dich kennenzulernen. Ich bin Louis." Sagte er mit seinem charmanten Akzent. Cole schüttelte ihm die Hand und verengte den Griff seines Armes um meine Schultern, sodass ich dicht an ihn gedrückt wurde.
„Ich dachte schon, du wärst eine erfundene Ausrede gewesen, damit keine Männer Hailee anmachen würden." Lachte Louis, nickte uns nochmal zu und ging dann wieder zu seinem Schreibtisch. Cole folgte mir zum Lift.
„Muss ich mir wegen diesem Louis Sorgen machen?" fragte er stirnrunzelnd, sobald die Lifttüren zugingen. Louis war zwar erst zwanzig Jahre alt und sah ziemlich gut aus, aber er war nicht mein Typ, also lachte ich nur. „Nein." Ich zog Coles Kopf zu mir und küsste ihn erneut.
Wir fuhren in meine Wohnung und bestellten uns etwas vom Chinesen. Dann legten wir uns beide auf die Couch und genossen einfach die Zeit. Ich lag wie so oft in seinem Arm und hörte sein Herz schlagen.
„Diesmal lasse ich nichts zwischen uns kommen, versprochen. Ich weiß, dass du mir vielleicht nicht mehr vertrauen kannst, wenn ich das sage, aber ich meins ernst. Ich habe alles beseitigt was zwischen uns kommen könnte." Flüsterte Cole in meine Haare.
Er hatte Recht, es war schwer für mich, einfach wieder mit ihm zusammen zu sein und zu tun, als wäre nie was gewesen, weil ich nicht mehr die Sicherheit hatte, dass es wirklich für immer halten würde.
„Ich werde versuchen, dir so gut es geht zu vertrauen, Cole. Aber wenn das nochmal passiert..." ich schluckte. „Dann kann ich nicht mehr." Endete ich leise und sah zu ihm hoch. „Ich weiß, das wird es auch nicht. Versprochen."
Er erzählte mir von zu Hause, dass Rachel und Dad verliebt wie am ersten Tag waren und Ali anscheinend auch einen neuen Schwarm hatte. „Wenn sie glaubt, dass ich sie bei ihm übernachten lasse oder so..." begann er zu schimpfen und ich musste lachen. Ich legte meine Hand auf seinen Mund und kletterte auf ihn, sodass ich auf ihm saß. „Lass sie ihre eigenen Erfahrungen machen." Lachte ich.
„Das tue ich ja, aber..." er schloss den Mund, da ihm keine Kontermöglichkeit einfiel, was ihm einen vorwurfsvollen Blick von mir einbrachte. „Egal, lass uns nicht über die anderen reden, wir haben viel nachzuholen." Grinste er sein perverses Grinsen. Ich schlug ihm gespielt auf die Brust, ließ dann aber seinen Kuss zu.
Eine Stunde später lagen wir schweratmend nebeneinander. „Ich habe das so sehr vermisst, Babe. Sex-Entzug für zwei Monate, so lang hatte ich seit Jahren keinen Sex." Er sah mich von der Seite an uns zog mich an sich. Ich betrachtete sein Tattoo und fuhr es mit dem Finger nach. „Würdest du es weglasern lassen, wenn... du weißt schon?" Murmelte ich gegen seine Haut.
Cole legte zwei Fingern unter mein Kinn und zwang mich so, ihn anzusehen. „Spinnst du? Ich lasse mir doch kein Tattoo stechen, um es dann wieder wegmachen zu lassen. Außerdem wird das nie wieder passieren. Das hier..." er küsste mich. „...Ist für immer, verstanden?" grinste er und küsste noch meine Stirn.
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Call me Babe
Novela JuvenilHailee (16) und Cole (17). Sie sind Stiefgeschwister, müssen zusammen leben. Sie verstehen sich eine Sekunde und zicken sich in der nächsten an, bis sie sich gegenseitig beinahe hassen. Doch was, wenn etwas Unvorhersehbares passiert und sie herausfi...