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-Pennys Sicht-

„Aua, Arschloch!" Fluchend halte ich mir die Stirn, die mir soeben ein breiter, verschwitzter Kerl zu Brei geschlagen hat. „Na, na! Diese Kraftausdrücke verbitte ich mir", druckst Samu hinter mir und schiebt mich vor ihm her auf unseren Sitzplatz zu. „Ach halt doch einfach den Mund, Vollidiot!", bekommt er daraufhin meine schlechte Laune zu spüren und ich höre ihn schnauben. Ich habe bei ihm immer das Gefühl, dass ihn Nichts aus der Ruhe bringen kann; nun ja... zumindest Nichts außer mir und Typen, die etwas von mir wollen, denke ich mir grinsend. Endlich an unseren Plätzen angekommen, lassen wir uns in die roten Plastiksitze fallen. Wir haben eine top Aussicht; hat mein Finne gut ausgesucht. Weiter unten auf der Tribüne bricht Geschrei und Unruhe aus und ich kneife meine Augen zusammen um die Ursache dafür erkennen zu können. „Da ist Justin Bieber!", rufe ich aufgeregt, obwohl Samu ja direkt neben mir sitzt. „Mhm, bei diesem Spiel gibt es ein großes Staraufgebot und wir beide können nur froh sein, dass uns noch keiner erkannt hat." „Ja, echt so! Die Eskalation im Flugzeug hat gereicht." Er legt seine Hand auf mein Knie und ich lächle ihn glücklich an... Aber wehe er fängt jetzt wieder an mich zu reizen! Meinen Kopf gegen seine Schulter lehnend, warte ich darauf, dass sich etwas tut, während sein Kopf auf meinen Kopf gestützt ist. Dann auf einmal beginnen alle zu klatschen und ich sehe mich um; die Spieler sind doch noch garnicht da? „Schau da, die Monitore", erklärt mir Samu und deutet auf die vier riesigen Bildschirme, auf denen das Publikum zu sehen ist. „Kiss cam", grinst er und beobachtet grinsend den Bildschirm, der uns gegenüber gelegen ist. Dann wird das Geschrei groß, als ein bekanntes Model mit ihrem Freund darauf zu sehen ist. Wow, sie ist ja hübsch! Ich lege erneut meinen Kopf auf Samus Schulter und schlinge meine Arme um seinen kräftigen Oberarm. „Angst, dass ich weglaufe?", fragt er mich grinsend und ich strecke ihm die Zunge raus. „Du hättest als Ameisenbär geboren werden sollen, weißt du das?!" Ähm... „Als Ameisenbär?", wiederhole ich lachend, wenn auch mit empörtem Unterton, seine Aussage. „Du wärst ein sehr hübscher Ameisenbär, da bin ich mir sicher..." Wir sehen uns einen Moment mit großen Augen an, bevor wir in Gelächter ausbrechen. In diesem Moment geht wieder ein Grölen durchs Stadium. Erschrocken sehen wir auf und ich starre für den Bruchteil einer Sekunde fassungslos auf den Bildschirm. „Samu...?", stottre ich, „... Samu, das sind wir!" Verlegen lachend fährt er sich durch die hellblonden Locken und sieht abwechselnd zwischen mir und dem Bildschirm hin und her. „Und jetzt?" „Küssen", grinst er, legt seine Hand an meine Wange und seine Lippen sanft auf meine. Zuerst bin ich davon ein wenig überrumpelt, aber dann finde ich in den Kuss und blende das freudige Geschrei des Publikums aus, bis wir uns wieder voneinander lösen und uns noch einen kurzen Moment in die Augen starren, bevor wir unsere Blicke wieder auf den Monitor richten, auf dem nun irgendein anderes Pärchen zu sehen ist. Doch die Leute in unserer Nähe sind jetzt unruhig und werfen uns interessierte Blicke zu. Unsere Sitznachbarn drängen uns so lange, bis wir ein Foto mit ihnen machen. Allerdings startet dann das Spiel und wir sind endlich nichtmehr so interessant.
„Du warst ganz schön nervös, als wir uns vor den Kameras küssen mussten", grinse ich Samu an, als wir das Stadion eilig verlassen und von zwei Sicherheitsleuten zum Taxi begleitet werden. „Quatsch, garnicht." Ich verdrehe die Augen. Der immer gelassene Herr Haber will nicht zugeben, dass er aufgeregt war... „Du bist dir durch die Haare gefahren; das tust du immer, wenn du nervös bist." Triumphierend sehe ich ihn an, da er dagegen nichtsmehr sagen kann. „Gleich im Hotel kommt Niko vorbei", meint er einige Zeit später und ich klatsche freudig in die Hände. „Das ist so lieb, dass er uns besuchen kommt und uns zusieht!" „Dir! Dir zusieht", korrigiert er mich. Richtig... für mich ist Samu allerdings bei meinen Auftritten eine so große Unterstützung, dass ich ihn einfach ohne nachzudenken mit dazu gezählt habe. „Und was machen wir dann?", will ich aufgedreht wissen und trommle auf seinem Bein herum. „Weiß nicht, was willst du machen?" Samus wundervolle, hellblaue Augen ruhen auf mir und ich spüre direkt, wie mein Herz schneller schlägt. „Wir könnten uns was vom Roomservice bringen lassen, Karten spielen und danach an der Konsole zocken und einfach bisschen quatschen?", schlage ich vor. „Das klingt sehr gut, finde ich", brummt Samu lächelnd, „und was hälst du davon wenn wir vier, Niko, Sini, du und ich am Abend nach dem Konzert noch einen mit der Crew draufmachen?" Typisch! Er ist eben immer noch der Alte... nur... besser. Wow, super Beschreibung, Penny. Hand vor den Kopf! „Naguuut, aber nur wenn ihr Jungs euch nicht allzu sehr abschießt." Er sieht mich enttäuscht an. „Aber es ist die letzte Show in America, bevor es dann in Deutschland weitergeht!" „Ja, aber es ist mein", das betone ich besonders, „Konzert und ich kann mit dir nüchtern um einiges mehr anfangen!" Und schon heitert sich sein Gesicht wieder auf - Schlawiner! „Wenn das so ist, dann trinke ich nur genau so viel, dass ich noch gut funktionsfähig bin..." Dieses tiefe, kratzige Raunen! Und diese unanständigen Andeutungen! Mir läuft ein Schauer über den Rücken und mir wird ganz warm. Nicht jetzt Penny, nicht jetzt...
Endlich im Hotel angekommen, entdecke ich Niko an der Bar sitzen, renne auf ihn zu und lege ihm von hinten die Hände vor die Augen. „Na, meine Hübsche?", begrüßt er mich und dreht sich zu mir und Samu um, der mittlerweile zu mir aufgeschlossen hat. „Ach, er darf mich so nennen?!", frage ich Samu grinsend und falle dann Niko um den Hals. „Hey, schön dich zu sehen!" Samu grinst schief. Oh, dieses süße, freche Grinsen! „Ich mache heute mal ne Ausnahme, weil er einen langen Flug hinter sich hat... Aber wenn du meine Kleine nochmal so nennst, dann gibts aufs Maul, hörst du Alter?!" Drohend baut sich Samu vor ihm auf, bevor die Beiden sich lachend in die Arme fallen. „Schön dich zu sehen, Großer!" Schmunzelnd betrachte ich die Beiden. Sie sind vom selben Typ! Ich lasse es mir nicht nehmen mich bei den Beiden einzuhaken und zwischen den beiden gutaussehenden Blondschöpfen von der Lobby bis hin zu unserem Zimmer zu stolzieren. Meine Jungs, haha! Ich schließe das Zimmer auf und lasse den Beiden den Vortritt, bevor ich hinter ihnen eintrete. „Gläschen Wein?", biete ich ihnen an, da wir noch einiges vom Vorabend übrig haben. „Gerne." Ich schenke uns ein und teile anschließend Karten aus, während Samu beim Zimmerservice bestellt. Wir heben die Gläser. „Auf einen schönen Abend!"

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