57. Two ghosts

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Mein Kopf raucht, als ich durch die Bartür nach draußen trete. Zayn hat mir ganz schön die Meinung gegeigt. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, habe ich tief in mir drin natürlich gewusst, dass Harry irgendwie Recht hatte. Ich wollte es mir nur nicht eingestehen. Aber wer gibt schon gerne zur, dass er gerne mal ein Glas mehr trinkt?

Harry hat mich mit seiner Äußerung, ich wäre wie meine Mutter, so sehr verletzt, dass ich einfach abgeblockt habe. Es tat so weh, das zu hören. Und jetzt ist auch noch Zayn total wütend auf mich. Ich muss das irgendwie wieder hinbekommen.

Vielleicht sollte ich direkt zu ihm gehen? Jetzt, wo mir das so wirklich klar geworden ist, will ich es sofort klären. Mit einem Blick auf mein Handy stelle ich fest, dass wir bereits nachmittags haben und es ist Freitag. Das Fotostudio hat also schon zu und der Kindergarten ist auch längst geschlossen. Er müsste zu Hause sein. Ehe ich mich versehe, wähle ich erneut seine Nummer. Doch auch dieses Mal habe ich kein Glück.

Ich kann jetzt nicht nach Hause, da würde ich verrückt werden. Kurzerhand beschließe ich den Bus zu nehmen und zu Harry zu fahren. Die Haltestelle war direkt vor meiner Nase und lange warten musste ich auch nicht. Keine Ahnung, was Harry von meiner Entschuldigung halten würde, aber ich muss es versuchen. Ich ignoriere die nervigen Teenager mit ihrer lauten Musik in der hintersten Reihe und versuche in meinem Kopf die richtigen Wörter zurechtzulegen.

Harrys Wohnung ist nicht allzu weit weg, sodass ich schnell an meinem Ziel bin. Bevor ich es mir anders überlege, stapfe ich mit schnellen Schritten zur Haustür und betätige die Klingel. Als sich nach einer Minute nichts tat, drücke ich noch ein zweites Mal. Doch wieder wurde mir nicht die Tür geöffnet.

"Fuck!", fluche ich und schaue mich auf dem kleinen Parkplatz um. Harrys Auto ist tatsächlich nicht da. Aber wo ist er? Wieder und wieder versuche ich ihn anzurufen, während ich mich auf den Heimweg mache und fieberhaft überlege, wo er sein könnte. Vielleicht ist er mit Gemma übers Wochenende zu den Großeltern gefahren. Oder sie sind einfach nur einkaufen. Vielleicht ins Schwimmbad. Ach verdammt, die Grübelei bringt mir jetzt auch nichts. 

_____

Auch die folgenden Tage kann ich Harry nicht erreichen. Sowohl Samstag als auch Sonntag fahre ich zu ihm, bin jedoch nicht erfolgreich. Meine Nachrichten beantwortet er nicht und meine Anrufe gehen zwar durch, doch angenommen wird das Gespräch nie. Harry muss meine Anrufe sehen, denn er lädt das Handy auf, ansonsten würde ich schon längst kein Freizeichen mehr erhalten.

Am Montag reicht es mir dann und ich gehe vormittags ins Fotostudio. Als ich vor der Tür stehe, rauche ich noch schnell eine. Eigentlich will ich mich damit beruhigen, doch die Wartezeit reicht aus, um mich nur noch nervöser zu machen. Was ist, wenn Harry mich gar nicht sehen oder sprechen will? Vielleicht will er mir gar nicht zuhören?

Seufzend trete ich die Kippe auf der Straße aus und betrete dann das Studio. Es sind keine Kunden zu sehen und aus den Lautsprechern dudelt leise Radiomusik. Geduldig warte ich bis jemand nach vorne kommt und schaue mir dabei die Fotografien an, welche ausgestellt sind.

"Guten Tag, kann ich Ihnen weiterhelfen?", fragt mich eine freundliche Männerstimme, die aber leider nicht Harry gehört. Ich drehe mich um und sehe einen Typen um die 30 mit kurz geschorenen strohblonden Haaren. "Äh, eigentlich wollte ich mit Mr. Styles sprechen. Ist er da?", frage ich zögerlich. Mein Herzschlag beschleunigt sich sekündlich bei dem Wissen, dass Harry mir gleich endlich wieder gegenüber stehen wird.

"Tut mir leid. Mr. Styles hat sich für die Woche krank gemeldet. Vielleicht kann ich ja helfen? Geht es um einen Auftrag?" Oh, er ist krank? Hoffentlich ist es nichts Ernstes. Aber dann müsste er ja zu Hause sein.

"Okay. Nein, danke. Dann hat es sich erledigt. Schönen Tag wünsche ich Ihnen noch.", verabschiede ich mich schnell, um das Fotostudio wieder zu verlassen. Harry ist also krank. Das heißt, ich werde ihn heute auf jeden Fall bei sich zu Hause erwischen.

Die große Uhr des Kirchturms zeigt mir an, dass Gemma noch zwei Stunden im Kindergarten hätte. Ich werde sie einfach jetzt schon abholen und dann zu Harry gehen, damit er nicht extra los muss. Hoffentlich geht der Plan auf.

Oft genug hatte ich Gemma zum Kindergarten gebracht und wieder abgeholt. Die Erzieherinnen kannten mich bereits und werden sicherlich einverstanden sein, wenn ich sie mitnehme. Mit eiligen Schritten mache ich mich auf den Weg. Heute war zum Glück ein sonniger Tag, und auch wenn die Temperatur um den Gefrierpunkt lag, konnte man es gut aushalten draußen.

Als ich am Gebäude ankomme, sehe ich schon die Ökö-Tante, welche ich beim allerersten Mal kennen lernen durfte. Innerlich stöhne ich auf, warum muss sie ausgerechnet heute hier sein.

"Ah, hallo Mr. Tomlinson. Mit Ihnen habe ich heute nicht gerechnet. Ist alles in Ordnung?", begrüßt sie mich mit einer übertriebenen Freundlichkeit. "Nein alles gut, ich wollte eigentlich Gemma holen.", antworte ich hier. Verwundert schaut sie mich an und legt dann ihren Kopf schief. "Harry hat Gemma entschuldigt. Sie ist krank. Hat er nicht mit Ihnen gesprochen?"

Gemma ist auch krank? Jetzt wird's merkwürdig. Irgendetwas stimmt da doch nicht. Oder haben die beiden sich gegenseitig angesteckt. "Oh, ähm, ich... Harry ist auch krank und wir haben uns am Wochenende nicht gesehen. Da hatte er es wohl nicht im Kopf, mir Bescheid zu geben." - "Ach das kenne ich. Wenn ich krank bin, ist in meinem Kopf auch nur Matsche.", sagt sie und grinst mich blöd an. So schnell wie möglich verabschiede ich mich wieder von ihr und mache mich ohne Umwege auf den Weg zu Harrys Wohnung.

Noch bevor ich die Tür erreiche, fällt mir auf, dass Harrys Auto immer noch nicht zu sehen ist. Ich runzele die Stirn, drücke aber trotzdem die Klingel. Wieder und Wieder. Ich klingel Sturm, doch öffnen tut mir niemand. Das ist doch frustrierend.

Verdammt Harry! Wo seid ihr?

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Oh, oh, oh... Gemma und Harry sind wie vom Erdboden verschwunden...

Where is the love - [Larry-AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt