58 - It's time to think about something else

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...am nächsten Tag

Jimin POV

"Und, wie war es?", fragte Yoongi, der gemeinsam mit Sana im Flur der Polizeistation auf uns gewartet hatte, in die Runde. Ich zuckte auf seine Frage hin mit den Schultern und warf einen fragenden Blick in Taehyungs und Hoseoks Richtung. "Er schien wesentlich kompetenter zu sein, als der Kerl, bei dem wir in Kobe gelandet sind. Wir haben ihm allerdings das gleiche erzählt, wie dem Polizisten aus Kobe, mit der Ausnahme, dass nun der Drohbrief noch hinzugekommen ist", antwortete ich auf Yoongis Frage hin. Wir setzten uns bereits in Bewegung, um die Polizeistation wieder zu verlassen. Das graue Linoleum und die sterilen, weißen Wände waren nicht gerade eine Augenweide und generell war die Stimmung hier - natürlicherweise - auch nicht wirklich gut. Niemand blieb gerne länger an diesem Ort, als er musste und da wir das erledigt hatten, was wir zu erledigen hatten, war es an der Zeit, aufzubrechen.

Unsere Schuhe hinterließen ein unangenehmes Quietschen auf dem Bodenbelag, was uns noch mehr dazu trieb, schnell dieses Gebäude zu verlassen und als wir hinter der nächsten Ecke die Tür sahen, die uns zum Fahrstuhl führen würde, atmete ich erleichtert auf.

"Wie wird es nun weitergehen?", fragte Yoongi dann und setzte damit dem Schweigen, welches sich zwischen uns ausgebreitet hatte, ein Ende.

"Um den Rest kümmert sich die Polizei", antwortete Taehyung und drückte auf den Knopf des Fahrstuhles, um ihn auf unsere Etage zu bringen.

"Von hier an liegt der weitere Verlauf der Ermittlungen nicht mehr in unseren Händen. Die Polizei hat uns ausdrücklich dazu aufgefordert, sich bei ihnen zu melden, falls uns noch Dinge einfallen sollten, die für die Ermittlungen von Relevanz sein könnten, doch ansonsten sollten wir wohl einfach abwarten", fügte Hoseok Taehyungs Antwort hinzu.

Ein monotones Piepgeräusch erklang, als der Fahrstuhl auf unserer Etage angekommen war. Mir fiel auf, dass dieser Geruch, der diesem ganzen Gebäude anzuhaften schien, eine Mischung aus Knete und feuchtem Keller, auch im Aufzug nicht minder intensiv zu riechen war. Angeekelt rümpfte ich meine Nase und lehnte mich erschöpft an die Wand des Aufzuges. Dieses Verhör hatte geschlaucht und die Aussicht, am Nachmittag bei meinen Eltern zu Besuch zu sein, machte es nicht wirklich besser. Zumindest lag noch eine einstündige Autofahrt vor uns, in der ich die Chance hatte, meine Gedanken ein wenig zu sortieren, bevor ich die nächste, unangenehme Konfrontation zu überleben hatte.

"Hat die Polizei denn schon irgendeine Spur von Sakurai gefunden? Haben sie sich diesbezüglich irgendwie geäußert?", mischte sich dann auch Sana ein, als wir aus dem Aufzug stiegen, der bei seiner Ankunft im Erdgeschoss das gleiche, monotone Piepgeräusch von sich gab, wie vorhin.

"Schwer zu sagen. Sie wollten wohl überprüfen, ob sie über die SMS an weitere Informationen kommen können, ihn gegebenenfalls Orten können, doch es würde mich nicht wundern, wenn die Simkarte, die sich während des Versendens der SMS im Handy von Sakurai befunden hat, schon gar nicht mehr in Benutzung ist. Ich würde ihm durchaus zutrauen, dass er nur für diesen Zweck eine Simkarte gekauft hat, aber was weiß ich schon?", brachte ich seufzend hervor und öffnete schließlich die Tür nach draussen, woraufhin sich die frühwinterliche Kälte auf meinen Wangen ausbreitete. Auch wenn ich sonst Kälte nicht besonders mochte, war ich gerade glücklich darüber, das Gebäude verlassen zu haben, um in die Kälte zu treten. Die frische Luft überwog definitiv den negativen Punkt, dass es verdammt kalt war.
Der Geruch, der dem Gebäude anhaftete, hatte bei mir bereits eine leichte Übelkeit heraufbeschworen.

"Jimin hat übrigens der Polizei noch den Namen von Sakurais Sekretärin gegeben. Sie meinten, dass sie zu ihr noch Kontakt aufnehmen wollten, doch sie sagten zugleich, dass es nicht auszuschließen war, dass er bereits das Land verlassen hatte und die Sekretärin auch keine weiteren Auskünfte über ihn geben kann, aber sie wollten es zumindest versuchen", sagte Hoseok dann, was Yoongi dazu brachte, die Stirn zu runzeln.

"Aber den Brief hat er doch persönlich zu Taehyung bringen müssen." Er wandte sich schließlich Taehyung zu "Auf dem Brief stand doch gar keine Adresse, sondern nur dein Name, oder?", fügte Yoongi noch hinzu und musterte Taehyung mit einem fragenden Gesichtsausdruck. Dieser nickte, doch zuckte im nächsten Moment schon mit den Achseln. "Ja da stand nur mein Name drauf. Doch seien wir mal ganz ehrlich, wir haben einfach keine Ahnung, wie er das alles bewerkstelligt hat. Ob er noch in Japan ist, oder nicht, ob er eventuell noch Handlanger hat, die sich um sowas kümmern, das alles können wir nicht wissen. Aber wir müssen aufhören, uns darüber den Kopf zu zerbrechen. Wir können diesen Fall nicht lösen, das kann nur die Polizei", sagte Taehyung dann mit einer Miene, die für seine Verhältnisse ziemlich ernst ausfiel. Allerdings musste ich ihm Recht geben. Keiner von uns hatte auch nur einen blassen Schimmer davon, wie ein Krimineller sich wohl verhalten mochte, wie er generell vorging. Wann und ob man Sakurai festnehmen würde, lag leider nicht in unseren Händen. Doch wenigstens würde man sich nun um unsere Sicherheit kümmern. In Kobe würden wohl Polizisten vor unseren Wohnungen stationiert werden. Nicht nur aus dem Grund, dass unsere Sicherheit auf diesem Wege gewährleistet werden konnte, sondern auch, weil die Polizei dann bessere Chancen haben würde, ihn festzunehmen, da es nicht auszuschließen war, dass er sich erneut in unsere Nähe begeben würde.

"Lasst uns jetzt erstmal nachhause fahren", sagte Sana dann und schloss das Auto auf. Taehyung setzte sich nach vorne auf den Beifahrersitz, während Yoongi sich hinter den Fahrersitz setzte. Hoseok erklärte sich dazu bereit, in die Mitte zu gehen, sodass ich hinter Taehyung den Sitz in Beschlag nahm. Zunächst herrschte eine bedrückende Stille im Auto, wahrscheinlich hing jeder seinen Gedanken zu dem Besuch bei der Polizei nach und überlegte, still für sich, wie es nun weitergehen würde. Doch kaum startete Sana den Motor, durchbrach Taehyung die Stille, die ihm scheinbar auf die Nerven gegangen war, indem er das Radio einschaltete. Ich ließ meinen Kopf gegen die Fensterscheibe sacken und beobachtete den Regen, der begonnen hatte vom Himmel zu fallen und nun ein lautes Prasseln auf den Scheiben des Autos verursachte. Zusammen mit dem eintönigen Pop-Gedudel, was aus den Boxen drang, bietete es die perfekte Grundlage, um ein bisschen vor sich hin zu dösen. Die Trägheit, die den ganzen Tag schon an mir zehrte, tat dann ihr übriges, sodass schon wenige Sekunden später meine Augenlieder zuklappten.

Ich schlief jedoch nicht ein, döste nur ein wenig und jagte automatisch den Gedanken nach, die mich seit Beginn des Tages nicht mehr loslassen wollten. Tatsächlich schaffte ich es sogar ganz gut, die Gedanken darüber, wie es mit dem Thema "Sakurai" weitergehen würde, irgendwo in den Hintergrund meines Bewusstseins zu rücken. Viel zu breit machte sich nämlich bereits der Gedanke, an das nachher folgende Treffen mit meinen Eltern. Ich sah vor meinem geistigen Auge schon den spöttischen Blick meiner Mutter, wenn es um mein Studium ging. Solange es bei diesem Thema blieb, sollte es mir allerdings egal sein, wie sie sich aufführte. Die Hauptsache war, dass sie nicht dieses andere Thema, was ihr wohl seid einer Weile so verdammt wichtig war, anbringen würde...

Und mein Vater? Ich war mir darüber nicht sicher, ob er überhaupt da sein würde. Wahrscheinlich war er geschäftlich unterwegs, was natürlich wieder super kurzfristig so gekommen ist, sodass er auch nichts mehr daran ändern könnte. Wenn es so kommen sollte, war es mir nur Recht. Ein Problem weniger, mit dem ich mich auseinandersetzen müsste.

Ich öffnete meine Augen und sah, dass wir uns immernoch auf der Autobahn befanden, weshalb ich meine Augen im nächsten Moment schon wieder zufallen ließ.

Ich hatte die Entscheidung getroffen, meinen Eltern nichts von der Sache mit Sakurai zu erzählen. Es sah immerhin so aus, als würden wir nun auch ohne ihre Hilfe mit diesem Problem fertig werden, wohl gemerkt auf einem vernünftigen Weg.

Mit diesen Gedanken, glitt ich dann tatsächlich noch in einen leichten Schlaf, aus dem ich erst erwachte, als Hoseok mich vorsichtig weckte, als wir das Haus der Kims erreicht hatten.

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