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-Pennys Sicht-

Samu läuft mit mir im Arm auf die Terrasse, wo er stehen bleibt. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich ihn oder das Meer ansehen soll. Schließlich entscheide ich mich dafür meinen Kopf an seinen zu legen und aufs Meer zu starren, das friedlich im Sonnenaufgang glänzt. Nur manchmal kommt unvermittelt eine starke Welle, die mit aller Kraft gegen die Felsen prallt. Ich finde das Meer gleichzeitig faszinierend und bedrohlich. Woher weiß man, was in seinen Tiefen lauert? „Ich frage mich wer oder was verantwortlich für die einzelnen Wellen ist", murmelt Samu vermutlich mehr zu sich selbst. „Irgendwo hat vielleicht ein Kind einen Kieselstein ins Wasser geworfen und auf dem Weg hierher sind aus den kleinen Kreisen große Wellen geworden." Er sieht mich von der Seite an und ich drehe mich zu ihm. „Der Gedanke gefällt mir", flüstert er und haucht mir einen leichten Kuss auf die Lippen. „Stell dir mal vor: Unsere Lieder könnten die kleinen Steine sein..." „... Die irgendwann große Wellen ziehen", beende ich seinen Satz und drücke ihm einen Kuss auf die Lippen. Wir verharren wie wir sind, bis die Ersten schon wieder aus ihren Betten gekrochen kommen. „Wie kannst du mich bloß so lange halten?", wundere ich mich und betrachte seine muskulösen Arme. „Du bist doch leicht wie eine Feder", schmunzelt er. „Weißt du, zwischenzeitlich war ich echt richtig betrunken, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass davon schon lange nichtsmehr zu merken ist", wundere ich mich. „Ja, so gehts mir auch. Vielleicht hat die ganze Aufregung dafür gesorgt." „Hmm, das wäre möglich." „Wollen wir so langsam rein gehen und etwas essen?" Ich nicke. Er trägt mich hinein und in die Küche und holt Teller aus dem Schrank. „Willst du mich dafür nicht vielleicht absetzen?", frage ich schmunzelnd. „Nö!" Verwundert sehe ich ihn an, aber etwas dagegen habe ich nicht! Mit einer freien Hand angle ich nach den Gläsern und Samu stopft Besteck hinein. Dann stellen wir die erste Ladung auf den Esstisch ab und holen das Essen. Als Samu sich setzt, will ich aufstehen und mich neben ihn setzen, aber er zieht mich zurück auf seinen Schoß. Okay, warum um alles in der Welt ist er so anhänglich? Ich meine ich habe es ja die ganze Zeit bequem und genieße es, aber für ihn muss das doch mit der Zeit echt unbequem werden? „Kann es irgendwie sein, dass du anhänglich bist?", grinse ich ihn an. „Vielleicht..." „Hey, darf ich mich zu euch setzen? Anne schläft noch und der Rest ist komplett verkatert." „Klar", kommt es von Samu und mir wie aus einem Mund. Aus irgendeinem Grund bin ich total froh Niko gerade zu sehen. „Sag mal, hattest du nicht gestern auch total viel Alkohol?" „Jup, aber ich vertrage es auch!" Ich schüttle den Kopf. Da kommt der Finne in ihm durch! „Danke für deine Hilfe vorhin", lächelt Samu seinen Freund an und ich nicke zustimmend. „Ohne Mist? Dass das so kommen musste ist scheisse, aber ich habe dann liebend gerne geholfen!" „Kann es sein, dass ihr das schon öfters gemacht habt? Ihr saht aus als hättet ihr einen richtigen Plan ohne euch überhaupt abzusprechen." Niko kratzt sich verlegen am Kopf. „Naja, ich musste auch mal Jemanden loswerden... Und Samu lässt dich nichtmehr los, habe ich gesehen?" „Korrekt", meldet sich dieser zu Wort. „Hey, können wir mal kurz unter vier Augen sprechen?", wird er von Raul gerufen. „Vermutlich wegen Sari", spekuliere ich und Samu nickt wiederwillig. „Ich denke da muss ich hin..." Er scheint echt unglücklich darüber zu sein, und ich verstehe es echt nichtmehr. Was glaubt er? Dass ich im nächsten Moment aufspringe und weglaufe?! „Du sag mal... Wie genau war das damals bei dir?", frage ich Niko, der an einem Glas Orangensaft nippt. Unschlüssig sieht er sich um. Mittlerweile kommen immer mehr Leute wieder runter. „Ich erzähls dir, wenn wir auf dein Zimmer gehen, wo keiner zuhört." Oh, okay! „Klar, dann komm." Gemeinsam gehen wir die Treppe nach oben und hocken uns gemütlich aufs Bett. Ich sehe ihn an, aber ich will ihn nicht mit Fragen bedrängen. „Es war so: Ich hatte damals nichtmehr viele Freunde, weil ich mich so auf den Sport konzentriert habe. Klar fanden manche das cool, aber eben nicht um Meinetwillen, sondern wegen den schnellen Autos. Ich hatte nur zwei Freunde, denen ich mich anvertrauen konnte und so habe ich Andrea damals ein großes Geheimnis verraten. Einige Jahre später war ich erfolgreich und von vielen Leuten umgeben, aber Andrea war immer meine Nummer eins. Zu der Zeit war ich bereits mit Samu und Riku und den ganzen Jungs befreundet. Ich habe Andrea mit Allem geholfen, als sie in der Scheisse gesteckt hat, nur einmal nicht, weil sie Geld brauchte und ich wusste, dass sie es nur für Alkohol und Drogen ausgeben würde. Aber ich habe sie bei mir wohnen lassen und alles versucht um ihr zu helfen! Am nächsten Tag haben alle Zeitungen die Geschichte des kleinen Niko abgedruckt, der von seinem Onkel fast missbraucht worden wäre, wenn nicht gerade der Postbote geklingelt hätte, der ein Paket für die Nachbarn abgeben wollte. Sie hat es einfach für ein paar lächerliche Euro an die Presse verraten. Da haben wir sie aus der gemeinsamen Ferienwohnung geschmissen..." Ich bin schockiert von dem, was er mir da gerade anvertraut. „Niko, das.. das tut mir Leid!" „Ist schon ok", seufzt er, aber ich sehe ihm an, dass es das nicht ist. Ich weiß nicht recht, was ich ihm sagen soll, also umarme ich ihn einfach. „Danke", murmelt er und ich lächle. „Du sag mal... hast du ne Ahnung warum Samu sich so verhält? Er hat mich seit ihr Lena rausgeschmissen habt nichtmal mehr den Boden berühren lassen", lache ich. „Okay, wow! Das sind vier Stunden!" Niko sieht mich mit großen Augen an. Ich nicke nachdenklich. „Ja, also ich habe da so meine Vermutung. Ich kenne ihn jetzt schon echt lange und habe dementsprechend eigentlich Alles mitbekommen, was so in seinem Leben abgegangen ist. Du hast ihn verändert, weißt du? Das meine ich im positiven Sinne. Dank dir hat er sein Leben echt mal im Griff und es ist nicht das ewige von einer Situation zur Anderen durchmogeln. Er hängt sicherlich viel mehr an dir als dir das bewusst ist und ich denke in dem Moment hatte er einfach panische Angst, dass du glaubst der Vorfall mit Lena würde auf Gegenseitigkeit beruhen und er könnte dich dadurch verlieren." Ich schlucke. „Ich vertraue ihm." „Er vertraut dir auch, glaub mir!" Ich bemerke, wie Niko mich verstohlen ansieht. Was hat er vor? „Penny?" „Ja?" „Könnten wir vielleicht zusammen ein Bisschen singen?" Echt jetzt?! Er und singen? Innerlich lache ich mich schlapp, aber ich nicke. Wenn ihn das aufheitern kann? Zögerlich fängt er an zu singen und ich setze ein. Ein Lied von Sunrise Avenue... wie kreativ... Aber ich liebe es trotzdem! Als wir fertig sind lehnen wir uns aneinander und unterhalten uns noch etwas. Er sagt er versucht mich bei meinem letzten Auftritt in America zu besuchen, da er sowieso dort Termine hat. Das freut mich, ich habe ihn längst ins Herz geschlossen!

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