26 - Why are you here?

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Taehyung POV

Warum war er hier?

Was zum Teufel machte er nur in Kobe?!

Mein Herz hämmerte schnell und erbarmungslos gegen meine Brust und in ähnlichem Tempo versuchte ich verzweifelt Luft in meine brennende Lunge zu befördern. Sein Gesicht zu sehen war so unerwartet und irgendwie auch schockierend gewesen, dass ich die natürlichen Funktionen meines Körpers nicht mehr so richtig im Griff hatte. Ich hastete durch den Gang der Turnhalle und suchte den anderen Ausgang, den es hier wohl geben sollte. Zumindest meinte Hoseok ja, dass es noch einen anderen geben würde. Es musste ihn geben.

Ich folgte dem langen Korridor, in dem ein furchtbar hässlicher, grüner Boden aus Linoleum ausgelegt war und ließ meinen Blick hektisch umher schweifen, um endlich ein Schild zu finden, was mir den Weg weisen würde. Doch so viel Glück hatte ich nicht, Schilder anzubringen war wohl für die Universität eine zu große Mühe gewesen und deshalb irrte ich noch eine Weile weiter durch den Gang und suchte nach einem Weg nach draussen, der mich nicht an ihm vorbeiführen würde.

Ein Wirrwarr aus Stimmen drang in meine Ohren, als ich in einer hell erleuchteten Halle zum Stehen kam. Ein paar Meter von mir entfernt stand eine Gruppe laut tratschender Weiber und siehe da, hinter ihnen war tatsächlich eine verglaste Doppeltür, die scheinbar direkt auf den Campus führte. In einer Mischung aus schnellem Gehen und Joggen bahnte ich mir meinen Weg an dem Tussi-Club vorbei und verließ endlich dieses nach Hallenboden, Deo und durchgeschwitzten Sportklamotten riechende Gebäude.

Draussen angekommen kam ich an einer Straßenlaterne erstmal zum Stehen und stützte mich mit meinen Händen an meinen Oberschenkeln ab, während ich versuchte wieder zu Atem zu kommen. Die mittlerweile tief stehende Sonne strahlte in mein Gesicht, sodass ich reflexartig die Augen zusammenkniff. Meine Brust hob und senkte sich in einem unregelmäßigen Rhythmus und obwohl es der Jahreszeit entsprechend nicht gerade warm war, stand mir der Schweiß in feinen Perlen auf meiner Stirn.

Seit wann war er in Japan?

Meine Gedanken kreisten nur um diesen einen Punkt und je länger ich über dieses Thema nachdachte, desto schlechter wurde mir.

Nachdem ich meine Atmung soweit unter Kontrolle gebracht hatte, dass ich keine Angst mehr haben musste zu hyperventilieren, folgte ich dem Pfad in Richtung des Studentenwohnheims. Dieser führte mich einmal direkt über den Campus. Viele Leute waren nicht hier, nur eine Gruppe von vier Leuten, die auf einer Bank saßen und Bier tranken und einem Pärchen, was sich vielleicht besser bald ein Zimmer nehmen sollte. Ich sog die Umgebung in mich auf, versuchte mich mit Details abzulenken, Details, die ich sonst nicht mal wahrnehmen würde. Zum Beispiel, dass die Pflanzen auf der Campuswiese eine symmetrische Anordnung besaßen, dass hier kein einziges Gebäude die gleiche Anzahl an Stockwerken besaß und dass man von der Bibliothek aus direkt auf die Campuswiese schauen konnte. Zumindest war die große Fensterfront der Bibliothek dafür ideal gelegen.

"Ich habe so einen Faible für Symmetrie."

Ich schnalzte genervt mit der Zunge. Was für eine bescheuerte Art und Weise es doch war, um sich abzulenken, wenn man am Ende doch eh wieder mit seinen Gedanken an diesen einen Punkt zurückkehrte.

"In meinem Zimmer sind deshalb alle Möbelstücke symmetrisch zueinander ausgerichtet, das beruhigt mich irgendwie."

Warum konnte mein Gehirn nicht einfach mal aufhören, darüber nachzudenken? Warum war ICH die Person, die nicht von diesem Gedanken loskam?

Ich biss mir vor Wut feste auf die Unterlippe und bemerkte, dass ich mir eine fette Kitsche hineingehauen hatte. Ab morgen würde das tierisch brennen. Scheiß drauf.

Mit zittrigen Händen suchte ich in meiner Jackentasche nach dem Schlüssel und fand ihn unter meinem Portemonnaie. Ich sperrte die Haustür auf und bemühte mich, meinen Schlüssel dabei nicht fallen zu lassen. Meine Hände waren unangenehm schwitzig, ich presste daher den Schlüsselbund feste in meine Handfläche.

Im Flur roch es irgendwie verbrannt, Namjoon hatte wohl wieder versucht zu kochen. Das hatte mir ja gerade noch gefehlt. Ich schlurfte zur Garderobe und hoffte, dass Namjoon und Tomoya gerade besseres zu tun hatten, als meine Ankunft zu bemerken. Ich wollte einfach meine verdammte Ruhe haben, egal was es also war, was auch immer sie von mir wollten, es könnte bestimmt bis morgen warten. Ich zog meine Schuhe aus und stellte sie unter die Garderobe.

"Hey, Taehyung!" Namjoons Stimme kam aus der Küche - natürlich war er für den verbrannten Geruch verantwortlich - und kurze Zeit später hörte ich bereits schnelle Schritte, die sich mir näherten. Ich ignorierte ihn jedoch und ging weiter in Richtung meines Zimmers.

"Taehyung, Was machst du denn schon so früh wieder hier? Ich dachte, du wärst mit Jimin und seinem Freund heute Abend noch unterwegs?", fragte er gutmütig und wenn ich richtig urteilte, stand er gerade direkt hinter mir. Ich drehte mich träge um und zwang mir ein Lächeln auf die Lippen. "Ach, Hoseok ging es nicht so gut, Migräne oder so", log ich ihm ins Gesicht und fuhr mir durch mein etwas zu langes Haar.

"Ohje, der Arme. Naja, dann holt ihr das wann anders mal nach", ging er auf meine Lüge ein und strich sich eine seiner platinblonden Strähnen aus der Stirn.

Ich nickte darauf nur stumm und wandte mich ab, um endlich auf mein Zimmer zu gehen, doch Namjoon war wohl noch nicht mit mir fertig.

"Warte, ich hab noch was für dich." Mit diesen Worten verschwand er im Wohnzimmer, um kurze Zeit später mit einem Brief in der Hand wieder zu kommen.

"Hier, der ist heute Vormittag für dich gekommen", sprach er während er mir den weißen Briefumschlag überreichte. Ich brachte ein mattes "Danke" über meine trockenen Lippen und machte endgültig kehrt, um mich in meinem Zimmer zu verkriechen. Geistesabwesend warf ich den Brief schwungvoll auf meinen Schreibtisch, sodass er am anderen Ende des Möbelstücks herunter und damit zu Boden fiel. Meine Jacke schmiss ich einfach über den Schreibtischstuhl, womit sie nur auf dem ohnehin schon gigantischen Klamottenhaufen zum Liegen kam. Nicht so recht wissend, wohin mit meinem Körper, ließ ich mich auf mein Bett gleiten und starrte an die weiße Decke. Dieser Lampenschirm war echt hässlich. Fast so hässlich, wie jener in der Oberschule.

Mir entkam ein bitteres Lachen. Wieso erinnerte mich selbst diese verdammte, Billiglampe an diese Zeit?

Diese wundervolle, spannende Zeit. Die Zeit, in der ich mich das erste Mal verliebt habe. Das erste und letzte Mal. Die Zeit, in der ich erfahren musste, was es bedeutete, nicht zurück geliebt zu werden. Die Zeit, in der ich lernen musste, was es wirklich heißt, eine unerwiderte Liebe zu fühlen. Ich kniff meine Augen zusammen, da sie mittlerweile brannten. Die Augen geschlossen zu halten war in diesem Moment ohnehin angenehmer und entspannender.
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Heyho!

Wie geht es euch, habt ihr bisher ein schönes Wochenende?
Ich muss immernoch lernen aber zumindest abends ist ein bisschen Entspannung meist drin. 💝

Danke für's Lesen und Voten und über Kommentare freue ich mich sowieso immer, wie ein kleines Kind. 🤗

See ya

-Cat

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