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-Samus Sicht-

Ich sitze mit Raul ein wenig abseits und warte gespannt, was er mir zu sagen hat. Bestimmt will er einen Rat wegen Sari. „Sari und ich sind jetzt offiziell ein Paar!" „Wow, klasse! Endlich!" „Wie meinst du das?" „Ach komm schon, jeder hat gemerkt dass da zwischen euch was ist!" Mein Kumpel kratzt sich verlegen am Kopf. „So offensichtlich?" „Jep." Ich bin schon wieder am aufstehen, als ich mich noch einmal umdrehe. „Ach und Raul?" „Ja?" „Lern endlich mal Türen abzuschließen!" „Hä, wie jetzt? Wie kommst du da drauf?" Oh man, er hat es nichtmal gemerkt! „Du verstörst damit alle!" „Oh, ja, klar. Merk ich mir", nuschelt er und verschwindet mit rotem Kopf. Sorry Buddy, aber das musste jetzt echt mal in aller Deutlichkeit gesagt werden! Es klingelt. Das wird doch jetzt echt nicht Lena sein, oder?! Gereizt öffne ich die Türe, aber davor steht nicht Lena, sondern eine dunkelhaarige Frau mit Eimer, Lappen und Besen. „Ähm, kann ich ihnen helfen?" „Ich sollen hier putzen", erklärt sie mir in schlechtem Englisch. „Davon wüsste ich nichts..." „Extra Aufmerksamkeit von Vermieter", erklärt sie und ich lasse sie herein. Hier herrscht in der Tat Chaos. Ich habe jetzt das dringende Bedürfnis Penny wieder bei mir zu haben und mache mich auf die Suche. Die Sache mit Lena hat mich nachdenklich gemacht. Ich bin so heilfroh, dass Penny das nicht in den falschen Hals bekommen hat. „Ach, Samu!" Ich drehe mich um und sehe Niko, der gerade die Treppe runterkommt. „Na, wo kommst du denn her? Ist Anne wach? Die hatte wohl den ein oder anderen Becher zu viel, was?" „Oh ja, hatte sie, aber es war geil!" Hahaha, das war ja klar, dieser Pfundskerl! „Ja?", grinse ich dreckig. „Ja, mal im Ernst. Nüchtern ist es auch klasse, aber so betrunken ist es eben nochmal ganz anders. Man kanns nicht vergleichen, aber ab und an ists schon geil!" Lachend schüttle ich den Kopf. Die Male als die Frauen so betrunken waren, da habe ich mich selber so sehr abgeschossen, dass ich danach nen Filmriss hatte... Das richtige Maß habe ich nicht wirklich gefunden, oder zumindest habe ich nicht mitbekommen, wenn es bei der Lady erreicht war... Naja, Jugendsünden... mit 30... oder so. Wie auch immer! „Achso, und ich komme gerade von Penny. Ich hab ihr von Andrea erzählt..." Oh, wow! Mir war nicht klar, dass er Penny so vertraut, dass er ihr gegenüber mit der Geschichte rausrückt. „Das überrascht mich. Du erzählst das doch sonst nicht gerne..." „Ja, keine Ahnung. Ich vertraue ihr. Und ich schwöre dir: Wenn du sie jemals gehen lassen solltest, dann weise ich dich in die Klapse ein!" „Das würde ich niemals!" „Gut, habe ich auch nicht gedacht. Außerdem würde sie auch niemals freiwillig gehen!" Oh, das hoffe ich! Sie hat es versprochen und ich glaube es ihr! „Hat sie gesagt, ob sie auch runterkommt?" „Ja sie wollte sich umziehen und in den Pool." Oh, na dann schmeiß ich mich besser auch mal schnell in die Badehose! Auf dem Weg zur Treppe kommt mit Penny bereits im Bikini entgegen und ich beeile mich um so mehr. Kaum bin ich auf dem Zimmer, ziehe ich mich eiligst um und renne dann in Badehose wie ein bekloppter durchs Haus, wobei ich Santtu umniete. Was soll man machen... ein paar Kollateralschäden gibts eben immer... „Fick dich, Samu!", ruft er mir nach und ich zeige ihm beim Weiterrenen den Mittelfinger. Ja, ja, wahre Bruderliebe! Auf der Terrasse angekommen, gehe ich zu Penny rüber, die am Geländer steht und aufs Meer hinausschaut. „Du hast hier doch direkt Wasser vor der Nase", grinse ich und sie fährt erschrocken herum. „Alles gut, ich bins doch nur!" „Ja, aber am Meer ist Strand und außerdem kann ich im Pool nur ganz am Rand dort stehen, während ich im Meer ziemlich weit reinlaufen kann." Hmm, interessantes Argument. An sowas denkt man garnicht, wenn man groß ist. „Dann hälst du dich einfach an mir fest", schlage ich ihr vor und sie stimmt lachend zu. „Gut, dann wäre das geklärt." Wir machen uns auf zum Pool und als wir am Rand stehen, versuche ich sie reinzustoßen, was für mich allerdings nach hinten losgeht, da sie blitzschnell reagiert, hinter mich springt und mir einen Stoß versetzt, durch den ich das Gleichgewicht verliere und ins Wasser falle. Als ich hustend auftauche, steht sie immer noch am Beckenrand und sieht mich triumphierend an.
Es ist mittlerweile der Tag vor der Abreise und wir haben beschlossen zum Strand zu wandern. Das dauert ca eine Stunde und als wir angekommen sind, legen wir nur noch unsere Handtücher aus und lassen uns erschöpft darauf fallen. „Wir haben Sonnencreme vergessen..." „Dann mutierst du jetzt wohl nicht nur im Gesicht zur Tomate!" „Nicht lustig!", beschwert sich Penny, aber sie lacht. „Kommst du mit ins Wasser?", frage ich und stehe schwerfällig auf. Die Sonne brennt ganz schön heiß. Von Penny kommt nur ein undefinierbares Knurren und so schmeiße ich sie mir kurzerhand über die Schulter und trage sie ins Meer, wo ich sie schließlich fallen lasse. „Du Arsch! Ich hab jetzt das blöde Salz in den Augen!" Die Dame ist heute aber motzig drauf! „Sag mal du bist heute auch mit dem falschen Fuß aufgestanden, oder?", frage ich und verdrehe die Augen. „Oh, weißt du das wäre ich ja sogar liebend gerne... Aber stattdessen habe ich zwei Füße in den Rücken bekommen und wurde so schwungvoll weggetreten, dass ich zuerst noch an die Wand geklatscht bin, bevor ich dann schließlich unsanft auf dem Boden aufgeprallt bin." Nagut, ich gebs ja zu: Ich habe ihre Nerven heute eindeutig schon mehrfach stark strapaziert. „Okay, okay. Kann ichs wieder gut machen?" Sie seufzt und setzt sich ins Wasser. „Ach weißt du, das ist es ja eigentlich garnicht..." Sofort bin ich alarmiert! „Was ist los?" Sie nimmt meine Hand und spielt mit ihr herum, den Blick starr darauf gerichtet. „In einer Woche ist der riesige Auftritt in America und heute Abend noch kommt das Album raus..." „Du musst dir keine Sorgen machen, dass die Leute das nicht mögen! Denn erstens ist es klasse und zweitens ist es egal was Andere sagen!" „Ja, das weiß ich, aber darum geht es garnicht." Ich bin verwirrt. Worum denn dann? „Es ist nur... Was ist wenn ich wieder Panik auf der Bühne bekomme?" Ach, daher weht der Wind! Ich ziehe sie an mich ran und streichle sanft ihren Rücken. „Ich werde direkt vor der Bühne stehen und dich keine Sekunde aus den Augen lassen, versprochen." Sie nickt. „Danke", murmelt sie erleichtert. Ich bin auch erstmal froh. Sie wird mit der Zeit da reinwachsen, das weiß ich.

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