Gemeinsam mit Taylor gehe ich zum Essenssaal. Da wir heute etwas später dran sind, ist es auch voller als sonst. Unser Stammtisch ist aber zum Glück noch frei, also setzt Taylor sich schnell dort hin, während ich mir schon vom Buffet zu Essen hole.
Mir ist etwas flau im Magen, also greife ich nur zu einer Scheibe Vollkornbrot. Dazu nehme ich etwas Frischkäse und Putenbrust. Innerlich verdrehe ich die Augen, weil Harrys Frühstück irgendwie schon immer so aussah, jedenfalls seit dem ich ihn kenne. Er isst immer so bewusst, während ich immer nur Müll in mich stopfe. Zum Glück habe ich einen ganz guten Stoffwechsel, ansonsten hätte ich mit Sicherheit einige Kilos mehr auf den Rippen.
Mit noch einer Tasse Tee setze ich mich an den Tisch und schicke Taylor los, damit sie sich auch etwas nehmen kann. Ich schaue ihr hinterher und mustere ihre Figur. Seit ich hier bin, hat sie nicht den Eindruck gemacht, als hätte sie noch eine Essstörung. Sie hat immer normale Portionen gegessen und ist danach auch nicht auf Toilette gewesen, um sich möglicherweise den Finger wieder in den Hals zu stecken. Ihr scheint es also wirklich gut zu gehen und ich finde auch, dass sie ein bisschen zugenommen hat und daher deutlich gesünder und nicht mehr ganz so knochig aussieht.
Als Taylor sich mit ihrer Müslischüssel umdreht und wieder auf mich zukommt, sieht sie mich etwas unsicher an. "Ist alles in Ordnung? Du guckst so komisch.", fragt sie mich. "Alles gut. Habe nur gerade gemerkt, wie gut du aussiehst. Also gut im Sinne von gesund, natürlich siehst du auch gut im Sinne von hübsch aus, aber jetzt meinte ich gerade, dass du nicht mehr krank aussiehst, also..." Was laber ich da eigentlich? Da wollte ich mal freundlich sein, habe aber irgendwie das Gefühl, sie beleidigt zu haben. Taylor fängt an zu lachen. "Alles gut, ich weiß schon, was du sagen willst. Danke. Ich fühle mich auch eindeutig besser.", antwortet sie lächelnd und schiebt sich ihren ersten Löffel in den Mund. Ich schaue auf meinen Teller und sehe das bisher noch unberührte Brot. Seufzend nehme ich es in die Hand und beiße hinein.
Zwei Stunden später stehe ich in Sportklamotten vor der Frauenumkleide und warte auf Taylor. Ein Handtuch hängt über meine Schulter und eine Wasserflasche habe ich in der Hand, als sie endlich rauskommt. "Na endlich.", stöhne ich gespielt genervt. "Hey, so lange habe ich nun auch nicht benötigt." Ich strecke ihr die Zunge entgegen und gehe dann den Flur entlang, während sie mir folgt.
Im Therpiezentrum gibt es ein Mini-Fitnessstudio und da vormittags die meisten Einzel- oder Gruppensitzungen haben, ist es leer und wir sind für uns. Wir beginnen auf dem Laufband und joggen etwa eine viertel Stunde, um warm zu werden. Mein Handy habe ich immer im Blickfeld, um ja nicht zu verpassen, wenn sich bei Zayn und Perrie etwas tut. Ich schaue auf die Anzeige und sehe, dass ich unbewusst schon schneller laufe, als noch vor zwei Wochen. Täglich habe ich hier Sport gemacht und bin überrascht darüber, wie schnell man Fortschritte sieht. Ob mein Körper sich wohl auch verändert hat? Man selbst merkt das ja kaum, da man sich ständig selbst sieht.
"Okay, jetzt bin ich wach.", schnauft Taylor, als wir von den Laufbändern steigen. "Haha, dann kannst du mich ja jetzt fertig machen.", grinse ich und gehe vor in den Krafttrainingbereich. "Sehr witzig. Du bist ein Mann. Ich eine Frau." Ich zucke nur mit den Schultern und mache mich auf einer der Matten breit. Am ersten Tag haben wir uns von einer Trainerin eine ganze Reihe Übungen zeigen lassen, die wir seitdem immer machen. Taylor hingegen fängt heute mit den Hanteln an, schaltet vorher jedoch noch Musik an der kleinen Anlage an, die an der Wand hängt.
Als ich bei den Sit-Ups ankomme, merke ich, dass ich heute nicht ganz so viel Power wie sonst habe. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich nicht genügend gefrühstückt habe, aber mehr ging heute einfach nicht, da meine Gedanken die ganze Zeit über bei Zayn sind. Dennoch kneife ich die Augen zusammen und ziehe mich angestrengt wieder nach oben. Als ich endlich die letzte Wiederholung geschafft habe, lasse ich mich auf den Rücken fallen und strecke alle Viere von mir. "Fuck, bin ich im Arsch.", schnaube ich. Taylor tritt lachend an mich heran und tippt mit ihrer Fußspitze gegen meinen Bauch. "Jetzt schon? Du hast noch das Gerätetraining vor dir." Ich stöhne und lege das Handtuch auf mein Gesicht, was Taylor nur noch lauter lachen lässt.
Trotz meines Rumgemeckers ziehe ich das Training durch und bin danach ein klitzekleines bisschen stolz auf mich, dass ich es gemacht habe. Okay, Taylor bin ich auch dankbar, denn ich wette, dass ich aufgegeben hätte, wenn sie mich nicht ein paar Mal angespornt hätte.
In der Umkleide lege ich meine verschwitzten Klamotten ab, schnappe mir mein Handtuch und tapse dann mit dem Duschgel in die Dusche. Das Handtuch hänge ich an den Haken neben der Tür und das Duschgel schmeiße ich auf den Boden, während ich das heiße Wasser auf meinen Körper prasseln lasse. Ich schließe die Augen und genieße das angenehme Gefühl. Ich weiß nicht wieso, aber immer wenn ich in einer fremden Dusche stehe, muss ich an die Situation im Krankenhaus denken. Harry und ich waren noch nicht zusammen und jemand sollte zur Aufsicht mit im Badezimmer sein, während ich dusche. Jetzt sollte ich die Gedanken allerdings wieder beiseite schieben, denn hier kann jederzeit jemand reinkommen und mit 'nem harten Schwanz will ich demjenigen nicht begegnen.
Bückend greife ich zum Duschgel und seife zunächst meine Haare, dann meinen Körper ein. Gerade als ich den Schaum von meinem Körper spülen möchte, höre ich mein Handy klingen. Wirklich... jetzt? Egal, wie vom Blitz getroffen, renne ich aus der Dusche und krame wie wild im meiner Tasche.
"Zayn!", rufe ich ins Telefon, als ich es schließlich gefunden habe. Erst höre ich gar nichts, dann aber ein leises Schluchzen. Weint Zayn? Oh Gott... Augenblicklich rutscht mir das Herz in meine nicht vorhandene Hose. Ist etwas schief gelaufen?
"Zayn?", frage ich vorsichtig und schlucke. "Louis... er...", fängt er an. Seine Stimme zittert und mir wird wieder ziemlich schlecht. Am liebsten würde ich ihn jetzt schütteln, damit er endlich mit der Sprache rausrückt.
"Er ist da... Ich bin Vater, Louis." Ein Schwall an Erleichterung durchströmt meinen Körper, anscheinend weint er nur vor Freude. "Wie geht es Perrie?", will ich dennoch wissen. "Gut. Ihr geht es gut.", schnieft er. Gott sei Dank. Meine Güte, hat er mir Angst eingejagt. Meine angespannten Schultern lasse ich fallen und ich fahre mit meiner freien Hand durch meine Haare, schaue danach mit gekräuselter Stirn meine mit Schaum bedeckten Finger an und grinse.
"Herzlichen Glückwunsch Zayn. Ich freue mich so für dich. Für euch." - "Danke Lou. Ich freue mich schon, wenn der kleine Mann seinen Onkel Louis kennen lernen darf." Leise lache ich. Ja, Zayn hatte mich von Anfang an als Onkel betitelt. Zu Beginn fand ich es ziemlich nervig und habe immer die Augen verdreht, jetzt rührt es mich irgendwie. "Aber jetzt mal raus mit der Sprache. Wie heißt er?"
"Er heißt Charlie. Das war ziemlich witzig. Perrie und ich haben den Kleinen gesehen, uns angeschaut und beide gleichzeitig den Namen Charlie gesagt. Ja, dann war es schnell klar." - "Charlie...", wiederhole ich. Der Name gefällt mir. Kurz denke ich an Harry und an den Moment, wenn wir über Namen für unser Kind sprechen. Mir wird ganz warm ums Herz, welches auch promt schneller schlägt. Jedoch zwinge ich mich schnell den Gedanken beiseite zu schieben. Jetzt gerade geht es um Zayn, Perrie und Charlie.
"Was waren das eigentlich für Komplikationen, von denen du gesprochen hast?", frage ich ihn. "Das Kind lag irgendwie falsch und dann wird wohl ziemlich heftig auf dem Bauch rumgedrückt, um es in eine bessere Position zu drehen. Erfahrungen haben wohl gezeigt, dass einige Väter dies als Bedrohung ihrer Frau sehen und daher werden diese dann immer rausgeschickt." - "Oh, achso." Okay, das klingt zum Glück nicht ganz so dramatisch, allerdings stelle ich mir das Bild schon merkwürdig vor, wenn Ärzte und Hebammen von außen versuchen ein Kind im Bauch zu drehen.
"Louis, ich muss wieder auflegen. Perries Eltern kommen gerade." - "Ja klar. Grüß Perrie ganz lieb von mir und alles Gute euch Dreien. Wir sehen uns nächste Woche, Bro." - "Danke, bis dann Kumpel."
Ich grinse und sehe auf, als ein kalter Luftzug meine Haut streicht. Ein älterer Herr mit Sporttasche kommt rein und sieht mich etwas verwirrt an. Ich schaue an mir runter und muss schmunzeln, immerhin stehe ich hier splitterfasernackt, eingeseift und wie ein Irrer grinsend mitten in der Umkleide. Zu meinen Füßen hat sich bereits eine große Pfütze gebildet und schnell schmeiße ich mein Handy zurück in die Tasche, damit ich mich abduschen konnte.
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Where is the love - [Larry-AU]
FanfictionFremde würden sagen, Louis ist ein unangenehmer Zeitgenosse und man solle ihm lieber aus dem Weg gehen. Mit seinen 26 Jahren trinkt, raucht und flucht er gerne, zudem darf fast jedes Wochenende eine andere Frau sein Schlafzimmer kennen lernen. Er le...