57 - Waiting

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Jimin POV

Es war bereits später Nachmittag. Wie auch immer es nun weitergehen würde, so blieb uns vorerst nichts weiter übrig, als zu warten. Sana hatte Taehyungs Vater kontaktiert und dieser hatte sich direkt mit besagtem Kollegen, der sich der Sache wohl annehmen wollte, in Verbindung gesetzt. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie Taehyungs Vater gerade drauf war, stattdessen ging ich in Gedanken durch, was während unseres Aufenthaltes in Busan noch zu erledigen war.

Die Beweismaterialien hatten wir selbstverständlich mitgenommen, als wir Kobe verlassen hatten, damit wir sie bei der Polizei vorzeigen könnten. Der Brief lag in einer Klarsichtfolie auf dem Küchentisch und war bereits eingescannt worden, besagter Kollege wollte wohl schonmal einen Blick darauf werfen. Mit der SMS war es etwas anders, die konnte man schließlich nicht einfach so weiterleiten, um sie als vernünftiges Beweismaterial zu deklarieren. Deshalb würde mein Handy samt SMS uns an dem Tag, an dem wir erneut die Polizei, diesmal in Busan, aufsuchen würden, begleiten.

Wir würden erneut vor der Polizei Bericht erstatten müssen, vorallem Taehyung und ich. Da Yoongi offiziell unbeteiligt war und abgesehen von unserem kleinen Ausflug ins Archiv der Unibibliothek, der natürlich nach wie vor ein Geheimnis zwischen uns Vieren bleiben sollte, tatsächlich rein gar nichts mit dem Fall zu tun hatte, konnte zumindest er sich der unangenehmen Aufgabe entziehen, die dem Rest von uns bevor stand.

Hoseok hingegen würde uns begleiten müssen. Es war leider nicht auszuschließen, dass Sakurai bereits eine Verbindung zwischen Hoseok und mir hergestellt und sich meinen Freund als nächstes Opfer rausgepickt hatte, falls Taehyung ihm nicht genügen sollte oder er der Meinung war, dass es mein Leben noch nicht genug zerstörte, wenn er Taehyung bedrohte. Wann genau wir zur Polizei fahren würden, war bisher unklar. Zumindest war die Arbeit an dem Fall bereits in die Wege geleitet worden und das, was wir bisher davon mitbekommen haben, gab uns das Gefühl, dass man uns diesmal tatsächlich ernst nahm. Sana gab uns zwischendurch immer mal wieder Infos dazu, wie die Lage war, doch im Prinzip konnten wir die Arbeit an dem Fall zumindest in diesem Moment nicht wirklich beschleunigen.

Hoseok, Taehyung und ich saßen im Wohnzimmer, der Fernseher lief, doch niemand schenkte dem erleuchteten Bildschirm wirklich Aufmerksamkeit. Viel mehr war jeder von uns damit beschäftigt, seine Gedanken zu sortieren. Sana war vorhin noch, mit Yoongi im Schlepptau wohlgemerkt, losgezogen, um ein paar Teile einzukaufen. Da sich die Dinge etwas anders entwickelt hatten, als wir zuerst geplant hatten, war es nicht auszuschließen, dass unser Aufenthalt in Busan länger sein würde, als es ursprünglich geplant war. Es war nur zu hoffen, dass wir nicht länger als drei Tage hier bleiben müssten, denn sonst würden wir uns wohl oder übel darum kümmern müssen, die bereits gebuchten Rückflüge zu canceln.

Hoseok hatte es sich auf der Couch halbwegs gemütlich gemacht und ich nutzte seine Position aus, um mich an seiner Brust anzulehnen. Taehyung hatte sich derweil auf dem Ecksofa, auf dem er zuvor schon gesessen hatte, hingelegt und tippte auf seinem Handy rum.

"Tae?"

"Hm", nuschelte Taehyung darauf nur, ohne den Blick dabei vom Display seines Handys zu lösen.

"Wo ist eigentlich dein Vater?"

Taehyung sperrte darauf sein Handy und legte es auf dem kleinen Wohnzimmertisch ab. "Geschäftlich unterwegs. Kommt erst in einer Woche wieder." Er musterte einen fernen Punkt neben dem Fernseher und wirkte in diesem Moment so, als befände er sich nur körperlich an diesem Ort hier.

"Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich mich nicht sogar darüber freuen sollte. Also, das mag jetzt seltsam klingen, natürlich wäre es schön gewesen, meinen Vater wiederzusehen, wo ich doch schonmal hier bin, aber du kennst ja meinen Vater", murmelte er und setzte sich dann mit einem Seufzen auf.

Ich nickte darauf nur. Ja, Taehyungs Vater wäre ausgerastet, wahrscheinlich, nein, ziemlich sicher war er an dem Ort, an dem er sich derzeit befand, auch förmlich explodiert, als ihn die Nachricht von Sana erreicht hatte. Natürlich richtete sich wohl seine Wut einzig und allein gegen Sakurai, aber dennoch war es nicht gerade erstrebenswert, einen aufgebrachten Mr. Kim in seiner Nähe zu haben.

Hoseok warf mir einen fragenden Blick zu, doch ich signalisierte ihm mit einem leichten Kopfschütteln, dass wir später darüber reden konnten, wenn er wollte.

"Ich frage mich auch, was für ein Kollege das wohl sein mag, der uns aus diesem Schlamassel raushelfen soll. Ich meine, wie kann meine Mutter sich überhaupt so sicher sein, dass er sich darum kümmern wird? Dass er diesem Fall gewachsen ist oder überhaupt Zeit dafür hat?", Taehyung fuhr sich durch sein braunes Haar und seufzte. "Aber solange das alles hier bald ein Ende hat, werde ich die Dinge gar nicht weiter hinterfragen. Ich...", er verfiel in ein Schweigen und schien zu Grübeln, machte dann jedoch eine abwinkende Geste.

"Ich glaube, dass es gut ist, wie die Dinge sich gerade entwickeln", sagte ich und setzte mich ein wenig auf. "Ich sehe das gerade hier als Chance, dieses Problem auf eine vernünftige Art und Weise zu klären. Wesentlich vernünftiger, als alles, was bisher so zur Debatte gestanden hat", fügte ich hinzu und erntete darauf ein zustimmendes Nicken von Hoseok und Taehyung.

Außerdem könnte ich so verhindern, meine Eltern zu involvieren. Wenn es im Rahmen des möglichen war, würde ich nun, da Taehyungs Familie uns half, gar nicht erst nach der Hilfe meiner Eltern fragen müssen. Ich würde ihnen gar nichts davon erzählen, was vorgefallen war, denn allein die Vorstellung, dieses Thema vor meinen Eltern anzusprechen, bereitete mir eine unangenehme Gänsehaut. Sie waren nicht wie Taehyungs Eltern. Sie würden mir garantiert Vorwürfe machen, wie auch immer man das in so einer Situation machen konnte. Doch ich hielt meine Eltern in diesem Zusammenhang für unberechenbar. Ich nahm mir also vor, bis morgen früh abzuwarten. Wenn die Dinge sich bis dahin in eine Richtung entwickelt hatten, die darauf hindeutete, dass die Möglichkeit auf eine erfolgreiche Lösung des Falles bestand, würde ich meinen Eltern nichts davon erzählen. Ansonsten wäre es wohl unvermeidlich, sie um ihre Hilfe zu bitten, doch ich wollte ausnahmsweise mal optimistisch an die Sache herangehen.

***

Sana und Yoongi kehrten zurück, als wir gerade damit beschäftigt waren, uns auf einen Film zu einigen, mit dem wir die Zeit ein wenig überbrücken wollten. Als die Haustür sich öffnete und Yoongis Lachen aus dem Flur zu vernehmen war, hielten wir jedoch für einen Moment inne. Kaum fünf Sekunden später öffnete sich auch schon die Tür, die den Flur mit dem Wohnzimmer verband. Yoongi und Sana trugen gefühlt den Wocheneinkauf einer Großfamilie herein, wobei sie das Wohnzimmer durchquerten, um in die angrenzende, offene Küche zu gelangen. Wir folgten ihnen in die Küche, um beim Auspacken der Lebensmittel zu helfen.

"Mum, wie viel Kimchi möchtest du bitte machen?", fragte Taehyung, einen ungläubigen Ausdruck im Gesicht tragend, als er die Chinakohlköpfe aus dem Beutel nahm und nacheinander auf der Arbeitsfläche ablegte.

"So viel, wie nötig ist. Unseren Vorrat habt ihr nämlich heute geleert", antwortete sie darauf trocken und verwahrte simultan die schier endlos wirkende Menge an Essen im Kühlschrank.

Als wir die Einkäufe vollständig verstaut hatten, machte sich Taehyung bereits wieder daran, ins Wohnzimmer zu gehen, um sich wieder der Filmauswahl zu widmen, doch er kam nicht weit, denn kaum hatte er zwei Schritte getan, meldete Sana sich erneut zu Wort und sorgte somit dafür, dass er wie angewurzelt im Türrahmen stehen blieb.

"Ihr habt gleich morgen früh einen Termin bei der Polizei. Geht am besten heute noch einmal durch, was alles in welcher Reihenfolge vorgefallen ist. Vergewissert euch, dass ihr alles, was irgendwie von Relevanz sein könnte auf dem Schirm habt und vergesst nicht, dass jedes Beweisstück welches ihr besitzt und jeder Zeuge, den es gibt, der in Zukunft noch befragt werden könnte, potentiell förderlich für das Lösen des Falles ist."

Ihr Blick wanderte gegen Ende ihres Satzes zu mir und verweilte dort für wenige Augenblicke. Ich nickte auf das von ihr Gesagte hin, wie um ihr zu versichern, dass ich mich darum kümmern würde, dass bei dem Termin bei der Polizei auch etwas herum kommen würde.

Schließlich hing von dem morgigen Termin vieles ab.
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Und hiermit startet die kleine Lesenacht. :)
Etwas früher, als angekündigt. Habe hier im Moment allerdings kein durchgehend gutes Internet und nutze aus, dass es gerade mal gut ist.

Viel Spaß beim Lesen!

- Cat

Would You RatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt