33 - Come on, tell me

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Jimin POV

Den Weg vom Campus nachhause hatten wir schweigend zurückgelegt. Es war jedoch kein unangenehmes Schweigen gewesen, wir beide waren lediglich in unsere Gedanken vertieft und genossen die Stille, die sich in der Dunkelheit, die uns umgab, ausgebreitet hatte. Ich hatte Hoseoks Hand ergriffen und er hatte es zugelassen, hatte den Druck, den ich ausübte sogar erwidert und seine filigranen Finger mit den meinen noch fester verhakt.

So waren wir eine ganze Weile durch die Nacht spaziert. Da kein Bus mehr gefahren war, hatten wir den Weg komplett zu Fuß zurücklegen müssen.

Als wir dann endlich seine Wohnung erreicht hatten, löste er sich aus meinem Griff, um die Tür aufzuschließen. Er zog sich seinen Mantel aus, hängte ihn an der Garderobe auf und löste seinen Schal, den er mehrfach um seinen Hals gewickelt hatte. Ich musterte ihn von hinten und merkte, wie sich ein Grinsen auf meine Züge schlich. Es wurde Zeit, mit ihm zu reden. Ich wollte endlich erfahren, was ihn so beschäftigte, was sein Problem gewesen war und vor Allem, was sich heute Abend verändert hatte, dass er nun wieder meine Nähe suchte. Natürlich freute ich mich darüber, dass er mir nicht mehr die kalte Schulter zeigte, doch irgendwas war nicht in Ordnung und ich wollte dringend wissen, was es war, das ihn zu so einem Verhalten getrieben hat.

Ich näherte mich ihm und kuschelte mich von hinten an ihn, legte meine Arme um seinen Oberkörper und mein Kinn auf seiner Schulter ab. Ich atmete seinen Geruch ein und nahm zur Kenntnis, dass er heute anders roch, als sonst. Zu seinem angenehmen Eigengeruch hatte sich eine dezente Parfümnote gesellt, ein frischer, nicht zu schwerer Duft, der durchaus eine anziehende Wirkung auf mich hatte.

"Hyung", säuselte ich in sein Ohr und stellte zufrieden fest, dass sich auf Hoseoks Nacken eine Gänsehaut ausbreitete. Er quittierte das nur mit einem Schweigen und ließ seinen Blick zu Boden gleiten.

"Hat dir der Abend gefallen?", fragte ich ihn und begann zeitgleich aus der Umarmung heraus seinen Bauch zu streicheln.

Er hauchte ein nervöses "Ja" in die Stille hinein und machte mich damit zufrieden genug, zumindest für den Moment. Ich ließ meine Hände an seiner Seite entlang fahren und näherte mich seiner Hüfte. Es tat gut, ihn wieder zu berühren.

"Das freut mich doch zu hören, das hatte ich gehofft." Mein Griff um seine Hüfte wurde etwas fester und er belohnte diese Tat mit einem genießerischen Seufzen. Ich mochte es, wie diese wunderbaren Töne aus seiner Kehle drangen, doch ich war mit ihm noch lange nicht fertig, ich wollte, dass er endlich mit mir redete. Allerdings konnte ich nicht leugnen, dass ich das Ganze auch genoss. Deshalb vergrub ich meine Nase wenige Sekunden später in seinem Haarschopf und atmete erneut seinen einzigartigen Duft ein, bevor ich ihm einen Kuss auf den Nacken drückte und mich langsam in Richtung seines Halses vorarbeitete. Direkt neben seiner Halsschlagader hinterließ ich eine rötliche Markierung, sie war klein, doch immer noch gut genug sichtbar.

"Hyung, sag, was bedrückt dich seit gestern so?", lenkte ich das Gespräch in die von mir gewünschte Richtung und ließ ihn erneut meine Lippen spüren. Er unterdrückte ein lusterfülltes Stöhnen und wirkte bereits jetzt, als fehlte ihm die Luft, zum Atmen.

"Ji-jimin was meinst du?"

Wie unschuldig er sich doch gab, obwohl er ganz genau wusste, worauf ich hinaus wollte. Vorsichtig biss ich ihm in sein Ohrläppchen und hinterließ anschließend dicht unterhalb seines Ohrs eine weitere Markierung.

"Das weißt du ganz genau", brummte ich gegen seine weiche Haut und musste mir ein Grinsen verkneifen.

Er legte seine Hände auf meinen Unterarmen ab und versuchte mich damit davon abzuhalten, meine Hände weiter über seinen Körper gleiten zu lassen.

"Ich weiß es nicht", nuschelte er und begann sich unruhig unter meinem Griff zu bewegen. Wem wollte er eigentlich was vormachen? Dachte er wirklich, ich würde ihm das abkaufen?

Quälend langsam ließ ich meine rechte Hand weiter nach oben wandern. Sein Griff war locker, er wollte mich nicht ernsthaft davon abhalten, seinen Körper zu berühren. "Oh doch, du weißt es ganz genau." Zärtlich strich ich über seine Brust und registrierte seinen beschleunigten Herzschlag mit einem zufriedenen Lächeln. "Komm, erzähl es mir." Unterdessen glitt ich mit meiner anderen Hand unter sein Oberteil und genoss es, seine weiche Haut unter meinen Fingerkuppen zu spüren. Er ließ mich unkontrolliert werden, ich musste aufpassen. Es war wichtig, mit ihm dieses Thema zu klären. "Ich möchte wissen, warum du gestern so abweisend zu mir warst."

Er gab mir darauf keine Antwort. Stattdessen krallte er sich an meinen Unterarmen fest und versuchte, sich aus meinem Griff zu befreien. Natürlich blieb er erfolglos, denn erneut waren seine Bemühungen, sich zu befreien eher halbherziger Natur. Ich ließ ihn nicht los, ich kuschelte mich sogar noch näher an ihn, sodass zwischen unsere Körper kein Blatt mehr passte.

"Was hast du vor?", fragte ich mit einem dunklen Lachen. Er wollte von mir berührt werden, das wusste ich, doch zugleich wollte er gerade flüchten. Wahrscheinlich wollte er nicht mal vor mir flüchten, sondern vor der Konfrontation. "Wolltest du mir nicht was erzählen?"

Er windete sich weiter unter meinem Griff und drehte sich schließlich zu mir um, sodass sein unsicherer Blick unvermeidlich in mein Sichtfeld geriet. Was machte ihn so unsicher? Er hatte sich mir gegenüber schon anders verhalten, als so, war in gewisser Weise mutiger geworden. Nun fühlte es sich so an, als wären wir wieder am Anfang angelangt. Sachte strich ich ihm über den Rücken und versuchte ihm damit zu ein wenig Entspannung zu verhelfen.

"Wovor hast du Angst?" Diese Frage stellte ich mir wirklich, denn vor irgendwas fürchtete er sich ganz offensichtlich. Er biss sich als Reaktion auf meine Frage lediglich auf die Unterlippe. "Ich habe keine Angst", murmelte er und wandte den Blick ab.

Das konnte er wem anders erzählen, nicht mir. Forschend zog ich meine Augenbraue hoch und musterte ihn weiter eingehend. "Was ist dann dein Problem?" Wie von selbst bewegte sich meine Hand auf seiner Haut, ich kraulte seinen Nacken und wartete derweil seine Antwort ab. "Bin ich das Problem?" Auf meine letzte Frage hin entwich ihm ein empörter Laut. "Nein! Du hast nichts falsch gemacht, bitte denk sowas nicht."

"Wenn ich nichts falsch gemacht habe, warum hast du dich dann bewusst von mir distanziert?" Ich legte den Kopf leicht schräg und strich ihm ein paar Strähnen aus der Stirn. "Das wollte ich nicht, wirklich nicht. Bitte glaub mir." In seinen Augen lag etwas aufgeregtes, etwas aufgebrachtes. Ich glaubte ihm, dass er mich nicht wirklich von sich stoßen wollte, doch er hatte es eben getan und dafür musste es eine Erklärung geben. Er wusste, warum er so gehandelt hatte, doch aus Gründen, die ich nicht verstand, bevorzugte er, mir seine Beweggründe vorzuenthalten.

"Aber du hast es getan und ich frage mich, warum. Fühlst du dich von mir bedrängt? Mache ich etwas, was dir nicht gefällt? Bitte sag es mir." Erneut senkte er den Blick. Ein resigniertes Seufzen entkam ihm. "Nein, du machst wirklich nichts falsch. Es liegt nicht an dir, auf gar keinen Fall liegt es an dir." So langsam war ich mit meinem Latein am Ende. Ich wollte doch nur eine einfache Erklärung für sein Verhalten haben, warum war es für ihn so schwer, mir diese abzuliefern? "Dann verstehe ich es nicht, Hoseok."

Unschlüssig kaute er sich auf seiner Unterlippe rum, wahrscheinlich um seine Erklärung weiter hinauszuzögern. "Du wirst es nicht verstehen." Ich atmete tief ein und aus. Ihm war nicht bewusst, dass er mich mit so einer Aussage verletzte, doch der Schmerz in meiner Brust war nur schwer zu ignorieren. Dennoch versuchte ich dieses Gefühl vorerst in den Hintergrund meines Bewusstseins zu schieben, es war gerade einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür, mein Leid zu beklagen, ich hatte etwas anderes zu tun. Ich suchte immer noch nach Antworten auf meine Fragen und ich würde sie bekommen.

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