Der nächste Tag verging sehr schnell, ich stand erst gegen Mittag auf, ging dann mit Rachel und Ali noch Bikini kaufen, falls es in England doch ein wenig Sommerwetter haben sollte, und musste mit dann eine Predigt von Dad anhören, dass ich auf mich aufpassen musste und ja keine Fremden mit nach Hause bringen durfte. Es folgte eine Ansprache von Rachel, wie gefährlich London war und dann umarmten sie mich lange.
Cole war beim Familienessen nicht dabei, was mich zugegeben enttäuschte. Er würde mich schließlich drei Monate nicht sehen und das war seine letzte Chance, sich zu verabschieden, da ich am nächsten Morgen schon um sieben zum Flughafen musste. Es war aber trotzdem lustig, wir lachten die ganze Zeit über und mir wurde bewusst, wie ich sie alle vermissen würde.
Ich lag wach im Bett, obwohl ich schon lange hätte schlafen sollen. Cole war noch nicht zu Hause und ich hatte Angst. Angst, dass er sich nicht verabschieden würde, bevor ich ihn zwölf Wochen nicht sehen würde.
Plötzlich hörte ich schwere Schritte auf der Treppe, das war er. In diesen Sekunden wünschte ich mir nichts mehr, als dass er ins Zimmer kommen und sich zu mir legen würde, den Arm um meine Taille legen und meine Halsbeuge küssen würde. Ich sah den Schatten seiner Schuhe am Spalt unter der Tür. Er stand also direkt vor der Tür. Mein Herz klopfte bis zum Hals und ich rutschte an die rechte Seite des Bettes, sodass er genug Platz haben würde.
Nach ungefähr zehn Sekunden, die ich den Schatten seiner Schuhe vor meiner Tür sah, hörte ich wieder Schritte. Er ging. Er drehte sich um und kurz darauf hörte ich seine Zimmertür knarren. Er hatte vor meiner Tür gestanden und überlegt, ob er sich verabschieden sollte. Doch dann war einfach gegangen, ohne ein Wort. Ohne tschüss zu sagen.
Mir rann es kalt den Rücken runter, es war tatsächlich vorbei. Sobald ich mich wieder gefangen hatte, biss ich die Zähne zusammen und hielt die Tränen zurück. Ich hatte es so lange geschafft und jetzt würde ich nicht einknicken.
Ich schlief dann doch irgendwann ein, doch als um 5:30 Uhr mein Wecker läutete, fühlte ich mich wie ein Zombie. Es fühlte sich an, als hätte man mir das Leben aus den Adern gesaugt. Ich verdrängte jegliche Gedanken an Cole und stellte fest, dass ich darin überraschend gut geworden war.
Ich zog mich an; eine schwarze Jeans und mein weißer Pulli darüber, denn in London würde es wahrscheinlich kalt sein. Die Haare band ich zu einem hohen Zopf und schon verschwand ich ins Bad. Nachdem ich dort meine Routine durchgeführt und mich geschminkt hatte – obwohl ich darauf überhaupt keine Lust hatte – ging ich in die Küche, wo Dad schon saß und seinen Kaffee trank.
„Morgen." Brummte er und ließ die Zeitung sinken. „Bist du aufgeregt?" fragte er. Ich nickte und schnappte mir eine Tasse für meinen Kaffee. „Ich bin stolz auf dich, Kleine." Flüsterte Dad und gab mir einen Stirnkuss.
Sobald Rachel und Ali auch wach waren, begann ich, mich zu verabschieden. Rachel war verdammt wütend auf ihren Sohn, weil er noch immer nicht aufgestanden war, doch als sie ihn holen wollte, stoppte ich sie. „Vielleicht ist es besser so. Ich denke das ist ein Zeichen. Die Zeit in London soll eben ohne ihn beginnen." Flüsterte ich und sah sie mit einem aufgezwungenen Lächeln an.
„Na gut, ich sag ihm, dass er dich sofort anrufen soll, wenn du angekommen bist." Meinte sie. So weh es mir tat, zu lügen, ich musste es tun. „Nein, soll er nicht." Sagte ich also ernst, ich musste jeglichen Kontakt vermeiden, wenn ich wirklich von ihm loskommen wollte. Die Frage, ob ich das überhaupt wollte, stellte ich mir gar nicht.
Ich umarmte sie alle minutenlang, dann hupte auch schon mein Taxi. Ich war bereits bei der Tür, als mir etwas einfiel. Das Amulett, ich hatte es beinahe vergessen. Wie der Blitz sprintete ich in mein Zimmer und schnappte mir das Amulett. Ich steckte es in meine Pullitasche und machte es mir erst im Taxi um.
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Call me Babe
Novela JuvenilHailee (16) und Cole (17). Sie sind Stiefgeschwister, müssen zusammen leben. Sie verstehen sich eine Sekunde und zicken sich in der nächsten an, bis sie sich gegenseitig beinahe hassen. Doch was, wenn etwas Unvorhersehbares passiert und sie herausfi...