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-Samus Sicht-

Die Notfallsanitäter drängeln sich durch das völlig verstörte Team zu uns durch. Als Penny sie sieht schüttelt sie leicht den Kopf. Im Hintergrund höre ich, wie Thomas die Gruppe zum Hotel lotst, sodass wir mit den Sanitätern alleine sind. „Sie helfen dir, Penny. Alles wird gut, ich verspreche es", flüstere ich ihr zu. „Ich will nicht", murmelt sie kaum hörbar. „Wie fühlen sie sich, bekommen sie einwandfrei Luft?", fragt einer der Sanitäter. Was ist das bitte für eine bescheuerte Frage?! Penny nickt nur und schweigt. „Wir würden Sie gerne mitnehmen um sicherzugehen." „Bitte nicht", wimmert Penny und klammert sich mit ihren kleinen Händen kraftlos an meinen Unterarm. „Bitte nicht, ich will hier bleiben", wiederholt sie kläglich. Ich wende mich an den Sanitäter: „Ist es denn notwendig sie mitzunehmen?" „Notwendig nicht, aber normalerweise machen wir das so, um sicher zu gehen." „Willst du denn wirklich hierbleiben?", frage ich an Penny gewandt und sie nickt. „Lassen sie sie hier", bitte ich den Sanitäter und er stimmt zögernd zu. Er gibt mir dann noch alle möglichen Anweisungen was ich tun soll, falls sich ihr Zustand wieder verschlechtern sollte. Als sie endlich weg sind, wende ich mich wieder voll und ganz Penny zu, die ihre Augen wieder geschlossen hat. „Penny?" „Mhm?" „Alles klar?" „Ja, alles klar." Pause. „Samu?" „Ja?" „Danke" „Gern geschehen", erwidere ich und habe wieder Tränen in den Augen. „Ich dachte ich würde dich verlieren", schluchze ich leise. Penny öffnet die Augen und sieht mich direkt an. „So schnell wirst du mich nicht los, versprochen", grinst sie mich an und rappelt sich langsam auf. „Kann ich dir irgendwie helfen?", frage ich besorgt und sie überlegt kurz. „Gibt's hier was Essbares?", fragt sie und ich muss grinsen. Ja, sie ist außer Gefahr! „Ich glaube der Essenskorb steht gleich da drüben", sage ich und deute in die entsprechende Richtung. Ich will schon aufstehen und ihr etwas holen, als sie mich aufhält. „Das kann ich selber." Ich mache den Mund auf um zu widersprechen, aber sie lässt mich nicht zu Wort kommen: „Keine Wiederrede! Wenn du mich jetzt behandelst wie ein rohes Ei, dann fühl ich mich viel schlimmer als es mir eigentlich geht." Ich seufzte und gebe nach. Trotzdem bleibe ich dicht hinter ihr, falls sie doch nicht genügend Kraft hat, doch alles läuft glatt. „Willst du aufs Zimmer?", frage ich sie sanft, doch sie schüttelt den Kopf. „Ich würd gern wie geplant mit Allen hier am Strand bleiben." Skeptisch sehe ich sie an. „Meinst du wirklich das ist eine gute Idee?" Sie dreht sich zu mir und ich sehe, dass ihre Beine leicht wackeln. Davon lässt sie sich aber kein bisschen beeindrucken und entgegnet: „Samu, mir geht es gut genug, ok? Ich pass schon auf mich auf, aber ich will nicht, dass mir der Tag so in Erinnerung bleibt." Ich atme laut aus. Das ist so frustrierend, auch wenn ich diesen Kämpfergeist so an ihr liebe... Ich rufe die Gruppe wieder her und breite meine riesige Liegedecke aus, die ich statt einem Handtuch verwende, da die mir alle zu kurz sind. Als die Anderen sich zu uns gesellen, winke ich Penny zu mir rüber, die in ihrer Tasche nach ihrem Handtuch kramt. Ich werde sie heute garantiert keine zwei Meter mehr von mir weglassen! Sie kommt zu mir rübergelaufen und als sie nah genug ist, ziehe ich sie sofort an mich. Ich schlinge von hinten meine Arme um sie, während sie zwischen meinen Beinen sitzt. Nach der Reihe kommen alle an und vergewissern sich, dass es ihr auch wirklich gut geht. Als letztes kommen Sam, Elli und Luca, die ihre Handtücher mitbringen und sich im Halbkreis zu uns setzen. „Es tut mir so Leid Penny, wir hätten dich irgendwie holen müssen", jammert Sam völlig aufgelöst und Elli und Luca sehen auch so aus, als würden sie gleich anfangen zu heulen. „Jetzt hört auf zu heulen Leute, mir gehts ja wieder gut", muntert Penny sie auf. Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue hoch. „Meinst du nicht ‚gut' ist ein wenig optimistisch?" Als Antwort kassiere ich einen leichten Ellenbogenhieb in den Bauch. Ich schmunzle: Das ist meine Kleine. „Wir müssen unbedingt nachher noch Luftmatratzenkrieg spielen!", verkündet Sam in die Runde und alle sind begeistert, Alle, sogar Penny. Nur ich nicht. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich heute nochmal ins Wasser lasse? Und schon garnicht für ein Spiel, bei dem man sich gegenseitig ins Wasser wirft?" „Werden wir ja sehen", murrt Penny und ich merke, wie sich mein Kiefer anspannt. Wir legen uns bequem auf unsere Handtücher und Decken und reden in der kleinen Gruppe über Gott und die Welt, bis Sam, Elli und Luca aufstehen und ins Wasser gehen, wo sie ausgelassen herumtoben. Für einen Moment bin ich in Sorge, dass Penny sich ihnen anschließen will, aber als ich zu ihr sehe gähnt sie ausgiebig und sucht eine angenehme Liegeposition. Erst jetzt merke ich wie müde auch ich selber bin, was bei der Strecke, die ich vorhin in Höchstgeschwindigkeit zurückgelegt habe, auch kein Wunder ist. Sanft ziehe ich Penny an mich heran, sodass ihr Hinterkopf direkt unter meinem Kinn liegt. Während ich einen Arm als Kopfablage nutze, schlinge ich den anderen fest um ihren Körper und schließe gähnend die Augen. Ich werde ihr heute keinen Meter von der Seite weichen!

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