-46-

627 23 5
                                    

-Samus Sicht-

„Geh bitte", sage ich ohne sie anzusehen. Ich höre die Türe ins Schloss fallen und drehe mich langsam um. Ich muss mich setzen, um den Schock zu verdauen. Ich akzeptiere ihre Entscheidung, das wäre schließlich ein riesiger Schritt für sie. Ich bin ihr kein Bisschen sauer, ich kann es nur nicht länger ertragen sie anzusehen. Tränen fließen meine Wange hinunter, die ich mir mit dem Handrücken weg wische. Hätte ich ihr sagen sollen, dass ich die Person sein will, die sie sucht? Könnte ich denn diese Person sein? - Ach, was rede ich da?! Natürlich nicht! Ich bin ihr doch viel zu alt und obendrein ihr Coach! Es ist zwar nicht explizit verboten für einen Coach, eine Beziehung mit einem Talent anzufangen, aber was, wenn alle dann denken sie sei nur so weit gekommen, weil wir was miteinander haben?! - Nein, das hatte sie nicht verdient. Sie hat auch so genug Talent um es weit zu schaffen, so lange sie ihre Ängste in den Griff bekommt. Und außerdem wäre das nicht gelogen ihr das zu sagen? Ich meine... ich mag sie echt, aber die Person fürs Leben?!Dann wird mir klar: Es wird keine extra Übungsstunden mehr geben und auch kein gemeinsames Singen mehr! Ich habe sie verloren... Scheisse, wäre ich nur nicht so weit gegangen!
Diese Nacht bekomme ich kein Auge zu; jedes Mal wenn ich einschlafe, werde ich von Albträumen heimgesucht und wache schweißgebadet wieder auf.
Irgendwann ist es mir zu blöd und ich bleibe einfach wach. Noch vor dem Frühstück bin ich draußen auf dem Sportplatz und ziehe ein noch strammeres Workout durch als gewöhnlich. Ich hoffe, dass ich mich dadurch besser fühle, aber so ist es nicht. Vor den Proben laufe ich hektisch in meinem Zimmer auf und ab, bis ich mich schließlich erschöpft auf das Sofa fallen lasse. Mein Blick fällt auf meinen Notizblock. Ich schnappe mir meine Gitarre und einen Stift und fange einfach an zu singen, was mir gerade in den Kopf kommt. „I'm not the one you're looking for.
You said goodbye and shut the door right in front of me. ..." Weiter komme ich für den Moment nicht, aber ich habe ja keinen Zeitdruck.
Bei den Proben muss ich mich zusammenreißen, als Penny den Raum betritt. Sie sieht nicht gut aus, aber sie reißt sich zusammen. Ich merke wie sie mich ein paar Mal ansieht, aber ich weiche ihrem Blick aus. Als sich unsere Augen schließlich doch treffen, sehe ich Schmerz in ihren Augen, aber ich darf das nicht an mich heranlassen. Am Ende der Probestunde gebe ich ihr noch einige Anweisungen, bevor sie sich von uns allen verabschiedet und den Raum verlässt.
Ich bin völlig durch den Wind und beschließe eine Runde Spazieren zu gehen, um meinen Kopf wieder frei zu bekommen. Doch dort treffe ich auf Penny und Sam, die gerade am Trainieren sind. Ich grüße sie mit einem knappen Kopfnicken und gehe an ihnen vorbei. Ich laufe am Ufer des Sees entlang bis es schon langsam dämmert. Seufzend setze ich mich auf eine kleine Bank direkt am Wasser und beobachte die sanften Wellen, wie sie auf der Wasseroberfläche tanzen. „Ich muss mich irgendwie ablenken", seufze ich und stütze meinen Kopf in meine Hände. Warum nur nimmt mich das so sehr mit, so lange kenne ich Penny doch garnicht. Mittlerweile ist es richtig dunkel geworden und ich beschließe zum Hotel zurückzukehren. Dort angekommen telefoniere ich mit Riku. „Kopf hoch, das wird schon wieder, Großer!", versucht er mich bei der Verabschiedung noch aufzumuntern. Aber ohne Erfolg. Ich hole mir ein Bier aus dem Kühlschrank und setze mich auf den Balkon. Ich starre einfach in die Ferne, bis mir die Augen zufallen.
Gebeutelt von Albträumen wache ich am nächsten Morgen davon auf, dass jemand an die Zimmertüre hämmert. Stöhnend stehe ich auf und schlurfe zur Tür. Als ich öffne, steht Elli davor und schaut mich schräg an. „Samu, du hast meine Probe vergessen", beschwert sie sich ein wenig genervt und verschränkt ihre Arme. Oh verdammt! Voller Unbehagen fahre ich mir durch die verstrubbelten Haare. „Tut mir Leid, wir holen das am Ende nach, ok?" „Na gut, aber dann nicht wieder vergessen.", entgegnet mir Elli, dreht sich um und geht auf ihr Zimmer. Ich mache mich so schnell es geht fertig und erscheine pünktlich zur nächsten Probe mit Luca. Luca ist ein recht lässiger Typ, eigentlich total lieb, hat aber ab und zu eine etwas freche Schnauze. Ich verstehe mich echt gut mit ihm. Nach einer sehr guten Probe verabreden wir uns für den Abend noch auf einen Drink.

like a skyscraperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt