Kapitel 48 - Der Abend, der alles veränderte (1)

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Ich packte eine ca. 50 cm große Vase aus Glas in meine Handtasche, die Gott sei Dank so groß war, dass man sie von außen nicht sah. Damit würde ich Chris k.o. schlagen. Dann machte ich mich fertig für mein... sagen wir Rendezvous, und zog mich um.

Als Mason mich am Nachmittag abholte, hatte ich bereits Bauchschmerzen vor lauter Aufregung. Wenn auch nur irgendetwas schiefgehen würde, wäre ich geliefert und hatte mir in Chris einen neuen Feind gemacht.

„Du musst einfach die Zähne zusammenbeißen, an Cole und eure Freunde denken und so schnell wie möglich handeln." Riet mir Mason noch, bevor ich aus dem Wagen ausstieg.

Es war das gleiche Haus wie vor ein paar Monaten, als ich hierhin entführt wurde. Ich ignorierte die Stimme in meinem Kopf, die mir sagte, dass ich mich nicht in so eine Gefahr bringen sollte und weglaufen sollte, und stieß ohne großes Nachdenken die Tür auf. Kerzenduft stieg mir in die Nase, als ich den Flur entlangging.

„Hallo?" fragte ich mit starker, beinahe gelangweilt klingender Stimme. „Prinzesschen!" flötete Chris da und kam aus dem ersten Zimmer auf der linken Seite heraus. „Bist du bereit?" fragte er verführerisch und ich war froh, dass er angeblich nur auf Sex aus war, denn so musste ich es nicht noch in die Länge ziehen und mehr Zeit mit ihm verbringen, als nötig.

„Wäre ich sonst hier?" antwortete ich also und setzte das erotischste Lächeln auf, das ich nur zusammenbrachte. Chris erwiderte es und mir ekelte bei seinem widerlichen Gesicht.

„Na dann." Er bat mich mit einer Geste in das Zimmer, in dessen Türrahmen er verweilte, mit nur einer Boxershort bekleidet.

Wenn Cole uns nun sehen würde... er würde ausrasten. Er würde alles gegen die Wand werfen und... Nein, ich tat das alles für ihn, für uns. Ich musste das tun, für uns.

Ich betrat also den Raum, in dem sich ein Doppelbett mit roter Bettwäsche, ein Regal auf dem die Kerzen prangten und der Schreibtisch, der für mich heute zählte, befanden.

„Ich bin kein Fan von Smalltalk oder schmutzigem Gerede. Ich mag es schnell und hart." Meinte ich und musste mich zurückhalten, um nicht zu lachen. Wenn ich so etwas zu Cole gesagt hätte, wäre er am Boden zusammengekugelt davon gerollt vor lauter Lachen.

Ich ließ meine Tasche zu Boden sinken, wohl darauf bedacht, dass man die Vase nicht erkennen konnte, und lehnte mich erwartungsvoll ans Bett.

„Dann verstehen wir uns ja." Chris schloss die Tür, kam zu mir und stellte sich hinter mich. Bevor ich groß nachdenken und mich ekeln konnte, hatte er mein Shirt ausgezogen und ich stand im BH da. Ich spürte einen nassen Kuss auf meiner Schulter, dann wurde ich in einer schnellen Bewegung umgedreht und an Chris Brust gedrückt.

Er fuhr mit seinen großen Händen über meine Brüste und kam mit seinem Mund meinem immer näher. Scheiße, wie konnte ich denn jetzt noch die Ausrede mit dem Bad bringen? Ich musste improvisieren, wenn auch nur ein einziger Kuss von Chris auf meinen Lippen landen sollte, hatte ich Cole betrogen und so weit durfte es auf keinen Fall kommen.

Ich begann, zu husten und Chris wich von mir. „Könnte ich ein Glas..." ich hustete erneut. „Wasser haben? Diese verdammte Stauballergie, sorry." Ich schenkte ihm mein süßestes Lächeln und er nickte. „Klar. Lauf nur nicht weg." Grinste er.

Kaum war er aus der Tür, begann mein Herz zu rasen. Ich schnappte mir die Vase aus meiner Tasche und stellte mich hinter die offene Tür, sodass ich nicht zu sehen war, aber Chris sofort, wenn er das Zimmer betrat, die Vase überziehen konnte.

Ich hörte seine schweren Schritte und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich biss mir fest auf die Lippe und als ich den Schatten das Zimmer betreten sah, holte ich mit aller Kraft aus, trat aus der Tür hervor und traf Chris mitten ins Gesicht.

Doch er fiel nicht wie geplant um, sondern taumelte nur ein bisschen zurück und ließ das Wasserglas zu Boden fallen. Ich musste handeln, sofort!

Ich riss die Vase erneut in die Höhe, schlug wieder damit auf ihn zu, doch er packte mich am Handgelenk und drückte mich gegen die Tür. „Du hältst dich wohl für besonders schlau, was?" schrie er und kam mir gefährlich nahe, ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen.

Ich dachte an Monate zuvor, als Cole mir gezeigt hatte, wie ich mich aus solchen Griffen befreien konnte. Sofort hob ich mein Knie mit Schwung an und trat ihn mitten in die Weichteile. Vor Schmerz presste Chris die Augen zusammen und schrie auf, zuckte jedoch nicht zusammen.

Ich nutzte seine für den Moment geschlossenen Augen und entriss ihm meine rechte Hand, die ich im selben Moment platt auf sein Gesicht schlug und ihn so nach hinten schob. Ich gab ihm nicht die Zeit, zu reagieren, sondern trat so fest es ging gegen sein Schienbein und drehte uns beide um.

Er ließ auch mein zweites Handgelenk los, um sich ans Bein zu greifen, dass sofort zu bluten begann. Ich hatte wohl einen wirklich festen Tritt. Ich zögerte keine Sekunde und schlug seinen Kopf so fest ich es auch nur irgendwie schaffte, gegen die Tür. Er taumelte nach vorne, als ich gleich nochmal seinen Glatzkopf gegen die Tür schlug und er zu Boden sank.

Schnell schnappte ich mir die Vase, die am Boden lag, und schlug damit nochmal auf seinen Kopf zu, um sicherzugehen, dass er bewusstlos war. Als er nun wirklich keine Bewegung mehr machte und mit geschlossenen Augen und einer blutenden Wunde am Kopf und Bein am Boden lag, atmete ich tief durch.

Ich durfte jedoch keine Zeit verlieren und so unterdrückte ich den Schmerz in meinen Handgelenken, von seinem festen Griff, und holte die Pistole hervor, die ich seit Cole sie mir gegeben hatte, immer in meiner Tasche hatte.

Ich ging zum Schreibtisch und rüttelte wild an der dritten Schublade, als sich diese jedoch nicht öffnen ließ, lud ich die Pistole und schoss kurzerhand in das Schlüsselloch. Die Lade sprang auf und ich sah nur einen Haufen Papierkram.

Das konnte doch nicht sein, Mason sagte, es wäre die dritte Lade. Also kramte ich darin herum und schmiss alle Unterlagen heraus, wobei mein Herz immer noch wie wild klopfte. Diese dumme DVD musste hier doch irgendwo sein!

Ganz unten, unter all den Papieren, fand ich einen Umschlag. Ich ergriff schon von außen, worum es sich bei dem Inhalt handelte, und mein Verdacht bestätigte sich beim Öffnen des Umschlags. Der Name der Überwachungsfirma, die für Adams Haus zuständig war, stand auf der erscheinenden DVD.

Ich schnappte mir den Umschlag samt Inhalt, ließ einen kurzen Freudenschrei aus und zog mir mein Shirt wieder über, bevor ich meine Tasche nahm, die Pistole und die Vase reinwarf und so schnell es ging durch den Flur aus dem Haus lief.

Wie ausgemacht, wartete Nick in der Einfahrt und ich sprang förmlich in das Auto. „Hast du's?" fragte er und sah aufgeregt aus. Ich hielt triumphierend den Umschlag hoch und er nahm mich kurzerhand in den Arm.

Nick fuhr los, während ich mich schnell atmend in den Ledersitz lehnte und ihm schilderte, was genau passiert war. „Du hast echt gut improvisiert, das hätte ich nie geschafft!"

Call me BabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt