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Der Wecker klingelt und ich sitze sofort aufrecht im Bett. Noch bevor ich realisiere welcher Tag heute ist, erinnert mich das Knurren meines Magens daran, dass ich seit Tagen vor Übelkeit keinen Bissen habe zu mir nehmen können. „Ach sei doch still", murre ich vor mich hin, als ich aufstehe und zügig das Bad aufsuche.
Nachdem ich mich soweit fertig gemacht habe, fällt mein Blick auf den Spiegel. Ich sehe noch etwas müde aus, was allerdings kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass ich auch seit Tagen kaum ein Auge zubekommen habe. Ansonsten bin ich mit dem, was ich sehe, eigentlich zufrieden. Ich binde meine blonden Locken zu einem Pferdeschwanz zusammen und packe meine winzige Schminksammlung zum Mitnehmen in die Seitentasche meiner Handtasche. Mein großer Moment ist schließlich erst heute Abend - so lange würde mein Makeup eindeutig nicht durchhalten und mir ist heute zum ersten Mal wirklich wichtig, dass alles perfekt sitzt.
Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich mein Frühstück wohl im Zug zu mir nehmen muss. So schnappe ich mir meinen kleinen Koffer und meine Handtasche, in die ich noch schnell meine bereits am Vortag vorbereitete Brotdose stopfe und verlasse die Wohnung. Allerdings nicht ohne meinem Hund noch einen wehmütigen Abschiedskuss auf den süßen Kopf zu drücken.
Die dreistündige Fahrt zieht sich und mir wird immer schlechter.
„Das war eine echt bescheuerte Idee mich dort anzumelden", seufze ich und fummel weiterhin nervös an den Bändeln meiner Jacke herum.
„Tja, The Voice, ich komme. Werden wir mal sehen, ob ich dazu komme einen Ton zu singen, bevor ich auf der Bühne umkippe, oder ob ich bereits die Flucht ergreife, wenn ich in den Vorbereitungsraum gehen soll." Alle sagen mir immer man müsse sich seinen Ängsten stellen, dann würde es einem besser gehen. Doch gerade muss ich mich mit aller Gewalt darauf konzentrieren keinen Nervenzusammenbruch und anschließenden Heulkrampf hier im Zug zu bekommen - müssen ja nicht alle wissen, was für ein komplizierter Mensch ich doch bin.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hält der Zug endlich in Berlin und ich mache mich auf die Suche nach meinem Hotel. Als ich dort endlich auf meinem Zimmer angekommen bin, kauere ich mich neben das Bett und lasse meinen Kopf verzweifelt darauf fallen.
Wie soll ich denn in ein paar Stunden vor hunderten von Menschen singen, wenn ich nicht einmal vor einer einzigen Person einen gescheiten Ton rausbekomme?! Vielleicht sollte ich anrufen und absagen...

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