41 - Inner Conflict

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Taehyung POV

Ich war mir sicher behaupten zu können, dass ich in meinem gesamten Leben noch nie so sehr im Zwiespalt war, wie in der vergangenen Nacht. Mein Inneres war quasi einmal in der Mitte gespalten: Während die eine Hälfte sich am liebsten noch enger an Jungkook gekuschelt hätte, wollte die andere Hälfte ihn einfach nur wegstoßen. Es war doch zum Heulen. Ich genoss seine Nähe, die Wärme, die von seinem Körper auf mich überging, sein warmer Atem, der mein Schlüsselbein kitzelte und sein Duft, der in mir schon fast ein nostalgisches Gefühl hervorrief. Doch zugleich wusste ich, dass es falsch war, sich über seine Nähe zu freuen, denn sobald er erwachte, würde alles wieder anders sein. Er war betrunken gewesen, er hatte entweder aus dem Affekt heraus gehandelt, oder aus einer Verwirrtheit, die der Alkohol ihm beschert hatte. Doch so oder so würde er nicht auf diese Art und Weise agieren, wenn er sich im nüchternen Zustand befunden hätte.

Mal ganz abgesehen davon, dass das aufreibende Kribbeln in meinem gesamten Körper schon fast schmerzhaft war. Ich hielt es kaum aus, neben ihm zu liegen und während er ziemlich schnell in einen tiefen Schlaf geglitten war, hatte ich die halbe Nacht wach gelegen, nur um schließlich in einen unruhigen Halbschlaf zu gleiten. Doch leider war mein Körper dann nicht der Meinung, dass er dieses Schlafdefizit mal ausgleichen sollte, stattdessen wurde ich auch noch früh morgens wach und fand mich wieder in einer innigen Umarmung, eng geschmiegt an Jungkooks Körper.

Ich ignorierte den Effekt, den seine Nähe auf meinen Körper hatte und schob ihn sanft aber bestimmt von mir weg. Er ließ darauf ein unzufriedes Murmeln verlauten und schlang einfach seine Arme wieder um meinen Körper. Mir entkam ein leicht genervtes Seufzen, dachte er, ich wäre sein lebensgroßer Teddy oder was sollte das hier?

Erneut legte ich meine Hände an seine Brust und übte leichten Druck aus, wurde energischer, als er sich nicht bewegte und schaffte es letztendlich dann, mich aus der Umarmung zu befreien und ein paar mehr Zentimeter zwischen unsere Körper zu bringen. Ich setzte mich auf und war im Begriff, Richtung Fußende aus dem Bett zu krabbeln, doch davon war Jungkook wohl gar nicht angetan, denn prompt schlang er auch schon wieder seine Arme um meinen Körper und hielt mich somit von meinem Tun ab.

"Bleib hier", nuschelte er verschlafen und zog mich wieder zurück ins Bett, doch ich löste mich, diesmal deutlich energischer als vorhin, aus seinem Griff und setzte mich einfach wieder auf. "Jungkook, ich würde gerne aufstehen", gab ich nüchtern zurück und machte mich wieder daran, das Weite zu suchen, doch er ließ mich einfach nicht in Ruhe, er setzte sich ebenfalls auf und hielt mich erneut fest. Irritiert musterte ich ihn und konnte mir ein Schauben nicht verkneifen. "Was soll das werden, Jungkook?", fragte ich unsicher und schaute in seine mittlerweile halb geöffneten Augen. Wollte er mich quälen, oder was war sein Ziel?

"Bleib bitte hier, Taehyungie", wiederholte er seinen Satz und lächelte mild. Mir fehlten die Worte. War er noch betrunken? Eine andere Erklärung wollte mir einfach nicht einfallen und so langsam war ich mit seinem Verhalten ernsthaft überfordert. Zwar wusste er nicht, was ich für ihn empfand, doch so oder so war sein Verhalten einfach.... Zu viel! Er verletzte mich damit, denn er handelte nicht so, weil er mich liebte, sondern.... Ja, warum eigentlich?!

"Du solltest schlafen. Ich wecke dich zum Mittagessen", brachte ich monoton hervor und verließ dann endlich das Bett, um mir etwas drüber zu ziehen und in die Küche zu gehen.

Ich ging durch den Flur Richtung Küche, als eine mir bekannte Stimme meine Aufmerksamkeit auf sich zog: "Taehyung?" Ich blieb mitten in der Bewegung stehen und drehte mich zu der Quelle der Stimme um. "Jin? Was machst du denn schon hier? Ich dachte, du wärst noch auf diesem Seminar?" "Der Dozent ist krank geworden und es gab keine Vertretung, also wurde das Seminar vorzeitig beendet." Er musterte mich argwöhnisch vom Esstisch aus und rührte in seinem Kaffee herum. "Sag mal, Taehyung, von wem sind eigentlich die Klamotten in meinem Zimmer?" Mein Herzschlag beschleunigte sich, obwohl ich nicht nervös sein musste, war ich es. "Die sind von Jungkook", erwiderte ich und versuchte möglichst nüchtern dabei zu klingen, jedoch funktionierte sowas irgendwie nicht besonders gut bei Jin, er schien so eine Art Detektor zu haben, der Situationen dieser Art direkt erkennen konnte. Seufzend raufte ich mir die Haare, als er mich weiter musterte und mich stumm aufforderte, mehr dazu zu sagen. "Ein Bekannter. Er ist zu Besuch", gab ich auf seine stumme Frage hin zurück und schenkte ihm ein unsicheres Lächeln. Jins Augenbrauen zogen sich zusammen, vielleicht war das nicht die bestmögliche Antwort gewesen?

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