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-Samus Sicht-

So gegen Mittag wache ich wieder auf - bin wohl nochmal eingedöst. Dank des Restalkohols haben die Albträume mich fürs Erste in Ruhe gelassen. „Scheisse man..." So kann es doch nicht weitergehen? Ich nehme erstmal eine Dusche und putze meine Zähne gleich zweimal, sonst riecht man mich ja schon zehn Meter gegen den Wind! Nachdem ich mich angezogen habe, greife ich mir im Speisesaal eine Tasse Kaffee und setze mich in den Garten. Ich schließe die Augen und genieße die Sonne auf meiner Haut. Ich beschließe ein wenig an einem Text weiterzuarbeiten, der mir mein Leben ordentlich schwer macht in letzter Zeit. Wieder auf meinem Zimmer, schnappe ich mir meinen Block und meine Gitarre und singe den Teil, den ich schon habe, aber mir will einfach nichts gescheites einfallen. Das klingt alles so aufgeblasen! Ich lege die Gitarre auf meinem Bett ab - sie ist schließlich mein Baby - dann schreie ich vor Wut und Frust und verpasse meinem Kissen, von dem ich mich auf einmal total provoziert fühle, einige Kinnhaken. Warum läuft denn abgesehen von The Voice alles schief?! Ein Klopfen an der Tür lässt mich verstummen. Als ich aufmache, steht dort Penny und lächelt mit ihren Hundeaugen zu mir hoch. Unwillkürlich lächle ich. „Hey Penny, was gibts?", frage ich und hoffe, dass sie von meinem Wutausbruch nichts mitbekommen hat. „Ahm... ich wollte eigentlich fragen ob du Lust hast ein bisschen zu singen..., aber solltest du hier drinnen gerade jemanden umgebracht oder gefoltert haben, dann können wir uns natürlich auch zusammensetzen und uns ein Alibi für dich überlegen", sagt sie mit einem frechen Grinsen. „Fuck", rutscht mir raus und aus Reflex muss ich lachen. Penny lacht mit. Ich kratze mich am Hinterkopf. „Ehm, klar gerne", antworte ich ihr endlich. „Was jetzt, singen oder Alibi?", fragt sie herausfordernd. Wieder muss ich lachen - ich liebe einfach ihre Art, wir haben genau den gleichen Humor. Als wir schon aufbrechen wollen, fällt Pennys Blick auf meinen Block, den ich bei meinem Wutanfall wohl in die Nähe der Tür gepfeffert habe. „Schreibst du an einem neuen Song?", fragt sie neugierig. „Ja schon, aber ich komm da einfach nicht weiter..." Ohne ein Wort zu sagen schnappt sich Penny meinen Block und rennt voraus in den Proberaum und ich verfolge sie. „Hey, gib das wieder her!", lache ich. „Nö!", ruft sie mit Kleinkindstimme. Ok, dagegen habe ich natürlich keine Chance. „Ok, ok, was willst du dafür?" Sie streckt mir mit triumphierendem Blick die Zunge raus. „Eine Umarmung." Lachend umarme ich sie und sie lässt den Block fallen. Jetzt wollen wir den Spieß doch mal umdrehen, denke ich mir und hebe sie hoch, sodass ihre Füße in der Luft baumeln. „Hey, das ist unfair!", schreit Penny und diesmal bin ich es, der ihr die Zunge rausstreckt. Sie verdreht die Augen: „Was willst du?" „Einen Kuss." „Vergiss es!" „Ok, dann hilfst du mir später eben das Zimmer aufzuräumen." Murrend stimmt Penny zu und ich lasse sie runter. „Jetzt zeig mal deinen Song her", fordert sie mich auf und ich schiebe ihr den Text rüber. „Hör her", sage ich und singe die Zeilen, die ich bis jetzt zusammenbekommen habe. Als ich fertig bin, klatscht sie und fordert: „Nochmal!" Als ich dieses Mal anfange zu singen, steigt sie mit ein und ich bekomme Hühnerhaut. Kurz schließe ich meine Augen und genieße die Harmonie unserer Stimmen. Als ich sie wieder öffne, sehe ich direkt in Pennys blaue Augen und lächle sie an. Als wir am Ende des Textes angekommen sind verstumme ich, aber sie singt weiter: „You're like poison in my veins and fading away feels bitter sweet. That's why I need you to set me free." Mit riesigen Augen starre ich sie an. Mit unsicherem Blick schaut mich Penny an, aber ich bringe kein Wort raus. Erst als sie anfängt mit den Händen vor meinem Gesicht rumzufuchteln, finde ich meine Worte wieder. „Penny, wie? Wie hast du das gemacht? Das ist so als ob du in mich reinschauen könntest!"

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