21 - Are you mocking me?

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Hoseok POV

Ich war nicht so der Frühaufsteher. Das nervtötende, viel zu laute Piepen des Weckers alleine ging mir schon so sehr auf den Zeiger, dass ich am liebsten meinen Kopf unter meinem warmen, weichen Kissen vergraben hätte, um einfach weiterschlafen zu können. 6 Uhr konnte doch unmöglich die richtige Zeit sein, um in den Tag zu starten.

Da ich heute allerdings mit meinem Tanztraining einen Pflichttermin auf dem Plan stehen hatte, konnte ich mein Schlafbedürfnis kurz begraben gehen und in den sauren Apfel beissen - ergo aufstehen.

Schnell machte ich mich fertig und aß noch eben eine Banane, für mehr war gerade leider keine Zeit. Bevor ich die Wohnung verließ, ging ich zur Couch, auf der in Decken eingemummelt ein unglaublich niedlicher Jimin lag. Er schlief tief und fest und hatte die Decke bis unter die Nasenspitze gezogen. Vorsichtig setzte ich mich auf den Rand der Couch und betrachtete ihn für ein paar Sekunden.

"Du bist viel zu schön, weißt du das?", murmelte ich nur in den Raum hinein, bevor ich mir einen kleinen Zettel plus Kugelschreiber schnappte, um ihm eine Nachricht zu hinterlassen. Wer so friedlich schläft, durfte keinesfalls geweckt werden.

Ich legte ihm die Nachricht auf den Tisch, sodass er sie direkt nach dem Aufstehen lesen würde und strich ihm noch einmal zögerlich durch sein Haar. Dann stand ich leise auf und verließ die Wohnung, um mich zur Bushaltestelle zu begeben.

Der Bus war wie immer voll. Voll von widerwärtigen Menschen. Ich fragte mich, ob ein Stück Seife für manche wirklich zu teuer war. Ich saß in einem Zweier am Fenster und steckte mir die Kopfhörer ins Ohr, um meine Umgebung auszublenden.

Nach ein paar Stationen konnte ich meine Augen nur noch mit Mühe offen halten. Die Musik auf meinen Ohren war nicht gerade einschläfernd, aber die Nacht war einfach kurz gewesen.

Jimin. Er hatte mich wach gehalten. Naja, er hat es nicht bewusst gemacht und eigentlich hatte er die ganze Nacht über friedlich auf der Couch geschlafen, aber in meinem Kopf geisterte er rum, als wäre das sein zweites Zuhause. Wieder und wieder spielte mein Gedächtnis ausgewählte Episoden des gestrigen Abends vor meinem inneren Auge ab. Das Kribbeln in meinem Bauch, seine dunkle, verführerische Stimme und das Gefühl seiner Lippen auf meinem Hals. Es war einfach.... überwältigend gewesen, geradezu berauschend. Als er dann auch noch meine Lippen geküsst hatte, ist in mir ganz sicher irgend etwas kaputt gegangen. Zumindest funktionierte mein Körper nicht mehr so, wie er sollte. Meine Körpertemperatur spielte verrückt, viel zu oft verfiel ich in einen Tagtraum.

Ich wurde aus meinem erneuten Tagtraum gerissen, als ich ein wiederholtes Tippen an meinem Oberarm spürte. Müde schlug ich die Augen auf und blickte direkt in ein braunes Augenpaar. Rehaugen.

Immernoch etwas benommen entfernte ich die Kopfhörer aus meinen Ohren, rieb mir die Augen und musterte meinen Gegenüber mit fragendem Blick, bis der Moment der Erkenntnis über mich hereinbrach. Oh nein, seit wann fährt er bitte mit demselben Bus, wie ich?

"Hey, ich wusste gar nicht, dass wir den gleichen Bus nehmen", brachte er augenblicklich mit einer freundlichen Stimme hervor.

"Wusste ich auch nicht."

"Ist der Platz hier noch frei?", fragte er höflich, während er auf den Platz neben mir deutete.

"Ehm, ja klar, setz dich."

Ich nahm meine Tasche auf den Schoß, um ihm Platz zu machen. Scheinbar sollte meine morgendliche Ruhe nun ein Ende haben. Hoffentlich war er nicht der redselige Typ.

"Wie war deine Prüfung eigentlich noch? Zu was für einem Lied hast du deine Choreographie vorgestellt?"

Scheinbar war er genau das. Er bombardierte mich bereits mit Fragen, obwohl ich nicht einmal seinen Namen kannte. Bisher war er "Prince Charming" oder "das Supertalent" für mich gewesen. Er war nämlich nicht nur der Typ, der so hübsch war, dass er sich wahrscheinlich jede Olle klar machen könnte, sondern auch noch so talentiert, dass in mir der Neid heranwuchs. Er lernte die Choreographien so schnell, dass alle Tanzlehrer immer hellauf begeistert waren. Er tanzte so fehlerfrei, so perfekt... Neben ihm fühlte ich mich ungefähr so, als wären meine Beine ineinander verknotet und nicht befähigt, irgendeinen Tanzschritt korrekt auszuführen.

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