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-Pennys Sicht-

Ich wache auf und bin verwirrt; ich erinnere mich noch, dass ich gestern bis spät in die Nacht geübt habe - im Proberaum. Aber ich habe beim besten Willen keinen blassen Schimmer, wie ich dann wieder auf mein Zimmer gekommen bin. Kopfschüttelnd stehe ich auf. Ich muss wohl eben noch im Halbschlaf in mein Bett getorkelt sein... Wie auch immer... Mein Magen knurrt mal wieder und so mache ich mich eilig fertig, um schnell unten am Frühstücksbuffet zu sein. Dort angekommen, sehe ich mich um und entdecke Sam, die mit ein paar anderen an einem Ecktisch sitzt und mir freudig zuwinkt. Schnell fülle ich meinen Teller und geselle mich zu ihnen. „Morgen Leute." „Morgen", kommt es im Chor zurück. Ich quetsche mich hinter zu Sam, neben der noch ein freier Platz ist und schaue sie erwartungsvoll an: „Erzähl mal, wie zufrieden bist du mit deinem Battlepartner und welchen Song habt ihr bekommen?", will ich aufgeregt wissen. „Ich bin total happy mit Mo", sprudelt es auch schon direkt aus Sam heraus und ohne Atempause fährt sie fort: „Wir verstehen uns super und wir haben den Song Happy bekommen und ich liebe ihn!" Endlich kommt Sam dazu zu atmen und schnappt hörbar nach Luft, weshalb wir alle am Tisch lachen müssen.
Als wir aufgegessen haben, stehen Sam und ich auf und gehen auf mein Zimmer. „Also, dann erzähl mal ein wenig von Mo." Sam macht es sich auf meinem Bett bequem - Offensichtlich wird das eine längere Erzählung. Nach etwa zwei Stunden ist unsere Mädelsunterhaltung beendet und ich habe wirklich den Eindruck, dass Sam sich in Mo verguckt hat. Mit einem breiten Grinsen und einer Umarmung verabschieden wir uns. Ich habe noch etwa zwei Stunden, bis ich zum Üben im Proberaum erscheinen muss. Da das für mich wieder einmal großen Stress bedeutet, beschließe ich mich ein wenig aufs Bett zu gammeln und TV zu sehen, um mich nicht schon vorher verrückt zu machen. Gerade, als die Agents vom NCIS kurz davor sind einen Serienkiller zu stellen, geht meine Zimmertür auf und aus dem Augenwinkel sehe ich eine große, dunkel gekleidete Gestalt auf mich zukommen. Erschrocken springe ich auf und hole mit der Fernbedienung aus, bereit mich zu verteidigen. Ich weiß, eine Fernbedienung ist nicht gerade eine sehr tödliche Waffe, aber dass ausgerechnet an dieser Stelle jemand reinplatzen muss...?!
„Wow, wow! Ruhig Tiger", lacht die große Gestalt, die sich als Samu entpuppt, und hält kapitulierend die Hände hoch. Perplex starre ich ihn an und er starrt zurück. Ich kann ein unterdrücktes Grinsen auf seinem Gesicht entdecken. Pah, das macht ihm wohl Spaß, mich in so einer eigenartigen Situation auf die Folter zu spannen! „Legst du mir jetzt erst noch Handschellen an, oder kann ich die Hände wieder runternehmen und mich setzen?", fragt Samu mit einem provozierenden Grinsen. Geschockt schnappe ich nach Luft und will ihm etwas entgegnen, aber stattdessen bekomme ich keinen Ton raus und starre ihn einfach nur mit offenem Mund fassungslos an und spüre, wie mir das Blut in den Kopf schießt. Das hat er doch gerade nicht wirklich gesagt, oder? Darf er das?! Samu bricht in lautes Gelächter aus. Etwas schüchtern fange auch ich endlich an zu lachen und fühlte mich befreit. „Was gibts denn?", ergreife ich dann endlich das Wort und schaue ihn mit großen Welpenaugen fragend an. Wieder lacht er und erklärt: „Hör zu, die letzte Probestunde ist ja nicht ganz so glatt gelaufen... und es ist hier ein harter Wettbewerb..." Etwas verlegen kratzt er sich am Kopf. Vermutlich ist es ihm unangenehm mir solch eine Standpauke zu halten. Auch wenn ich wirklich nicht weinen will, merke ich wie sich in meinem Hals ein dicker Kloß bildet. Ich schlucke. „Hör zu, ich habe Melli und Thomas gesagt, ich glaube an dich," fährt Samu mit sanfter Stimme fort. Oh shit, er scheint zu merken, dass ich gleich wie ein kleines Kind losflenne. Mit der selben tiefen, rauen, aber trotzdem sanften Stimme fährt er fort: „Und ich glaube wirklich an dich, aber wir müssen einen Weg finden, wie du vor Leuten den Mund aufbekommst. Und ich helfe dir dabei, versprochen." Okay, jetzt heule ich wirklich los! ‚Ich glaube an dich' - Diese Worte zu hören tut so unglaublich gut. Ohne vorher zu überlegen, schlinge ich meine Arme um den blonden Riesen und schluchze in sein schwarzes Shirt. Seine gleichmäßige Atmung beruhigt mich ein wenig und als er mir beruhigend über den Rücken streichelt, kann ich endlich aufhören zu weinen. „Danke", murmle ich leise. Geht es eigentlich peinlicher?! Die Unterhaltung ist beendet, aber Samu macht keine Anstalten zu gehen. Noch bevor ich nachfragen kann, setzt er sich auf den Sessel gegenüber meines Bettes, überschlägt die Beine und schaut mich eindringlich an. Zuerst bin ich verunsichert; normalerweise ist mir so ein direkter Blickkontakt unangenehm. Aber diesmal ist es anders. Ich schaue einfach zurück zu Samu in seine tiefblauen Augen und merke, wie ich immer ruhiger werde. So sitzen wir eine Weile, bis er wieder den Mund aufmacht: „Ich habe mir überlegt, dass ich dir dieses Mal schon vor der Probe ein Paar Anweisungen gebe, damit du davor schonmal üben kannst und dann bei der Probe vielleicht etwas sicherer bist." Im Anschluss erklärt mir Samu wie geplant einige Übungen und verlässt schließlich den Raum. Direkt fange ich an zu üben, bis ich mir meiner Sache schon einigermaßen sicher bin... Ob mir das helfen wird? Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich mich auf den Weg in den Proberaum machen muss, also schnappe ich mir eine Flasche Wasser sowie meinen Songtext und breche auf.

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