35 - The Truth is...

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Jimin POV

Ich erwachte aus meinem Rausch und musterte ihn mit besorgtem Blick. Augenblicklich ließ ich meine Hände sinken und trat einen kleinen Schritt zurück, um ihm Raum zu geben. "Geht es zu schnell?", fragte ich also und verfluchte mich selbst dafür, dass ich ihn mit meiner Lust so überrollt hatte. Er schüttelte jedoch seinen Kopf, seine Wangen waren deutlich errötet und wahrscheinlich strahlten sie eine wahnsinnige Hitze ab. "Nein, das ist es nicht", sagte er matt und gab meine Handgelenke frei. Ich strich mir eine Strähne aus der Stirn und versuchte meine Gesichtszüge einigermaßen unter Kontrolle zu bringen. So langsam verstand ich wirklich gar nichts mehr. "Was ist es dann?" Hatten wir nicht erst vor fünf Minuten darüber geredet, was ihn zur Zeit beschäftigte? Was bedrückte ihn nun noch? Ich war nervös, denn ich hatte allmählich Angst vor dem, was ich noch so zu hören bekommen könnte. "Hast du was dagegen, wenn wir uns setzen?", fragte er mit etwas festerer Stimme und fuhr mit seiner Hand über meinen Unterarm. Obwohl mir diese Aktion einen angenehmen Schauer über den Rücken laufen ließ, blieb ich bei der Sache und bejahte seine Frage. Ich würde erst wieder Annäherungsversuche starten, wenn er mir endlich alles erzählt hatte, denn in so einem Moment wie eben zurückgewiesen zu werden, war mehr als unangenehm.

Er nahm mich auf meine Antwort hin bei der Hand und zog mich hinter sich her. Wir setzten uns auf die Couch und es herrschte zunächst eine unangenehme Stille zwischen uns, bevor er ein lautes Seufzen hervorbrachte. "Ich habe keine Ahnung, wie ich das sagen soll. Ich bin in sowas nicht gut, war ich noch nie. Über meine Gefühle zu sprechen fiel mir schon immer schwer und wenn es negative Gefühle sind, fällt es mir erst recht nicht besonders leicht." Er suchte meinen Blick und ich erwiderte ihn. Er sah entschlossen aus zu erzählen, was ihm wirklich auf dem Herzen lag. Deshalb beschloss ich, einfach so lange zu schweigen, bis er alles erzählt hatte, was er zu erzählen hatte. Wenn er nicht von mir unterbrochen wurde, würde es ihm sicherlich leichter fallen, seine Last endlich loszuwerden.

Nur zu gerne würde ich seine Hand nehmen, mich an ihn kuscheln oder sonst wie Körperkontakt zu ihm aufbauen, doch ich wollte ihn nicht ablenken, ihn nicht bedrängen und ihn entscheiden lassen, wann er wieder bereit war, mir nahe zu sein.

"In diesem Fall ist es für mich besonders schwer, darüber zu reden. Das alles ist für mich vollkommen neu. Ich hatte noch nie einen...einen Freund oder...bitte verstehe mich nicht falsch, ich wollte damit gar nicht behaupten, dass wir zusammen wären, es ist nur..." Eigentlich wollte ich schweigen, doch in mir wuchs bereits jetzt der Drang, ihn zu unterbrechen. Ich sollte deutlicher werden, in dem, was ich sagte. Definitiv sollte ich in Zukunft meine Gefühle klarer hervorheben, damit er sich um sowas Grundlegendes keine Gedanken mehr machen müsste. Ich wollte ihn als Partner haben und wenn er nicht bereits auf dem besten Weg war, genau das zu werden, dann wusste ich auch nicht mehr weiter. Was war er sonst? Bestimmt kein normaler Freund, soviel sollte auch Hoseok klar sein. Ich schob das Bedürfnis, diese Sache direkt klarzustellen nach hinten und hörte ihm stattdessen einfach weiter zu.

"Es ist nur so, dass ich noch nie in so einer Art Beziehung mit jemandem war", beendete er schließlich seinen Satz und verschränkte seine Hände im Schoß miteinander. "Mir ist diese Situation insgesamt ziemlich...unbegreiflich? Ich meine, wieso solltest du mit mir zusammen sein wollen? Ich sehe mich da selbst definitiv als schlechte Partie. Es gibt sicherlich haufenweise anderer Leute, die eher zu dir passen würden."

Was zur Hölle?! Was für eine Richtung wollte er jetzt bitte einschlagen? Warum sah er sich selbst nur als so verdammt minderwertig an? Es wollte zum einen nicht in meinen Kopf gehen, wieso er so schlecht von sich selbst redete. Es tat mir weh, diese Worte aus seinem Mund zu hören, wo er für mich doch eine so wundervolle Person war, die ich in meiner Nähe, nein, sogar an meiner Seite wissen wollte. Zum anderen machte er es mir nochmal bedeutend schwerer, meinen Mund weiterhin zu halten. Ich konnte es gar nicht ertragen, auf solche Aussagen zu schweigen. Er musste begreifen, dass ich nur ihn wollte und keine andere Person für mich infrage kam. Außerdem wurde es Zeit, dass er begriff, was für eine tolle Person er war. Dies schien nämlich das Kernproblem des Ganzen zu sein.

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