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Ich sitze im Wartezimmer zusammen mit vielen anderen Menschen. Manche von ihnen sind total ruhig und gelassen, während andere deutlich nervöser sind - oder wie ich kurz vorm Nervenzusammenbruch stehen. Der ganze Tumult um mich herum lässt mich weitestgehend kalt, denn ich bin in meiner eigenen Welt gefangen. Nur manchmal, wenn ich merke, dass mich jemand anspricht, schrecke ich auf und schenke meinem Gegenüber ein mattes Lächeln. Tausende Gedanken rasen durch meinen Kopf ‚du kannst doch garnicht singen', ‚du bist eine Enttäuschung', ‚geh weg, wir wollen nicht neben dir sitzen', ... und viele Dinge mehr. Mir steigen Tränen in die Augen und ich muss mich mit aller Kraft zurückhalten, um nicht loszuheulen. Hatten alle diese Leute recht? Ich denke das hatten sie, ich kann das nicht! Wie in Trance stehe ich auf und will das Studio verlassen, als mich eine junge Frau anrempelt. Unsere Blicken treffen sich, als ich erschrocken aufschaue und sie entschuldigt sich mit einem verlegenen Lächeln. „Hey, ich bin Sam. Bist du Begleitperson, oder willst du selber teilnehmen?" Mein Blick senkt sich als ich ihr gestehe, dass ich teilnehmen wollte, aber viel zu große Angst habe. „Quatsch, du gibst jetzt nicht auf! Du kommst jetzt mit und wir lenken uns gegenseitig ab bis wir dran sind." Entschlossen nimmt Sam meinen Arm und ohne Wiederstand zu leisten folge ich ihr in eine Sitzecke, wo wir beide uns niederlassen.
Als mich Sam nach dem Grund meiner Zweifel fragt, kann ich nicht reden, weil sich ein dicker Klos in meinem Hals bildet. Unfähig ein Wort herauszubringen schüttle ich nur leicht den Kopf. Normalerweise verstehen Leute das nicht, aber Sam schweigt und legt beruhigend den Arm um mich, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Nach einigen Minuten kann ich wieder reden und frage Sam ein wenig aus, wobei ich auch die Möglichkeit habe sie genauer anzusehen. Sie hat braune, lockige Haare, die ihr bis über die Brust reichen und strahlend braune Augen. Sie ist echt wunderhübsch! Als ich höre, dass sie nur ein Jahr älter ist als ich, nämlich 21, freue ich mich. Sie hat auch einen Hund und ist wie ich sportbegeistert. Ich seufze. Wenn wir beide weiterkommen würden, dann könnten wir sicher gute Freunde werden, aber ich bin mir sicher, dass das leider nicht passieren wird.
Wir unterhalten uns noch weiter und finden immer mehr Gemeinsamkeiten, als plötzlich alles ganz schnell geht:
Ich kann mich nichtmal mehr von Sam verabschieden, denn Thore, der Moderator der Show, kommt auf mich zu und fordert mich auf mitzukommen. Mein Kopf ist völlig leer, aber ich folge ihm einfach bis zur Tür, die mich in einen langen Gang bringt. Wie in Trance gehe ich den Gang hinab und gelange in einen kleinen Raum. Gleich ist es soweit, dort vorne ist die große Tür, die mich auf die Bühne bringen wird!
Meine Beine zittern und ich muss mich setzen. Ich habe das Gefühl, dass mein Magen sich gerade umdreht und mir wird schwarz vor Augen.

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