43 - Best Friends

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Hoseok POV

Ich folgte dem Pfad, der mich zum Gebäudekomplex bringen würde, in dem Yoongi wohnte. Auf dem Weg zu Yoongis Wohnung war ich auch an Taehyungs WG vorbei gekommen. Ich wusste, dass Jimin heute Abend dort sein würde. Zu gerne hätte ich einmal kurz vorbei geschaut und Jimin einen Kuss geklaut, um danach zu Yoongi weiterzuziehen, doch die Beiden sollten ihre Zeit für sich haben, ich wollte nicht stören, sie hatten sicherlich viel zu besprechen. Taehyungs seltsames Verhalten auf dem Campusfest bestärkte dieses Gefühl in mir nur noch mehr.

Daher ging ich einfach weiter, an Taehyungs WG vorbei und kam schließlich vor Yoongis Wohnung zum Stehen. Naja, eigentlich war es Yoongis und Yutas Wohnung. Ich klingelte und schon kurze Zeit später öffnete mir ein grinsender Blondi aka mein bester Freund die Tür. "Hey Yoongi", grüßte ich ihn ebenso breit lächelnd und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Er zog mich in eine feste Umarmung und schloss danach die Tür hinter uns. "Hoseok. Wie geht es dir?", fragte er mich daraufhin und legte den Kopf leicht schräg, während ich meine Jacke an der Garderobe aufhängte und meine Schuhe auszog. "Gut...denke ich", antwortete ich auf seine Frage und merkte, wie ein herausforderndes Funkeln in seine Augen getreten war. "Wie war es denn Samstagabend noch, hm?", fragte er und wackelte dabei übertrieben mit seinen Augenbrauen.

"Wollen wir nicht erstmal etwas zu Essen machen?", stellte ich als Gegenfrage und merkte, wie eine gewisse Nervosität in mir aufkam. "Ich habe nichts zum Kochen hier. Wir bestellen was, okay? Ich zahle auch", gab Yoongi daraufhin zurück und ging in den Wohnbereich. Ich folgte ihm und kaute mir etwas auf der Unterlippe rum. Ich hatte gehofft, dass wir zusammen was kochen würden, also dass ich für uns was kochen würde, denn dann würde er weniger Zeit haben, mich mit Fragen zu löchern. "Wieso hast du nichts gesagt, ich hätte doch..." "Ja, ja, ich weiß, du hättest etwas mitgebracht, wenn du das gewusst hättest. Sieh es so, wenn wir etwas bestellen, müssen wir nachher nicht spülen und außerdem haben wir so mehr Zeit dafür, uns ganz in Ruhe miteinander zu unterhalten." Ich verdrehte die Augen, Yoongi war ja so faul. Sein Drang sich so intensiv mit mir zu unterhalten kam mir auch nicht so vorteilhaft vor. Zwar mochte ich es mit ihm zu Reden, doch ich witterte viel mehr ein Verhör, als ein gewöhnliches Gespräch.

Wir setzten uns auf die Couch. Auf dem kleinen Tisch stand bereits eine Kanne gefüllt mit grünem Tee. Daneben stand eine Dose mit Keksen. Yoongi schüttete uns beiden etwas von dem Tee ein und schnappte sich auch prompt einen Keks, bevor er sich entspannt zurücklehnte und die Beine an den Körper zog. Erwartungsvoll musterte er mich, während er auf dem Plätzchen rumkaute. "Wie läuft es so mit Jimin?", fragte er zwischen zwei Bissen und musterte mich mit diesem amüsierten Blick, den er ziemlich oft trug, "habt ihr euch wieder vertragen?", fügte er noch hinzu.

Mir entkam ein lautes Seufzen, er kam wohl einmal wieder direkt zum Thema, ohne große Umschweife. Das war typisch Yoongi. Ich fuhr mir leicht durch die Haare und nahm mir eine der Tassen, gefüllt mit dem grünen Tee, trank einen kleinen Schluck und legte danach die Tasse in meinem Schoß ab, hielt sie dabei fest umschlossen mit beiden Händen. "Ja, wir haben uns vertragen", sagte ich und musste dabei unvermittelt lächeln, "wir haben uns ausgesprochen. Das hätten wir vielleicht schon viel früher tun sollen", fügte ich noch hinzu. "Ja, das mag sein, aber die Hauptsache ist doch, dass ihr das jetzt geklärt habt." Yoongi zuckte mit den Schultern und nahm sich noch einen Keks. "Bring ihn beim nächsten Mal mit, ich würde ihn gerne richtig kennenlernen. Das zwischen euch scheint ja schon eher was ernstes zu sein, oder?", fragte er und sorgte damit dafür, dass meine Wangen wieder begannen zu glühen. "Ja, ich denke schon", murmelte ich etwas verlegen und dachte seltsamerweise an den Tag zurück, an dem Yoongi mir dazu geraten hatte, Jimin zu küssen, um die Lage zwischen uns zu klären.

"Also hat mein Tipp dir etwas gebracht?" "Was meinst du, Yoongi?" Ich gab mich unwissend. Er musterte mich mit einer spöttischen Miene und zog eine Augenbraue leicht hoch, was ihm einen forschenden Ausdruck verlieh. "Na, ob du ihn geküsst hast meine ich natürlich. Du erinnerst dich? Wir beide im Park? Ein verzweifelter, verliebter Hoseok?" Erneut entkam mir ein Seufzen, ich lehnte mich zurück und merkte, wie meine Wangen an Farbe gewannen. "Ja, ich erinnere mich. Aber es ist etwas... anders gelaufen? Die Details kann ich doch jetzt sicherlich überspringen, nicht wahr?" Ihm entkam ein dreckiges doch zugleich herzliches Lachen, bevor er sich erneut einen Keks schnappte und an ihm knabberte, wie ein Nagetier. "Jaja, ich brauche keine ausführliche Berichterstattung eurer Zweisamkeit. Aber das ganze war doch bestimmt schon, bevor wir auf dem Campusfest waren."

Ich senkte kurz den Blick und biss mir auf die Unterlippe. Die Erinnerung an den vergangen Samstagabend war für mein Herz nicht gerade entspannend, viel zu oft durchlebte mein Inneres noch die Momente in meiner Wohnung, den nächsten Morgen, unser Date... "Ja, das ist richtig", antwortete ich schließlich und räusperte mich mit einer gewissen Verlegenheit. "Jimin und ich sind jetzt jedenfalls...", ich legte eine kurze Pause ein, da mich die Erkenntnis, dass er nun tatsächlich mein fester Freund und nicht nur irgendein Liebhaber war spontan wieder so glücklich machte, dass ich zugleich ganz nervös wurde. "zusammen?", beendete Yoongi meinen Satz und veranlasste mich dazu, lächelnd zu nicken. "Hey, ich freue mich für dich, wirklich! Ich hoffe, er wird gut zu dir sein, wenn nicht, dann..." "Er ist gut zu mir, Yoongi. Er behandelt mich wirklich gut, er schenkt mir mehr Zuneigung, als jede andere Person es zuvor auch nur versucht hat", unterbrach ich ihn in einem sachlichen Ton und stand schließlich auf, um den Flyer der Pizzeria aus der Küche zu holen. "Du musst dir also keine Sorgen um mich machen, okay Yoongi?"

Er nickte darauf und sah für den Moment zufrieden mit meiner Aussage aus. Er war der Typ bester Freund, der ungefähr so einen Beschützerinstinkt hatte, wie der große Bruder bei seiner jüngeren Schwester. Er kannte meine Vergangenheit, er kannte sie sogar in einem recht detaillierten Ausmaß, ich hatte ihm viel erzählt und auch wenn er nicht alles wusste, was vorgefallen war, wusste er doch genug, um einen ausgeprägten Beschützerinstinkt zu entwickeln. Es störte mich nicht, ich war Yoongi sogar dankbar dafür, denn es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass sich Leute um einen sorgten, statt einen ohne Rücksicht auf Verluste zu verletzen, so wie ich es in der Vergangenheit erlebt hatte.

Ich schob die Erinnerung beiseite, die sich versuchte in den Vordergrund meines Bewusstseins zu rücken und hielt Yoongi den Flyer hin. "Ich nehme Nummer 15, so wie immer", brachte ich knapp hervor und ließ mich wieder auf die Couch neben ihn gleiten.

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