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-Samus Sicht-

Für einen Moment sieht mich Penny direkt an und ich kann in ihren schönen Augen Trauer und Mitgefühl sehen. „Ich sehe dich doch, Samu. Weißt du nichtmehr, wie du mir eine verpasst hast, als ich dich von dem Albtraum geweckt habe? Oder dass ich deinen Wutausbruch hören konnte?" Ja, richtig. Aber normalerweise achtete doch niemand so genau auf Details und machte sich die Mühe ein ganzes Puzzle zusammen zu setzen? „Gefällt es dir denn?" „Ich liebe es! Danke, ehrlich!" Ich bin völlig überwältigt, denn auf einmal schreibt sich der Song in meinem Kopf von selbst. „Hey, Erde an Samu!", kichert Penny und holt mich in die Realität zurück. „Hast du was dagegen, wenn wir jetzt mein Zimmer aufräumen und ich dann meinen Song weiter schreibe?" „Stimmt, da war ja noch was", lacht sie und wir stehen auf. Doch dann bleibt sie unvermittelt stehen. „Aber wie wäre es, wenn ich dir stattdessen dein Armband einfach wieder gebe?", grinst sie und lässt aus ihrer Hand mein Lederarmband baumeln. „Wie zur Hölle hast du das schon wieder angestellt?!" „Weißt du noch, als du mich nicht runterlassen wolltest? Und ich wild mit den Beinen gezappelt habe?" Ich nicke, aber das erklärte meine Frage nicht. „Und hast du auch mitbekommen, wie ich dir, während du versucht hast meine Beine von deinen Schienbeinen fernzuhalten, das Armband vom Arm gestreift habe?", fährt sie mit einem teuflischen Grinsen fort. Verdammt, das kleine Biest! „Na gut, dann gib mir mein Armband zurück und du bist entlassen." Sie gibt mir mein Armband und marschiert an mir vorbei und direkt auf mein Zimmer zu. Ich schaue sie fragend an. „Na hör mal, du hast mich mit meinem Scheiss auch nicht alleine sitzen lassen, jetzt gehen wir da rein und bringen wieder Zivilisation in dein Chaos da drinnen!" Wie konnte dieser Tag bei so einem beschissenen Beginn noch so gut werden?! „Okay, dann los", rufe ich und wie zwei Bekloppte stürmen wir in mein Zimmer und fangen an aufzuräumen, als wäre es ein Wettstreit. „Hey Samu, was ist das hier?", fragt mich Penny und hält mein Fotoalbum in die Luft, in dem ich quasi mein ganzes Leben in Bildern dokumentiert habe. Ich zögere, aber dann erlaube ich ihr: „Schaus dir ruhig an." Sie setzt sich mit dem Rücken zu mir einfach auf den Boden und beginnt bedächtig darin zu blättern. Während ich die letzten Spuren des Chaos aufräume, betrachte ich sie eingehend. Wie sie so dasitzt, sieht sie aus wie ein Engel, mit den mittlerweile etwas verwuschelten, goldblonden Engelslocken und ihrer zierlichen Figur. Oh Gott, ich fange an zu spinnen, jetzt reiß dich mal zusammen, Samu und pack die Kondome schnell weg, die du gerade aus dem Toaster gefischt hast! Was zur Hölle habe ich denn hier veranstaltet, nachdem ich mich abgeschossen habe?! Vermutlich will ich das garnicht wissen... Als ich mir in Gedanken diese Standpauke halte, kann ich nicht anders und breche in ohrenbetäubendes Lachen aus. Erschrocken dreht sich Penny zu mir um und wirft mir einen fragenden und leicht verstörten Blick zu. Nein, das sage ich ihr jetzt besser nicht. „Ich musste eben an einen Spaß mit Riku denken, als wir noch Jugendliche waren," improvisiere ich und hoffe, dass ich überzeugend wirke. Sie scheint mir nichts anzumerken und gibt mir mein Fotoalbum zurück. „Schlaf gut, Samu", sagt sie leise, gibt mir einen Kuss auf die Wange und verlässt meinen Raum. „Verdammt ich bin doch nicht verrückt, sie ist ein verdammter Engel. Aber irgendwie ein teuflischer Engel", murmel ich ein wenig perplex über diese Situation vor mich hin. Oh doch, Scheisse, ich bin verrückt! Als Bestrafung für das wirre Zeug, das ich von mir gebe, klatsche ich mir die flache Hand vor die Stirn. Ich sollte jetzt wohl besser schlafen gehen...

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