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-Pennys Sicht-

Der nächste Tag ist angebrochen und im Gegensatz zu allen Liebesfilmen, in denen es an dieser Stelle regnen würde, herrscht strahlender Sonnenschein. Ich musste mich bereits von Samu verabschieden und stehe jetzt ein wenig verloren vor dem nächsten TV-Studio, wo ich ein Interview habe. Natürlich bekomme ich wieder die Frage nach der Art der Beziehung zwischen Samu und mir gestellt. So langsam kann ich das echt nichtmehr hören! „Wir haben uns immer sehr gut verstanden und haben auf jeden Fall einen guten Draht zueinander, aber was die Zukunft bringt, das wird sich zeigen", leire ich die Standardantwort herunter. „Das heißt aber, dass ihr Beide in Kontakt bleibt?" „Ja, so eine Show schweißt zusammen."
Drei Interviews später sitze ich dann im Zug nach Hause und habe endlich etwas Zeit um mich um meine Mails, Socialmediaplattformen und die Plattenfirma zu kümmern. Dabei entdecke ich, dass sowohl Skyscraper als auch mein eigener Song gute Platzierungen haben. „Yes, yes, yes!" In meinen Mails findet sich eine Mail meines vorübergehenden Managements, in der alle möglichen Interviewanfragen sortiert sind, die ich nur noch annehmen oder ablehnen muss. „Oh, Schweiz, Österreich, Frankreich, Italien,..." Was zur Hölle geht denn da ab. Ich entdecke noch Anfragen aus den Niederlanden, England und Spanien und bin erstmal ein wenig überfordert. Allerdings liegen die Termine so, dass ich für jedes Land einen Tag Zeit hätte, außer für die Schweiz und Österreich, die an einem Tag liegen. Ich studiere die verschiedenen Einladungen genauer und sage tatsächlich aus jedem Land mindestens einem zu. Wow, das bedeutet aber auch, dass ich Übermorgen direkt wieder von zu Hause aufbrechen muss. Ich rufe Elli an und berichte ihr von diesen Angeboten. „... Ja, das habe ich mir auch schon gedacht, dass das mega stressig wird, aber wenn ich überall präsent bin, dann hilft mir das sicher in meiner Karriere weiter..." „Hmm, ja das stimmt, dann mach das doch so wie du dir das überlegt hast." Ich werde also jeden Tag ein anderes Land bereisen! Am Bahnhof werde ich von meinen Eltern und meinem Hund empfangen, den ich wie wahnsinnig vermisst habe. „Ich muss dich ab Übermorgen wieder für eine Woche alleine lassen, aber danach darfst du mit, versprochen!", flüstere ich ihr ins Ohr. „Warte mal, was?", fragt mein Vater stutzig. „Ich habe ab Übermorgen jeden Tag in einem anderen Land Termine. Und direkt im Anschluss fliegen wir beide", dabei deute ich auf meinen Hund, „bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag nach Finnland" „Achso genau, du und dein Coach da seid jetzt ein Paar? Ist das nicht ein total großer Altersunterschied?", fragt meine Mutter besorgt; zu ihr habe ich den besseren Draht. Ich sehe sie lächelnd an. „Ja, ist es, aber du kennst mich... Ich habe nie irgendwelchen Mist gemacht und ich bin hier mit Abstand die Vernünftigste. Also vertraut mir, ok?" Sie atmen tief ein und aus, dann nickt sie. „Und was ist danach? Wie sieht es aus mit deinem Studium?" „Ich versuche in Finnland alles zu regeln, dass ich dort mein Praktikumssemester und die Prüfung danach machen kann..." „Was?! Das ist doch lächerlich! Du kommst doch garnicht alleine klar!" Ich spanne meine Kiefer an und richte meinen brennenden Blick auf meinen Vater. „Ich bin mein Leben lang alleine klar gekommen und die Show war ja wohl Beweis genug! Nichts was ihr sagt führt dazu, dass ich hierbleibe. Ich bin glücklich so, versteht ihr?" Verbittertes Schweigen. „Mensch, jetzt gib dir nen Ruck, Penny ist erwachsen und hat das Recht darauf ihr Leben zu leben", besänftigt meine Mutter ihn und ich nicke ihr dankbar zu. „Dann komm jetzt mal nach Hause, wir essen was und dann packst du Koffer und erzählst ein bisschen was, ok?" „Auf gehts!"
Wieder zu Hause zu sein nach so langer Zeit fühlt sich komisch an und als der nächste Morgen gekommen ist und ich ins Flugzeug steige, bin ich irgendwie erleichtert.
Die Tage vergehen nur zäh und es steht nur noch ein Interview in Italien an, bevor ich endlich meinen Hund einsammeln und nach Finnland fliegen kann. „Samu?", jammere ich langgezogen ins Handy. „Hey mein Engel, wie gehts dir?" „Ich vermisse dich", schmolle ich. „Ich dich doch auch. Ich kann es garnicht mehr erwarten dich morgen endlich wieder zu sehen...", brummt er ins Telefon. Wie gut es tut seine wundervolle, tiefe Stimme zu hören. Ich seufze. „Was ist?" „Ich habe deine Stimme vermisst." „Hmm, ich kann dir ja etwas erzählen..." „Ja, tu das", schmunzle ich und kuschle mich ins Bett... „Du bist auch unverbesserlich, oder?", grinse ich nachdem ich mir angehört habe, was er mir erzählt. „Ich bin kreativ..." „Du bist pervers!" „Mein Wort gegen deins!" Ich lache. „Hey, hör zu: Ich denke ich muss dich noch ein wenig vorwarnen." „Weswegen?", hake ich
nach. „Naja, in der letzten Woche gab es noch den ein oder anderen Artikel sowohl in Deutschland als auch in Finnland und heute Morgen habe ich sogar einen aus der Schweiz entdeckt, wo über unsere Beziehung spekuliert wird." „Oh, aber solange die nicht irgendwoher ein Beweisfoto haben...", grinse ich, „ist ja alles gut." „Ja, das stimmt. Und vielleicht ist es auch nicht so schlecht, dann sind die Leute schon ein wenig darauf vorbereitet, wenn wir es öffentlich machen!" „Stimmt, vielleicht ist das sogar ganz gut." „Also die Community ist größtenteils der Meinung, dass wir ein süßes Pärchen wären", bemerkt er amüsiert und ich kichere. „Ehrlich, ich hätte gedacht, dass die das eher nicht so toll finden. Aber unter meinen Posts ist die Stimmung eigentlich auch überwiegend positiv." „Perfekt!" „Ja, weißt du was?! Letztens hat mir eine Jugendliche eine Nachricht geschrieben, in der sie mich anbettelt, dass wir zusammenkommen", lache ich und stecke Samu an. „Okay, ich denke ich muss jetzt mal auflegen, ich muss morgen noch zwei Interviews mit Italienern führen, die alle meine Haare anfassen wollen." „Hmm, na gut... Schlaf gut mein Engel und bis morgen Abend!" Seufzend schließe ich die Augen. Ich vermisse ihn!

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