Kapitel 57 - Fightclub

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Um 17:00 Uhr waren alle weg, Rachel und Dad gingen aus und Ali schlief seit zwei Tagen bei einer Freundin. Ich hatte schon lange nicht mehr mit ihr gesprochen... naja, zumindest war ich alleine zu Hause und so schaute ich fern.

Ich verdrängte die Gedanken darüber, wo Cole geblieben war, schließlich redete er nicht mehr mit der Gang und ich hatte Angst, dass er wieder anfangen würde, zu dealen. Doch ich vertraute ihm, dass er keinen Blödsinn machte und konzentrierte mich auf meinen Film.

Auch die drei Nachrichten von Taylor, in denen er fragte, was gestern passiert war, ignorierte ich und die verpassten Anrufe von Jordan ebenfalls. Ja, es war scheiße von mir, Jordan einfach so wieder links liegen zu lassen, nachdem er mir angeboten hatte, wieder befreundet zu sein, aber ich hatte wirklich keinen Nerv dafür.

Ich machte mir Makkaroni mit Käse und pflanzte mich wieder auf die Couch. Als da plötzlich die Tür aufgerissen wurde, fiel mir beinahe mein Essen aus der Hand, Gott sei Dank konnte mein Knie die Schüssel noch aufhalten, sonst wäre meine Laune mehr als im Arsch gewesen.

Ich sah einen wütenden Cole an mir vorbei in den ersten Stock stampfen. Erst, als er schon außer Sichtweite war, bemerkte ich, dass er am Boden Bluttropfen hinterließ. Er blutete also, hatte er eine Schlägerei gehabt? Mit wem denn, Chris war doch im Gefängnis? In mir übernahm die Sorge Überhand und ich stellte meine Makkaroni ab, bevor ich in den ersten Stock lief.

Im Bad brannte Licht und so sah ich, dass er dort sein musste. Ich stellte mich in den Türrahmen und beobachtete ihn, wie er versuchte, mit einem weißen Handtuch die Wunde auf seiner Stirn vom Bluten zu stoppen. Es sah aus, als wäre er mit dem Kopf voran auf etwas gefallen, das war eine offensichtliche Schürfwunde. Erst jetzt sah ich auch seine aufgerissenen, blutigen Schulterblätter und das blaue Auge. Er atmete schwer und schwitzte am ganzen Körper.

Ich konnte mir nicht helfen, auch wenn ich Abstand wollte und brauchte, ging ich zu ihm und nahm ihm wortlos das Handtuch aus der Hand. Er sah mich emotionslos an und ich zeigte ihm, dass er sich auf den Badewannenrand setzen solle. Zu oft hatten wir das in den letzten Monaten getan.

Ich wusch das Handtuch mit Wasser aus, während es in dem Raum erdrückend still war. Dann wringte ich das nasse Handtuch aus und drückte es auf seine Wunde, um die Blutung zu stillen. „Halt das." Befahl ich mit kalter Stimme und er tat was ich sagte und hielt das Handtuch dort.

Ich währenddessen schob sein Shirt zur Seite um die Schultern anzusehen, sie waren blutig, schienen aber nicht schlimmer verletzt zu sein, als aufgeschürft. Coles Blick klebte an mir, als ich ein neues Handtuch holte und es nass machte, es dann auf seine Schultern legte und das Blut abwischte.

„Wenn du so weitermachst, landest du bald noch im Krankenhaus." Mahnte ich und die Sorge sprach aus meiner Stimme. Schließlich war das mit Kyle erst gestern passiert und die Wunden waren noch deutlich zu sehen. Cole senkte seinen Blick und murmelte ein „Wäre vielleicht auch besser so."

Was sollte das denn? Was meinte er damit? Er dachte, er hatte es verdient, krankenhausreif geschlagen zu werden? Ich dachte ein wenig nach, während ich Desinfektionsmittel auf seine Schultern sprühte und es wurde mir klar.

Er war in einen dieser Fightclubs gegangen, wo immer zwei Jungs gegeneinander kämpften, einfach um Druck abzulassen. „Du warst in einem Fightclub oder?" fragte ich leise und wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen. Er hob den Kopf und sah mich an, dann nickte er. „Es ist mir lieber, du schläfst mit irgendwelchen Schlampen, als du tust dir weh, um Druck abzulassen." Meinte ich und klebte zwei große Pflaster über seine Schultern.

„Das mache ich nicht mehr." Gab er sicher zurück und biss sein Gebiss zusammen. Ich ignorierte jeden Schrei meines Gehirns, Abstand von ihm zu nehmen und kniete mich vor ihn hin. Ich sah ihm in die Augen und wurde ernst. „Ich will nicht, dass du das tust. Es gibt andere Wege, Cole."

Call me BabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt