21. From the dining table

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Nachdem ich Niall und Zayn von meinem Erlebnis und meiner Erkenntnis erzählt hatte, konnte ich mich tatsächlich besser auf die Arbeit konzentrieren. Es war ziemlich voll, kein Wunder, es war schließlich Freitagabend. Sogar Eleanor kam vorbei und hielt mich mit ihren Mädels und deren Getränkebestellungen ganz schön auf Trap. 

Doch jetzt am Morgen danach, wo die Ablenkung vorbei war, konnte ich mir endlich mal Gedanken machen. Harry hat mich geküsst. Nein, falsch. Ich habe Harry geküsst. Aber er hat erwidert und das sofort, er hat nicht eine Sekunde gezögert. Was hieß das jetzt für mich? Mag er mich so, wie ich ihn auch... mag? Oder ist er auch eher jemand, der nichts abrennen lässt? Warum muss Verliebtsein nur so kompliziert sein.

Seufzend drückte ich auf die Start-Taste meiner Kaffeemaschine und ließ die Brühe in die Tasse laufen, während ich einen Blick durch meine Wohnung warf. Ich könnte mal wieder aufräumen. Aber erst brauche ich meinen Kaffee. Mit der Tasse in der Hand machte ich mich zurück ins Wohnzimmer und setzte mich aufs Sofa. Auf dem Tisch vor mir stand noch eine fast leere Whiskeyflasche. Wann hatte ich die denn getrunken?

Schulterzuckend nahm ich die Flasche und schüttete den letzten Rest in meinen Kaffee. Mit einem Nippen an dem Getränk, stelle ich fest, dass es ein leckereres Flavour ist, hätte ich das vorher gewusst...

Ich griff nach meinem Handy und scrollte durch diverse Social Media Accounts, als ich plötzlich eine Nachricht von Harry erhielt. Vor Schreck hielt ich inne. Was er wohl möchte? Man Louis, schau doch einfach nach. Etwas nervös klicke ich dann auf die Nachricht.

From: Harry
Hi Louis, bleibt es bei heute Abend?

Achja, wir hatten uns ja schon vor ein paar Tagen für heute Abend zum Kochen verabredet. Aber warum fragt er jetzt noch einmal nach Entweder dachte er, ich hätte es vergessen, oder er hofft, ich sage ab oder er war selbst verunsichert, nach unserem gestrigen Kuss. Ich hoffte einfach mal auf die letzte Variante.

From: Louis
Davon bin ich ausgegangen. Soll ich etwas mitbringen?

Beim letzten Mal hatte Harry die ganzen Lebensmittel eingekauft und ich habe ihn nicht mal gefragt, wie viel Geld er von mir bekommt. Wie peinlich! Dafür würde ich dieses Mal definitiv die Kosten für das Essen übernehmen, so viel stand fest.

From: Harry
Das freut mich :) Nein, ich habe schon alles zu Hause.

Okay, vielleicht besser für's Essen, dass er schon alles hat, wahrscheinlich hätte ich noch das Falsche gekauft. 

Und... er freut sich, dass ich komme und hat mir einen Smiley geschickt, das ist doch ein gutes Zeichen oder? Mein Herz machte einen freudigen Hopser und für mich bestand wirklich kein Zweifel mehr: Mich hat es voll erwischt.


_____



"Hi Louis, komm rein." Ein gut gelaunter Harry öffnete mir die Tür, wartete geduldig bis ich Schuhe und Jacke aus hatte und ging dann mit mir in die Küche. Meine Augen wurden groß, als ich sah, was Harry bereits vorbereitet hatte. "Fisch?", fragte ich ungläubig. "Ja, hatte ich vor. Oder magst du keinen Fisch?" - "Ob ich Fisch mag? Ich finde Fisch sowas von geil, habe es nur seit Ewigkeiten nicht mehr gegessen, da ich einfach nicht kochen kann. Und den Fisch aus der Tiefkühlabteilung kannst du sowas von vergessen."

"Okay, da habe ich ja Glück gehabt.", grinste er mich an und drückte mir auch sogleich einen kleinen Sack Kartoffeln in die Hand. "Hier. Magst du bitte schon einmal Kartoffeln schälen? Ich würde gerne Kartoffelpüree dazu machen." Ich nickte, legte die Kartoffeln beiseite und ging dann zur Besteckschublade, um mir ein Schälmesser zu holen. "Harry, du weißt aber, dass es das auch aus der Tüte gibt oder? Das ist nicht so aufwendig."

Harry drehte sich zu mir und hob eine Augenbraue. "Glaub mir. Wenn du selbstgemachtes Kartoffelpüree gegessen hast, wirst du nie wieder eine Tüte anrühren. Weißt du eigentlich was es für verschiedene Kartoffeln gibt?"

Woher soll ich das wissen?

"Du wirst es mir sicher gleich erklären.", grinste ich ihn mit schief gelegtem Kopf an. "Okay, also es gibt mehligkochende, festkochende und vorwiegend festkochende. Da wir Püree machen, habe ich Mehligkochende besorgt, die sind am weichsten und daher gut zu stampfen. Die Festkochenden würdest du eher bei Bratkartoffeln zum Beispiel nehmen, da diese dir nicht in der Pfanne zerfallen." 

"Ah, gut zu wissen. Habe ich abgespeichert.", sagte ich und machte mich ans Kartoffeln schälen. Mit einem Blick zu Harry stellte ich fest, dass dieser das Gemüse zerkleinerte, welches es als Salat dazu geben sollte. Da er meinen Blick nicht sah, konnte ich ganz ungeniert seine Rückseite begutachten. Wie konnte ein Kerl in einer schwarzen Trainingshose so verboten gut aussehen? Ob sich heute wohl wieder eine Situation für einen Kuss ergeben würde?

Blinzelnd schüttelte ich schnell meinen Kopf und hätte ich gerade was getrunken, hätte ich mich mit Sicherheit verschluckt. Gehirn! Konzentriere dich jetzt auf die Kartoffeln und nicht auf Harry!

"Louiiiiiis." Gemma kam geradewegs auf mich zugerannt und noch bevor sie ankam, hatte ich das Messer aus der Schussbahn genommen und das war auch gut zu. Euphorisch schmiss sie sich in meinen Arm, sodass ich Mühe hatte sie zu halten. "Na Kleine, alles gut bei dir?" - "Jaaa. Bauen wir gleich wieder einen Schneemann?" Ich musste tatsächlich etwas schmunzeln bei ihrer Frage. "Ich denke heute nicht mehr. Es ist schon dunkel, wir essen gleich und dann musst du auch schon bald ins Bett." - "Manno."

Sie rutschte wieder von meinem Schoß und verschwand ohne ein weiteres Wort aus der Küche. Da hat sie es ja lange bei uns ausgehalten. "Tja, jetzt ist sie eingeschnappt...", grinste Harry mich an. "...und hast du die Kartoffeln fertig? Dann können die auf den Herd." - "Ja, habe ich."

Während die Kartoffeln kochten und der Salat durchzog, kümmerten wir uns um den Fisch. Harry erklärte mir zwar alles haargenau, aber ob ich mir wirklich alles merken werden würde, kann ich echt nicht versprechen. 

Zu den Kartoffeln gaben wir noch etwas Butter, Milch, Salz, Pfeffer und Rosmarin, bevor sie zerstampft wurden. Und ich muss zugeben, es hat wirklich köstlich geschmeckt, Harry hatte Recht, eine fertige Tüte würde hiergegen niemals ankommen.

Nach dem Essen haben wir es wieder so gemacht, dass Harry abwusch und ich Gemma eine Gute-Nacht-Geschichte vorlas. Ich kann mir bis jetzt einfach nicht erklären, warum mir das so plötzlich Spaß machte, mich um kleine Kinder zu kümmern. Aber was soll's. Ich kann mir so einige Dinge aus den letzen Wochen nicht erklären.

Am allermeisten beschäftigte mich jedoch gerade Harrys Verhalten, seit unserem gestrigen Kuss. Harry tut so, als wäre er nie passiert und verhält sich mir gegenüber, wie die Tage davor auch schon, dabei würde ich ihn wirklich gerne erneut küssen. Ich fühlte mich nach dem Kuss wie im Himmel, es war einfach unbeschreiblich schön.

Ich befürchte jedoch, dass ihm der Kuss weniger bedeutet hat, als mir...

Where is the love - [Larry-AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt