Jimin POV
"Hoseok", sprach ich mit bewusst sanfter Stimme und legte meine Hand auf seiner Wange ab, zeichnete seinen markanten Wangenknochen nach und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Vorsichtig zog ich ihn noch näher an mich, spürte sein wild klopfendes Herz an meiner Brust, registrierte seine leicht beschleunigte Atmung. "Warum gibst du mir nicht die Chance, es zu versuchen?"
Erneut seufzte er. "Jimin..." - "Ja, Hoseok?" Ich streichelte seine Wange und fixierte seinen Blick, er wollte noch immer nicht so richtig mit der Sprache rausrücken, er war noch härter zu knacken, als ich es vermutet hatte. "Würde ich dir einen Gefallen tun, wenn ich dir mehr Freiraum geben würde? Wenn ich zum Beispiel bei Taehyung schlafen würde, statt hier?" Seine Augen weiteten sich und ich spürte, wie er sich merklich verspannte. "Nein, auf gar keinen Fall", brachte er aufgebracht hervor. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, schlich sich auch schon der altbekannte rote Schimmer auf seine Wangen. Ihm war seine Reaktion wohl peinlich, doch ich fand sie mehr als nur ganz in Ordnung.
Grinsend näherte ich mich ihm und stupste mit meiner Nase gegen die seine. "Hyung, ich möchte, dass du mir vertrauen kannst. Ich möchte, dass du mir die Chance gibst, deine Probleme zu verstehen. Bitte rede mit mir und schließ mich nicht aus, bitte stoß mich nicht von dir weg, wenn du mir eigentlich nah sein willst." Meine Lippen streiften flüchtig seine Wange, bevor ich mein Kinn wieder auf seiner Schulter ablegte. Wir waren ungefähr gleich groß, weshalb es durchaus angenehm war, seine Schulter als Stütze zu verwenden.
"Wenn ich es dir sage, wirst du mich für eine schlechte Person halten." Ich runzelte meine Stirn, das konnte ich mir kaum vorstellen. "Das glaube ich nicht, Hyung." Er atmete tief ein und seufzte beim Ausatmen erneut, als lastete das Leid der Welt auf seinen Schultern. "Das sagst du jetzt", murmelte er darauf nur und senkte den Blick. Das gefiel mir überhaupt nicht, ich wollte in seine Augen sehen können, ich wollte, dass er endlich damit aufhörte, mir auszuweichen. Sachte legte ich meinen Zeigefinger unter sein Kinn und brachte ihn dazu, mir wieder in die Augen zu schauen. Sein Ausdruck war gequält und alleine das brachte meinen Magen dazu, sich unangenehm zu verknoten. "Mir nicht mal die Chance dazu zu geben, es zu versuchen, ist nicht fair Hyung."
Sachte umschloss ich sein hübsches Gesicht mit meinen Händen, legte meine Handflächen auf seinen warmen Wangen ab und fixierte seinen Blick. Ich wollte nicht, dass er mir länger auswich. Sei es durch sein Ignorieren, sein Flüchten oder einfach das Abwenden seines Blickes.
"Da war dieses unglückliche Missverständnis zwischen uns." Er hielt meinem Blick stand und begann zu erzählen. "Nach meinem Training, als du mich abholen wolltest. Ich hätte mich genauer ausdrücken sollen, das war meine Schuld, dass wir an zwei verschiedenen Orten gewartet haben." Er schluckte laut hörbar, bevor er eine Redepause einlegte. "Ich habe mich damit nicht gut gefühlt. Habe mich gefragt, ob du unsere Verabredung vergessen haben könntest und mit jedem Moment, der verging, war ich mir sicherer geworden, dass du mich wirklich vergessen hattest."
Ich war perplex. Mit so etwas hatte ich nicht gerechnet.
"Aber Hoseok, warum sollte ich dich denn vergessen? Ich vergesse Verabredungen ganz bestimmt nicht einfach so, vor Allem dann nicht, wenn sie mir wichtig sind." Ich ließ meinen Daumen über seine weiche Haut fahren, genoss es, ihn berühren zu dürfen und doch war ich zur gleichen Zeit überrascht davon, was für Gedanken er sich gemacht hatte, sodass mein gutes Gefühl leicht gedämpft wurde.
"Ich war so unsicher, generell bin ich das. Unsicher, vollkommen leicht aus dem Konzept zu bringen." Er legte seine schlanken Finger auf meine Hand, mir entging dabei nicht, dass er zitterte.
Ich gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor ich ihm ein weiteres Lächeln schenkte. "Glaubst du ernsthaft, ich hätte dich einfach so vergessen? Ich habe mich darauf gefreut, dich mittags wiederzusehen, einen schönen Nachmittag mit dir und Taehyung zu verbringen. Einfach die Zeit zu genießen, in der alles gut ist und dabei vergessen zu können, was ich sonst nicht vergessen kann." Es entsprach der Wahrheit. In Hoseoks Nähe konnte ich das ekelhaft Gefühl vergessen, welches Sakurai auf meiner Haut hinterlassen hatte.
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Would You Rather
FanfictionPark Jimin, ein scheinbar normaler Student mit überdurchschnittlich guten Leistungen. Obwohl sein Leben von Erfolgserlebnissen erfüllt sein sollte, fehlt dem jungen Studenten ein Ziel im Leben und die Motivation etwas zu erreichen. Als er sich einem...