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-Samus Sicht-

„Das ist ja mal genial!" Oh ja, das ist es! Zufrieden grinsend betrachte ich das große Badezimmer mit der riesigen Whirlpool-Badewanne, die direkt vor der großen Fensterfront steht und einen wunderschönen Ausblick auf den See und den Park hat. „Und ich dachte schon die große Regendusche im anderen Bad wäre die Krönung", lacht Penny und kann sich garnicht satt sehen. „Ich wollte den Moment, in dem du das siehst, auskosten. Ich liebe es hier abends mit einem guten Glas Wein zu liegen und rauszuschauen", seufze ich und würde mich am liebsten direkt in die Wanne legen. „Das glaub ich dir aufs Wort." „So, dann kommt jetzt der letzte Raum." Wir gehen wieder hinunter, wo ich vor der Sauna anhalte, in die Penny am Abend beinahe abgebogen wäre. „Die ist hübsch, sieht gemütlich aus", lächelt Penny. „So ganz begeistert bist du nicht, oder?" Sie legt den Kopf schief. „Naja, du weißt ja wie das in Deutschland so mit Saunen ist... da mache ich deshalb lieber einen großen Bogen drum." Als sie das sagt muss ich lachen. Ich kann sie gut verstehen, deutsche Saunen sind auch mir sehr suspekt. „Naja, aber hier ist das ja ein wenig anders, also werdet ihr vielleicht ja noch Freunde", lache ich und stecke sie an. „Ja, vielleicht." „Jetzt müssen wir aber doch so langsam los." Wir verabschieden uns von Sunny und laufen zur Garage, wo wir in mein Auto steigen. Unterwegs lasse ich ein paar Mal den Motor extra laut aufheulen und bekomme tadelnde Blicke von Penny zugeworfen. „Ich weiß ja, dass du liebend gerne fährst und vor allem schnell, aber hier mitten in der Stadt? Im Schritttempo?" Pff! Am Studio angekommen werden wir sehr
freundlich in Empfang genommen. Zu Beginn vergessen die Leute immer wieder, dass sie Englisch sprechen müssen, aber auch das hat sich schnell geklärt. Wir bekommen noch ein wenig Puder ins Gesicht geklatscht, dann nehmen wir vor der Kamera platz und das Interview beginnt. „Es freut uns sehr euch beide heute hier zu haben Leute, gerade einen Tag vor Weihnachten. Wie geht es euch?" „Sehr gut, danke der Nachfrage." „Ja, danke", antworte auch ich. „Ganz Finnland hat ja schon seit der ersten Staffel bei der Samu als Coach mitgemacht hat darauf gewartet, dass sein Team endlich gewinnt. Jetzt hat es endlich geklappt. Habt ihr damit gerechnet?" Ich nicke, während Penny neben mir heftig den Kopf schüttelt, was dazu führt, dass wir alle loslachen. „Das müsst ihr aber jetzt erklären!" „Als ich zu The Voice gegangen bin, da habe ich nichtmal damit gerechnet in die Blindauditions zu kommen und habe mich auch kaum auf die Bühne getraut. Das hat sich dann erst Stück für Stück entwickelt und ohne Samu wäre ich niemals so weit gekommen. Erst ab den Singoffs hat es so langsam angefangen, dass ich mir dachte, vielleicht kann ich die Show ja auch gewinnen. Aber wirklich geglaubt habe ich das bis zur Verkündung nicht." „Und wie war das bei dir, Samu?" Ich grinse. „Ich hatte ein starkes Team und habe von Anfang an gedacht, dass ich diese Show gewinnen kann. Zu sagen, dass ich von Beginn an wusste, dass Penny gewinnen wird wäre eine Lüge, aber ich wusste von den Blindauditions an, dass sie ein riesiges Talent hat und habe daran geglaubt, dass wir ihre Unsicherheiten mit viel Arbeit in den Griff bekommen. Und ich habe gesehen, wie sie von Runde zu Runde besser wurde und hatte dann schon im Kopf, dass sie das gewinnen könnte." „Penny hat gerade ja auch angesprochen, dass du einen maßgeblichen Anteil an ihrer außergewöhnlichen Entwicklung hast und du sagst, dass du von Anfang an an sie geglaubt hast. Man hat immer wieder den Eindruck bekommen, dass ihr sehr innig und vertraut miteinander umgeht und es gab ja auch genügend Gerüchte; ist da etwas dran? Wie würdet ihr die Beziehung, die ihr zueinander habt, beschreiben?" „Klar, wir haben während der Show sehr viel zusammen durchgemacht und beinahe täglich zusammen gearbeitet und das verbindet. Man trifft nur ganz selten Menschen, die einen wirklich positiv verändern und die muss man festhalten. Das machen wir, deshalb haben wir ja auch beschlossen den Kontakt aufrecht zu erhalten." Der Interviewer sieht Penny fragend an. „Ja, dass wir uns bei der Show getroffen haben war riesiges Glück und das wissen wir sehr zu schätzen und nutzen es auch", antwortet sie selbstsicher. Ich bin stolz auf sie. Sie musste eben improvisieren, denn ich habe bereits das gesagt, was wir sonst immer als Statement abgeben. „Alles was ihr sagt klingt so geheimnisvoll und vage", bemerkt der Interviewer und wir grinsen. „Es gibt die Arbeit und es gibt die Freizeit. Das eine ist öffentlich, das andere ist privat. Würde man in jedem Interview immer alle Fragen über das Privatleben direkt beantworten, dann hätte man keines mehr", erkläre ich und der Interviewer nickt verständnisvoll. „Dann noch eine andere Frage: Dein Auftritt mit Skyscraper ist ja durch die Decke gegangen und die ganze Welt hat dich quasi singen sehen. Wie fühlt sich das für dich an Penny? Und was sagst du dazu, Samu?" Penny atmet tief durch. „Ja, wow. Ich habe es nicht geglaubt, als ich es in einem Interview erfahren habe, ich glaube ich habe da ausgesehen wie ein Fingertier mit riesigen Augen", lacht sie. „Ich war in der letzten Woche jeden Tag in einem anderen Land unterwegs um Interviews zu geben, insofern hat das natürlich schon einen riesigen Unterschied gemacht. Aber für mich privat, als Person ändert sich nicht so viel. Natürlich erkennen mich jetzt immer wieder mal Menschen, aber ich denke oder verhalte mich dadurch jetzt nicht anders als davor. Ich bin einfach nur wahnsinnig dankbar für die Chance, die ich letztendlich durch die Show bekommen habe." „Das heißt, wir werden noch vieles von dir hören?" „Auf jeden Fall!" Schmunzelnd sehe ich meine Kleine an. Ich liebe ihren Tatendrang; sie ist mit vollem Herzen dabei. „Samu, was sagst du dazu, dass dein Schützling auf einmal auf der ganzen Welt gehört wurde?" „Das ist einfach nur unglaublich und damit hat einfach keiner gerechnet. Und natürlich bin ich wahnsinnig stolz und ich weiß, dass sie das wirklich zu schätzen weiß und gut damit umgehen kann."
„Eine Frage noch speziell an dich, Samu: Was hat es mit dem Foto in deiner Instastory auf sich? Wie kam es dazu?... Es ist ja schon ein wenig speziell..." Ich sehe ihn verwirrt an. Was will er von mir? Ich höre Penny neben mir loslachen und sehe sie fragend an, da wird auch schon ein riesiges Foto hinter uns an die Wand geworfen. „Fuck, was zur Hölle?!" „Wie jetzt, es wirkt so, als würdest du das Foto zum ersten Mal sehen." „Ich habe das noch nie gesehen!" „Wie ist es dann in der Story gelandet und wie kann es sein, dass du von all dem nichts mitbekommen hast?", lacht der Moderator. „Oh no, ich glaube ich weiß wie das kam..." So langsam dämmert es mir. „Mit den Jungs in der Band haben wir so einen Brauch: Immer wenn jemand einschläft, dann spielen wir einen Streich..." „Ach, dann war das deine Band?" Penny einen amüsierten Blick zuwerfend, nicke ich. „Gut, dann wäre das auch aufgeklärt. Dann noch eine allerletzte Frage: Wie werdet ihr Weihnachten verbringen?" Ich werfe Penny einen kurzen Blick zu um sicherzugehen, dass auch sie sich bewusst ist, dass wir jetzt sehr vorsichtig antworten müssen. „Wir beide werden Weihnachten mit der Familie und mit Freunden im kleinen Kreis verbringen", antwortet Penny direkt, während ich mir total den Kopf zerbrochen habe. Das war jetzt irgendwie simpel und clever! „Gut, dann wünschen wir euch beiden besinnliche Weihnachten und dann natürlich auch einen guten Rutsch!" „Danke gleichfalls!" Wir verabschieden uns und können erstmal aufatmen. „Scheisse, ich hab total umständlich gedacht bei der letzten Frage. Zum Glück hast du uns gerettet!" Sie lacht. „Und jetzt nichts wie ab nach Hause!" Wir sitzen bereits im Auto und sind fast am Haus angekommen, als Penny plötzlich einfällt: „Sag mal, morgen kommt doch deine Familie! Müssen wir nicht noch einkaufen?" „Fuck, ja!" Ich drehe bei der nächsten Gelegenheit und steuere den Supermarkt an. Als wir den Laden betreten, sehen uns relativ viele Leute an, aber angesprochen werden wir vorerst nicht. „Was brauchen wir?" Ich zähle eine ziemlich lange Liste auf und sie sieht mich mit großen Augen an. „Das merkst du dir alles?" Ich zucke mit den Schultern. „Das gibts jedes Jahr." „Achsooo." An der Kasse bemerke ich schon, wie die Verkäuferin uns eindringlich mustert. „Darf ich mit euch ein Foto machen?" Ich zögere. Wenn ein Foto von Penny und mir beim Einkaufen veröffentlicht wird, dann könnte das kritisch werden... andererseits: Wenn wir das einzeln machen, dann ist es nicht ganz so deutlich... „Klar, ich mache zuerst eins von euch Ladies, dann macht Penny eins von uns beiden." Bevor die Frau widersprechen kann habe ich mir schon ihr Handy geschnappt und mache ein Foto von den Beiden. „So, Tausch", grinst Penny und übernimmt das Handy. Anschließend verlassen wir den Supermarkt und auf dem Weg zum Auto fallen mir zwei Personen in einiger Entfernung auf, die verdächtig auf uns fokussiert sind und ihre Kameras in der Hand haben. „Paparazzi", stoße ich hervor und Penny sieht sich suchend um. „Was jetzt?" Zögernd schlage ich vor: „Wenn sie uns gemeinsam im Auto ablichten, dann ist das schlecht... Hör zu: Mein Auto hat ein Navi. Damit findest du nach Hause. Ich laufe den Weg." Mit großen Augen sieht sie mich an. „Mach einfach, bevor sie Gelegenheit haben Fotos zu schießen!"

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